Eingewöhnung in der Kita: Praxis-Tipps für Erzieher und Eltern


07.11.2022

Mit dem Gang in die Kita beginnt für viele Eltern und Kinder ein neuer Abschnitt. Damit der Übergang möglichst sanft ist, gibt es die Eingewöhnung. Dabei werden die Kinder (und auch die Eltern) schrittweise an die neue Situation gewöhnt und nicht gleich ganztägig von heute auf morgen fremdbetreut.

Sowohl für Erzieher ist die Eingewöhnung in der Kita herausfordernd als auch für Eltern. Beide Seiten können ihren Beitrag dazu leisten, wie die Eingewöhnung reibungslos gelingt und die Bedürfnisse des Kindes in den Fokus gerückt werden. 


Wie läuft die Eingewöhnung in der Kita ab?

Die Eingewöhnung in der Kita erfolgt in Deutschland grundsätzlich nach zwei Modellen:

Welches Modell in welcher Kita zur Anwendung kommt, entscheiden entweder die Kitas selbst oder der Einrichtungsträger. Bei beiden Varianten handelt es sich um eine stufenweise Eingewöhnung, die verschiedene Gewöhnungs- und Annäherungsprozesse vorsieht. 

Vor der Eingewöhnung in der Kita steht in der Regel ein Informationsgespräch auf dem Plan, in dem die Eltern über das in der Einrichtung angewandte Modell informiert werden. Die Eingewöhnung erfolgt dann in mehreren Phasen und gilt als abgeschlossen, wenn das Kind den Erzieher oder die Erzieherin als neue Betreuungsperson akzeptiert hat und sich in der neuen Umgebung wohlfühlt.

Wie lange dauert eine Eingewöhnung?

Die meisten Kitas planen für die Eingewöhnung eine Zeit von vier Wochen ein. Es gibt auch Kindern, bei denen es schneller geht und andere, bei denen mehr Zeit nötig ist.

Letztlich hängt es sowohl vom Charakter des Kindes als auch von der Einstellung der Eltern sowie von der Kommunikation der Erzieher ab, wie gut und schnell eine Eingewöhnung funktioniert. 

Welche Probleme können bei der Eingewöhnung auftauchen?

Zu den typischen Problemen gehört, dass Kinder nicht mit der Trennungssituation zurechtkommen. Sie melden sich dann, indem sie weinen, quengeln oder sehr anhänglich sind. Auch, dass auf einen guten Tag, an dem die Kinder viel mit anderen spielen, ein Tag folgt, an dem sie sehr anhänglich sind und nicht allein gelassen werden wollen, ist normal. 

Dass auf eine gute Woche wieder ein schlechter Tag folgt, an dem die Kinder in der Trennungssituation von den Eltern weinen, ist ebenfalls normal, gerade, wenn ein Wochenende dazwischen lag. Wichtig ist, mit den Kindern einfühlsam umzugehen und im Zweifel in der Eingewöhnung nochmal einen Schritt zurückzugehen, bis die Kinder sich in der Situation wieder wohlfühlen. 

Für die Kinder ist die gesamte Kita-Situation neu und ungewohnt und weinen ist für sie ein Weg, mit Stress umzugehen. Wenn das Kind in der Trennungssituation weint und sich kurz darauf aber dem Spiel mit anderen Kindern widmet, ist das kein Grund zur Sorge. Auch wenn die Kinder nach der Kita quengelig oder anhänglich sind, heißt das nicht gleich, dass es ihnen schlecht geht, sondern nur, dass sie sich nach der Nähe der Eltern sehnen. Diese sollte ihnen dann auch gegeben werden.

Wann ist ein Kind bereit für die Kita?

Grundsätzlich sind Kinder ab einem Jahr bereit für die Kita. Auch schon mit zehn Monaten kann es möglich sein, sie in die Kita zu geben. Zwar sind die ersten Wochen und Monate für die Kinder herausfordernd, aber mit der Zeit gewöhnen sie sich an die neue Situation und profitieren vom Umgang mit anderen Kindern sowie anderen Bezugspersonen. Sind die Kinder besonders schüchtern, können besonders einfühlsame Erzieher die Scheu vor der neuen Umgebung ausgleichen.

Je jünger Kinder sind, desto mehr Aufmerksamkeit brauchen sie. Insbesondere wenn sie zum Beispiel noch nicht selbst laufen können, braucht es eine intensive Betreuung. Auch eine feste Bezugsperson hilft, dass Kinder sich schneller wohlfühlen. Kinder, die erst mit zwei oder drei Jahren in die Kita kommen, sind schon deutlich stärker an der Interaktion mit Gleichaltrigen interessiert und brauchen weniger die enge Bindung zu einem Erzieher oder einer Erzieherin.

Sobald Kinder Interesse an anderen Personen haben, sich von den Eltern wegbewegen und beginnen ihre Umgebung zu erforschen, sind sie auch bereit für die Kita. Wenn sie sich z.B. beim Weinen von anderen Personen als den Eltern beruhigen lassen, ist das ebenfalls ein Anzeichen. Doch selbst wenn das noch nicht der Fall ist, sollten Eltern keine Angst vor der Kita haben – schließlich ist sie auch dafür da, dass Kinder lernen. Natürlich ist eine stabile Eltern-Kind-Beziehung für Kinder das Wichtigste, aber eine Fremdbetreuung sollte nicht als Problem angesehen werden. Hauptsache die Betreuung ist gut, liebevoll und gibt dem Kind Sicherheit.

Was erleichtert die Eingewöhnung in der Kita? 5 Tipps für Erzieher

Erzieher leisten einen großen Beitrag dazu, dass die Eingewöhnung gelingt. Mit diesen fünf Tipps helfen sie dem Kind, sich schnell einzufinden und neue Bezugspersonen zu akzeptieren.

  1. Erzieher sollten die Kinder nicht überfordern und den Kontakt zum Kind zunächst dann suchen, wenn auch die Eltern anwesend sind. Merkt das Kind, dass die Eltern dem Erzieher vertrauen, fällt es ihm ebenfalls leichter sich auf ihn einzulassen.
  2. Erzieher sollten Eltern klare Anweisungen hinsichtlich der Trennungszeiten geben, denn die Eingewöhnung funktioniert nicht, wenn die Eltern gleich am ersten Tag für mehrere Stunden den Raum verlassen. Klare Ansagen, die Aufforderung zur Mitarbeit und sich an vereinbarte Zeiten zu halten, hilft letztlich dem Kind und sollte daher auch so kommuniziert werden. 
  3. Bei der Eingewöhnung eines Kindes sollte es eine Hauptbezugsperson für die Kinder geben, die sich dem Kind besonders intensiv widmet. Das erleichtert den Prozess sowohl für die Kinder als auch für die Eltern. 
  4. Eine offene Kommunikation mit den Eltern ist das A und O. Ihnen am Ende einer Trennungsphase während der Eingewöhnung zu berichten, wie es den Kindern ergangen ist und wie sie sich verhalten haben hilft, die nächsten Schritte mit einem guten Gefühl anzugehen.
  5. An die Pflegeroutinen wie Wickeln sollten Erzieher langsam herangehen. An den ersten Tagen der Eingewöhnung kann das noch das Elternteil übernehmen, während die Erzieher dabei sind. Erst nach und nach werden die Rollen getauscht, damit sich die Kinder langsam an den neuen Körperkontakt gewöhnen.


Was erleichtert die Eingewöhnung in der Kita? 5 Tipps für Eltern

Auch Eltern können ihren Teil dazu beitragen, dass die Eingewöhnung der Kinder in der Kita zügig funktioniert.

  1. Die Eingewöhnung sollte von einer Person begleitet werden, nicht von wechselnden. Ob Mama, Papa oder Oma: Hauptsache, es handelt sich um eine bereits bestehende Bezugsperson.
  2. Eltern können Informationen für die Erzieher zusammenstellen, die das Kind betreffen. Essgewohnheiten und Einschlafhilfen zu kommunizieren, hilft den Erziehern, besser auf die Kinder eingehen zu können.
  3. Eltern sollten den Erziehern vertrauen. Ihnen ihren Job zu erklären und darauf zu bestehen, dass die Dinge genau wie zuhause ablaufen, wird zu Spannungen führen und hilft dem Prozess nicht. Kooperation, Kommunikation und Vertrauen sind die wichtigsten Grundpfeiler während der Kita-Eingewöhnung.
  4. Kita und Zuhause können verbunden werden, indem z.B. daheim eine Tätigkeit begonnen wird, die in der Kita fertiggestellt wird, wie zum Beispiel das Malen eines Bildes. Das sorgt für Vertrautheit in der Kita.
  5. Eltern sollten Ihrem Kind gegenüber positiv sein und eigene Ängste nicht übertragen. Positiv über die Kita zu sprechen und Freude auszudrücken hilft dem Kind zu verstehen, dass es sich bei der Veränderung um etwas Gutes handelt.

Feedbackgespräch nach der Eingewöhnung – 5 Tipps

1. Tipp: Das sollten Ihre Gesprächsziele sein

Ein Elterngespräch, zu dem Sie einladen, um in Ruhe und ganz bewusst über das Kleinkind zu sprechen, ist ein offizieller Anlass. Dieser wird von den Eltern oft wertschätzend betrachtet. Bei einem Feedback- oder auch Eingewöhnungsgespräch stehen der Verlauf der Eingewöhnung und die Entwicklung des Kindes im Vordergrund.

In diesem Rahmen können Sie sich mit den Eltern über Ihre Erfahrungen und Beobachtungen austauschen. Nicht zuletzt dient dieses Gespräch auch zum Vertrauensaufbau für eine gute Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Hierzu ist es wichtig, das Gespräch positiv zu gestalten.

Frage:Antwort der Eltern:
Wie haben Sie die Eingewöhnung Ihres Kindes bei uns erlebt?
Wie haben Sie Ihr Kind während dieser Zeit zu Hause erlebt?
Hat sich das Kind verändert, seitdem es bei uns ist (z. B. Schlafgewohnheiten,
Spielverhalten, Entwicklungsschritte)?
Glauben Sie, dass sich das Kind in der Kita wohlfühlt? Woran
merken Sie das?
Wie stehen Sie zu der Entscheidung, ihr Kind zu uns in die Kita
zu geben?
Haben Sie Fragen zur Kita, zu Ritualen, Abläufe, Angeboten,
unserem pädagogischen Konzept?
Haben Sie Wünsche oder Fragen an uns?

2. Tipp: Gestalten Sie das Gespräch positiv

Für einen wertschätzenden und positiven Einstieg können Sie ein Foto vom Kleinkind auf den Tisch legen. Dieses Bild sollte das zufriedene Kind in einer typischen Situation in der Kita zeigen. Nun können Sie gemeinsam mit den Eltern überlegen, welche Schritte das Kind durchlaufen hat, um zu dem glücklichen Kita-Kind auf dem Bild zu werden.

Schreiben Sie jeden Stichpunkt auf einen kleinen Zettel. Legen Sie diese um das Bild herum. So haben die Eltern die vielen kleinen Entwicklungsschritte bildlich vor sich. Auch Höhen und Tiefen der Eingewöhnung werden so sichtbar. Fotografieren Sie das Werk später. So bleibt es in Erinnerung.

3. Tipp: Fragen Sie nach Beobachtungen der Eltern

Es ist wichtig, dass Sie die Eltern aktiv mit in das Gespräch einbinden. In der Kopiervorlage oben finden Sie Fragen, die Sie den Eltern zur Gesprächsvorbereitung mitgeben können. Diese Fragen können Sie auch vorab den Eltern in Form eines Fragebogens mitgeben. So können diese sich vorab schon auf das Gespräch vorbereiten. Notieren Sie sich die Antworten der Eltern und bewahren Sie diese Dokumentation auf.

4. Tipp: Kommunizieren Sie einfühlsam und wertschätzend

Gerade Eltern von Kleinkindern brauchen eine sehr wertschätzende und sensible Kommunikation. Für noch junge Eltern ist es eine ungewohnte und oft immer noch emotional geprägte Situation, das Kind in die Kita zu geben. Ebenso ist es eine große Herausforderung, Ihre subjektiven Beobachtungen des Kindes und der Familie anzunehmen. Die Eltern müssen sich auch einer, für sie teilweise noch fremden Person öffnen.

5. Tipp: Vermeiden Sie typische Stolperfallen

Gerade bei Kindern, bei denen alles „super läuft“, sind die Eltern oder auch Erzieherinnen schnell dazu geneigt, kein oder nur ein kurzes Gespräch zu führen. Oft habe ich schon von Eltern gehört: „Ich rede jeden Tag mit Ihnen, ich brauche kein Gespräch.“ Trotzdem sollten Sie sich unbedingt die Zeit für einen Austausch nehmen. Sie und die Eltern bekommen einen neuen Blickwinkel und viele neue Informationen über das Kind.

Wenn Sie den Eltern Ihre Beobachtungen mitteilen, erfahren die Eltern so, dass das Kleinkind von Ihnen in seiner ganzen Persönlichkeit wahrgenommen und gesehen wird.

Der Austausch dient auch dem gegenseitigen Vertrauensaufbau. Denn Vertrauen ist die Basis für eine gute Kommunikation – auch im Konfliktfall. Nutzen Sie dies unbedingt.

Durch ein Feedbackgespräch erweitern Sie und die Eltern Ihr Bild vom Kind und seiner Entwicklung. Sie erfahren ebenfalls sehr viel vom Gefühlsleben der Eltern rund um den Kita-Besuch des Kindes. Durch das Gespräch drücken Sie Wertschätzung und Respekt für das Kind aus. Ferner erleben die Eltern, dass Sie das Kind mit seiner gesamten Persönlichkeit wahrnehmen.

So vermitteln Sie den Eltern das Gefühl, dass das Kleinkind bei Ihnen gut aufgehoben ist. Dies ist eine wichtige Grundlage für eine gute Bildungs- und Erziehungspartnerschaft.

Fazit: So klappt die Eingewöhnung in der Kita 

Die Eingewöhnung in der Kita ist für Erzieher, Eltern und die Kinder herausfordernd. Doch mit viel Kommunikation, Einfühlungsvermögen und kleinen Hilfestellungen gelingt es, die Kinder an die neue Umgebung zu gewöhnen. Welches Modell dabei gewählt wird, hängt von der Kita ab – und ab welchem Alter Eltern ihr Kind in die Kita geben wollen, entscheiden sie selbst. Dass bei der Eingewöhnung nicht alles reibungslos läuft, ist normal und in der Regel sind die Kinder so anpassungsfähig, dass sich mit Zeit und Geduld alles lösen lässt.


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