So unterstützen Sie Eltern gekonnt in der Kommunikation mit ihren Kindern


03.08.2015

Mit Tränen in den Augen steht Michaels Mutter vor Ihnen: „Ich kann sagen, was ich will …“ Michael hört seiner Mutter nicht mehr zu, er reagiert erst auf massive Androhungen. Schnell ist die Mutter genervt, schimpft und droht mit allem Möglichen. „Dann bleibst du eben über Nacht im Kindergarten!“ gehört zu ihrem Standardrepertoire.

Sicher kennen Sie noch viele Beispiele misslungener Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. Es ist für Eltern und Kinder schwer, dem Teufelskreis von gestörter Kommunikation zu entkommen. Bieten Sie Gespräche an, in denen Sie Eltern konkrete Tipps für eine gute Kommunikation geben. Ihre Anregungen sind für die Eltern wichtig, denn häufig sind sie „betriebsblind“ und nehmen ihre Kommunikationskiller nicht mehr wahr.

 

Folgende 3 Punkte helfen Eltern, die Kommunikation und damit auch die Beziehung zu ihren Kindern dauerhaft zu verbessern:

 

1. Bewusstes Zuhören

 

Kinder spüren sehr genau, wenn ihnen nicht richtig zugehört wird. Auch ein abwesendes Kopfnicken oder ein dahingesagtes „Aha“ kann sie darüber nicht hinwegtäuschen. Sie hören auf zu erzählen und fühlen sich verletzt. Deshalb ist für eine gute Kommunikation Grundvoraussetzung, dass Eltern ihren Kindern ganz bewusst zuhören. Signalisieren Sie im Gespräch mit den Eltern Verständnis dafür, dass dies sicher kein leichtes Unterfangen in der Familie ist.

Gemeinsam mit Michaels Mutter können Sie Familiensituationen durchgehen, in denen bewusstes Zuhören möglich ist, z. B. auf dem Nachhauseweg vom Kindergarten, beim gemeinsamen Essen oder beim Zubettgehen.

Sicher gibt es auch Situationen, in denen Eltern ihren Kindern nicht zuhören können, z. B. beim Einkaufen oder Telefonieren. Machen Sie Michaels Mutter bewusst, dass es dann nötig ist, dies klar zu formulieren. „Ich kann dir jetzt nicht zuhören, weil ich beim Einkaufen nichts vergessen möchte. Bitte erzähle es mir später, wenn wir im Auto sind.“

Zum bewussten Zuhören gehört,

  • den Blickkontakt mit dem Kind zu halten,
  • die Konzentration auf das zu legen, was das Kind sagt,
  • zu warten, bis das Kind fertig gesprochen hat,
  • bei Unklarheiten nachzufragen,
  • Aussagen des Kindes zu wiederholen.

Indem Eltern ihrem Kind ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und ihm bewusst zuhören, vermitteln sie dem Kind: „Ich interessiere mich für dich, du bist mir sehr wichtig!“

 

 

2. Aufforderungen positiv formulieren

 

Lass deine Sachen bitte nicht im Wohnzimmer herumliegen!“ oder „Schrei nicht so herum!“ sind Sätze, die Eltern immer wieder sagen und die in der Regel wirkungslos verhallen. Der Tonfall wird genervter und das Kind blockiert. Denn das menschliche Unterbewusstsein überhört das Wort „nicht“ in der Regel. Wahrgenomen wird: „Schrei … so herum!“ Deshalb ist es wichtig, dass Eltern Botschaften positiv formulieren. Sätze wie „Nimm deine Spielsachen bitte mit in dein Zimmer“ oder „Spiel bitte leiser“ werden überraschende Auswirkungen haben. Zusätzlich haben sie 2 weitere wichtige Effekte:

  • Das Kind erfährt klar, was von ihm erwartet wird.
  • Das Kind hört nicht mehr überwiegend negative Wörter wie z. B. „schlampig“, „frech“ oder „vergessen“, sondern stattdessen „ordentlich“ oder „lieb“.

So wird die Wahrnehmung von Eltern und Kindern auf positive Werte und Verhaltensweisen gelenkt. Im Gespräch mit Michaels Mutter können Sie gemeinsam überlegen, ob es typische Sätze gibt, die sie immer wieder ausspricht. Bieten Sie den Eltern an, diese Sätze positiv umzuformulieren.

 

3. Der Klassiker – immer wieder loben

 

Lob spornt an, es macht stolz und glücklich. Das kennt jeder auch von sich selbst. Bei Kindern ist das Lob umso wichtiger, weil sie noch ihre Fähigkeiten und ihre Persönlichkeit entwickeln. Gerade Eltern, die Schwierigkeiten in der Kommunikation mit ihren Kindern haben, fällt es schwer, Lobenswertes an ihrem Kind auszudrücken. Michaels Mutter hat Eindrücke wie „Er hört nicht auf mich“ oder „Er macht nur, was er will“. Dabei übersieht sie leicht Situationen, in denen ihr Sohn positives Verhalten zeigt.

Im Gespräch ist es wichtig, dass Sie versuchen, diese Sichtweise von Michael zu verändern. Erzählen Sie deshalb seiner Mutter, was er in Ihrer Gruppe bereits kann und gut macht. Laden Sie die Mutter ein, positive Eigenschaften und besondere Fähigkeiten von Michael zu nennen. Wann immer die Mutter dieses positive Verhalten wahrnimmt, sollte sie Michael dafür loben, z. B.:

  • „Ich bin stolz auf dich, dass du so gut klettern kannst.“
  • „Ich freue mich, dass du dich ganz allein angezogen hast.“
  • „Mir gefällt die Burg, die du gebaut hast, sehr gut.“

 

Doch Vorsicht: Lob kann sich abnutzen, wenn es nicht ehrlich gemeint ist oder zur Dauerberieselung wird.

Mit diesen konkreten Kommunikations-Tipps beraten Sie Eltern professionell, ohne sie zu überfordern. Damit werden keine Wunder geschehen, sondern viele kleine Schritte hin zu einer guten Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. Und wenn Sie beobachten, dass Eltern eine erfolgreiche Kommunikation mit ihren Kindern gelingt, freuen sie sich, genau wie die Kinder, über eine positive Rückmeldung von Ihnen!


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