Waldtage in der Kita: Organisations-Tipps und Anregungen für die Durchführung


06.09.2022

Regelmäßige Waldtage im Kindergarten sind pädagogisch wertvoll und liefern eine schöne Abwechslung zum Kita-Alltag. Ob Sie einmal im Monat, einmal im Quartal oder sogar einmal die Woche mit den Kindern in den Wald gehen, hängt von der örtlichen Lage Ihrer Kita, Ihrem pädagogischen Konzept und Ihrer Planung und Organisation ab. 

Grundsätzlich ist aber jeder Wald-Aufenthalt wertvoll, kann mit anderen Schwerpunkten versehen werden und sorgt für ein besonderes Erlebnis, das die Kinder prägt.

Warum sind Waldtage im Kindergarten sinnvoll?

Aus pädagogischer Sicht bietet kaum ein Umfeld Kindern so viele Erfahrungsmöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen, wie der Wald. Insbesondere für Kinder, die in der Stadt aufwachsen, ist es eine schöne Erfahrung sich mit der Natur zu verbinden und sie mit allen Sinnen zu erleben. Der Wald ist ein Lernort und die gesamte kindliche Entwicklung kann durch Erfahrungen, die im Wald getätigt werden, gefördert werden. Dazu zählen:

  • Motorische Förderung
  • Sinneswahrnehmung fördern
  • Pflanzen und Tiere in ihrem Lebensraum erfahren und über die Natur lernen
  • Eigene körperliche Grenzen erfahren
  • Jahreszeiten erleben
  • Ganzheitlich lernen
  • Wertschätzung der Natur lernen
  • Ruhe erfahren
  • Fantasie anregen
  • Förderung der Gesundheit durch Bewegung 
  • Zu mehr Neugierde anregen

Durch das Erleben des Waldes sowie das Durchführen und Bewältigen von verschiedenen Aufgaben im Wald können die Kinder ihr Selbstbewusstsein festigen und positive Bestätigung erfahren. Außerdem können sie sich im Wald richtig austoben, sie können hüpfen, laufen, klettern und balancieren. Den Wald mit allen Sinnen zu erforschen, ist prägend für Kinder. Waldtage sind daher ein Programmpunkt, der in keiner Kita fehlen darf.

Es gibt sogar Waldkindergärten, deren gesamtes pädagogisches Programm sich fast komplett im Wald abspielt. In solchen Waldkindergärten gehen die Kinder nahezu täglich in den Wald und lernen so von klein auf eine enge Verbindung mit der Natur kennen.

Wie planen Sie einen Waldtag im Kindergarten am besten?

Ein Waldtag im Kindergarten bedarf einiges an Vorbereitung. Beziehen Sie in diese auch die Eltern mit ein, damit sie wissen, was sie vor einem solchen Tag bedenken müssen und ihren Kindern alles Nötige für den Waldtag mitgeben. Am besten kennen Sie den Wald bereits, den Sie besuchen wollen oder Sie statten ihm vorher einen Besuch ab, um offene Fragen im Vorfeld zu klären:

  • Wie kommen Sie in den Wald?
  • Gibt es Toiletten im oder rund um den Wald?
  • Gibt es Picknickplätze im Wald?
  • Gibt es mögliche Gefahrenquellen im Wald?
  • Gibt es Areale, die die Kinder nicht betreten dürfen?

Je mehr Sie im Vorfeld über den Wald wissen, desto entspannter können Sie den Waldtag angehen. 

Was müssen Sie als Erzieher für die Planung eines Waldtages im Kindergarten beachten?

Für den Waldtag im Kindergarten sollten Sie folgendes überlegen:

  • Wo treffen Sie sich?
  • Was sollen die Kinder alles für den Waldtag mitbringen?
  • Welche Informationen benötigen die Eltern für diesen Tag?
  • Was ist Ihr Plan, falls es am Waldtag regnet?
  • Welche Regeln gelten für diesen Tag?
  • Ist der Erste-Hilfe-Kasten der Kita einsatzbereit und vollständig?
  • Haben Sie im ausgewählten Waldstück Handyempfang, um im Notfall Hilfe herbeirufen zu können?
  • Welche Kleidung sollten die Kinder für den Waldtag tragen?
  • Welche Utensilien sollten Sie noch dabei haben?
  • Was gilt hinsichtlich der Verpflegung für den Waldtag?

Außerdem sollten Sie die Eltern über die Gefahr möglicher Zeckenbisse aufklären und überlegen, wie Sie damit umgehen wollen. Lassen Sie sich eine Erlaubnis der Eltern geben, Zecken mit einer Zeckenkarte zu entfernen. Falls Sie diese Erlaubnis nicht haben, überlassen Sie das Entfernen den Eltern. 

adobe stock – micromonkey

Welche Kleidung sollten die Kinder an einem Waldtag tragen?

Geben Sie den Eltern einen Indikator für die Kleidung, die die Kinder im Wald tragen sollten. Lange Hosen, lange Ärmel und geschlossene Waldschuhe sind ein Muss, um sich vor Zecken, Dornen und Brennnesseln zu schützen. Im Sommer hat lange Kleidung zusätzlich eine Sonnenschutzfunktion.

Eine Kopfbedeckung und Sonnencreme sind ein weiterer fester Bestandteil der Wald-Garderobe im Sommer und auch eine Regenjacke sowie Regenhose gehören zu jeder Jahreszeit in den Rucksack. Dieser macht ebenfalls für Waldausflüge Sinn, damit die Kinder ihre Verpflegung, ihre Regenjacke etc. transportieren können.

Welche Regeln sollten Sie für einen Waldtag in der Kita festlegen?

Vor dem Waldtag sollten Sie mit den Kindern über die Regeln für diesen Tag sprechen. Legen Sie fest, was Sie für wichtig erachten, um Ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen sowie die Natur zu schützen. Dazu zählt zum Beispiel:

  • Keine Pflanzen oder Zweige abzureißen
  • Nichts essen, was im Wald wächst, da es giftig sein könnte
  • Aus stehenden oder fließenden Gewässern wird nicht getrunken
  • Immer in Sichtweite zu den Erziehern bleiben
  • Müll wieder einpacken und nicht im Wald liegen lassen
  • Klettern oder toben ist nur dort erlaubt, wo es vorher festgelegt wurde
  • Auf Holzstapel wird nicht geklettert
  • Beim Gehen immer auf den Waldboden schauen, um nicht über Wurzeln oder Äste zu stolpern
  • Wenn mit heruntergefallenen Ästen gespielt wird, sollten diese nicht in Gesichtshöhe gelangen, um Verletzungen zu vermeiden
  • Auf Zuruf versammeln sich alle Kinder
  • Wenn kleine Tiere vom Boden aufgenommen oder angesehen werden, geschieht das vorsichtig, sodass das Tier nicht verletzt wird. Anschließend wird es wieder in die Freiheit entlassen.
  • Wenn Waldabschnitte gesperrt sind, zum Beispiel für Forstarbeiten, haben sich alle Kinder daran zu halten.

Mit einer umfangreichen Planung im Vorfeld sowie klaren Regeln können Sie den Waldtag in der Kita sorglos angehen.

Wie kann der Waldtag im Kindergarten genau aussehen?

Bedenken Sie nicht nur die organisatorischen, sondern auch die pädagogischen Aspekte:

  • Sollen die Kinder sich im Wald einfach frei bewegen und austoben?
  • Wollen Sie den Wald zu einem Lernort machen und mit den Kindern Spiele durchführen oder ihnen kleinere Aufgaben geben?
  • Brauchen Sie einen Führer, der Ihre Gruppe durch den Wald führt und Dinge erklärt?

Planen Sie den Tag inhaltlich und überlegen Sie, was Sie den Kindern mit einem Waldtag vermitteln wollen. Am sinnvollsten ist die Kombination aus freiem Spiel sowie pädagogischen Inhalten, damit die Kinder auch etwas von diesem Tag mitnehmen. Dafür können Sie ihnen verschiedene Aufgaben stellen und sie den Wald unter Gesichtspunkten der Naturpädagogik erkunden lassen.

Es gibt die Möglichkeit, für den Tag entweder einen Förster oder Naturpädagogen hinzuzuziehen, die den Kindern mehr über den Wald erzählen und ihnen die Natur näher bringen. Alternativ können Sie auch mit konkreten Spielen und Übungen dafür sorgen, dass die Kinder eine spannende Naturerfahrung machen und den Wald als Erlebnisraum kennenlernen. 

Tipp: Lassen Sie die Kinder nach Erreichen des von Ihnen ausgewählten Areals zunächst toben und frei erkunden, bevor sie in die Lernphase gehen. Am besten wechseln sich solche Phasen ab und Sie bauen nach Konzentrationsarbeit immer wieder Spielpausen ein.

Welche Spiele und Aufgaben bieten sich für einen Waldtag in der Kita an?

Es gibt unzählige Möglichkeiten, was genau mit den Kindern im Wald gemacht werden kann:

  • Achtsamkeitsübungen
  • Geschichten erzählen, die die Fantasie anregen
  • Auf dem Boden liegende Äste, Zapfen oder Blätter sammeln, beschreiben und genauer unter die Lupe nehmen
  • Tipis bauen
  • Holz schnitzen (doch Achtung beim Gebrauch von Messern)

Sie können den Kindern auch Wissen vermitteln. Das funktioniert am besten, wenn sie interaktiv mitmachen können. 

Zum Beispiel lassen Sie alle Kinder Tannenzapfen suchen, diese in die Hand nehmen sie anschließend beschreiben. Anschließend, während die Kinder die Tannenzapfen weiterhin betrachten, können Sie Näheres zu Tannen und den Bäumen im Wald erklären. 

Außerdem können Sie die Kinder im Wald etwas sammeln lassen, zum Beispiel Blätter, die dann getrocknet und zum Beispiel auf die Martinslaternen geklebt werden, die Sie am nächsten Basteltag in der Kita gemeinsam herstellen.

Auch Wissen über Heil- und Wildpflanzen zu vermitteln, kann für die Kinder spannend sein. Wenn Sie beispielsweise einen Kräuterpädagogen dabei haben, kann dieser die Kinder verschiedene Kräuter suchen und probieren lassen und ihnen etwas über die Kräuter erzählen. 

Achtung: Auf eigene Faust sollten Sie keine Kräuter suchen oder probieren, wenn Sie sich nicht auskennen. Die Gefahr an etwas nicht Verträgliches zu geraten, ist hoch.

Welche erlebnispädagogischen Spiele im Wald gibt es?

Es gibt zahlreiche erlebnispädagogische Spiele im Wald, die Kindern zahlreiche Erfahrungsmöglichkeiten bieten:

  • Mandalas aus Naturmaterialien gestalten: Mit viel Platz auf einer Wiese oder Lichtung und einem Korb können Sie die Kinder losschicken, Naturmaterialien für ein Mandala zu sammeln. Am besten eignen sich für ein Mandala Zapfen, Eicheln, Blätter, Äste, kleine Nadelzweige, Steine usw. Zunächst werden alle gesammelten Naturmaterialien begutachtet, dann wird ein großes Fundstück auf den Boden gelegt und die Kinder nehmen sich nacheinander ein Fundstück aus dem Korb und legen es dazu. Dabei sollen die Dinge immer kreisförmig angelegt werden. Nach und nach entsteht darauf ein wunderschönes Mandala.
  • Wald-Mikado: Mit gesammelten Ästen lässt sich Mikado im Wald spielen. Die Waldmaterialien werden dafür willkürlich fallen gelassen. Die Kinder versuchen nacheinander, immer einen Ast vom Ästehaufen zu nehmen. Dabei dürfen sich die anderen Äste nicht bewegen. Wackelt ein Ast, darf das Kind nicht weitermachen. Dann ist das nächste Kind an der Reihe. Wer hat am Ende die meisten Äste ergattert?
  • Waldsofa bauen: Lassen Sie die Kinder Äste und Stöcke sammeln und bauen Sie mit ihnen ein Waldsofa, auf dem anschließend jeder einmal Platz nehmen darf. Für die Kinder ist es ein schönes Erfolgserlebnis, wenn sie im Anschluss an den Tag etwas erschaffen haben.
  • Blind im Wald: Mit verbundenen Augen durch den Wald zu gehen ist eine besondere Erfahrung, die die Wahrnehmung und das Gehör schärft. Teilen Sie die Kinder in Zweiergruppen ein und lassen Sie sie sich gegenseitig führen. Das stärkt nicht nur das Vertrauen der Kinder ineinander, sondern sensibilisiert das Bewusstsein für den Lebens- und Erlebnisraum Wald. 

Fazit: Waldtage im Kindergarten als pädagogisch wertvolle Lernerfahrung

Der Wald bietet Kindern viele Erfahrungsmöglichkeiten und ist ein Erlebnisraum, der die Kinder prägt. Die Verbindung mit der Natur schafft einen Lernort und gibt die Möglichkeit, sowohl spielerisch zu erkunden als auch konkrete Aufgaben zu erfüllen. Waldpädagogik ist eine eigene Disziplin, die das pädagogische Lernen mit dem Lebensraum Wald verbindet. Waldtage im Kindergarten oder in der Kita sind daher pädagogisch wertvoll und sollten regelmäßig durchgeführt werden. 

Als Erzieher ist es Ihre Aufgabe, sich um die organisatorische und inhaltliche Vorbereitung dieses Tages zu kümmern und sowohl die Eltern als auch die Kinder ausreichend zu informieren. Je gründlicher Ihre Vorbereitung ausfällt, desto gelassener können Sie dem Waldtag entgegenblicken.


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