Beim Thema „Kinderessen“ kann so einiges schief laufen, vor allem, wenn das Kind nicht essen will. „Mein Kind isst nichts Rotes, das kann ich Ihnen gleich sagen.“ „Unsere Tochter will immer nur das Gleiche essen.“ Oder: „Ich weiß gar nicht mehr, was ich machen soll. Jeder Mittagstisch zu Hause eskaliert.“ Sie kennen solche oder ähnliche Sätze von Eltern und könnten diese Aufzählung sicher mühelos fortsetzen. Denn das Essverhalten der Kinder wird bei immer mehr Eltern zum echten Problem.
Viele Eltern wenden sich deshalb mit der Bitte um Beratung und Hilfestellung an Sie. Bei anderen Eltern erkennen Sie selbst den Beratungsbedarf und vereinbaren deshalb einen Gesprächstermin. Was aber brauchen Eltern, wenn sie sich mit ihrem Nachwuchs beim Thema Essen völlig verstrickt haben? Oder in großer Sorge um die Gesundheit ihres Kindes sind? Nutzen Sie diese 5 Tipps, um Eltern hilfreich zu beraten – raus aus der Suppenkasper-Falle.
Dieser Rat an die Eltern ist sicher leicht gegeben und doch schwer umzusetzen. Denn je schwieriger es zu Hause mit dem Kinderessen ist, desto mehr fühlen sich die Eltern unter Druck, ihr Kind gut und ausreichend versorgt zu wissen. Vermitteln Sie den Eltern deshalb einerseits Verständnis für ihre Sorge um das Kind.
Machen Sie aber andererseits auch Mut zur Gelassenheit: Denn bei der Ernährung eines Kindes, das sich normal entwickelt, aufgeweckt und aktiv ist, geht so schnell nichts schief. Hier können die Eltern gelassen bleiben.
Verdeutlichen Sie den Eltern folgenden Zusammenhang: Je mehr Aufmerksamkeit das Kind für sein Essverhalten bekommt, desto mehr Möglichkeiten bekommt es auch, diese Aufmerksamkeit in seinem Sinne einzusetzen. Wenn die Kinder hören: „Warum willst du deinen Salat plötzlich nicht mehr essen? Geht es dir gut? Was ist mit dir?“, vielleicht sogar: „Möchtest du stattdessen etwas anderes essen?“, werden sie schnell lernen, wie sie diese Aufmerksamkeit wieder und wieder bekommen.
Mit Gelassenheit und Ruhe kann es den Eltern aber gelingen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Schlagen Sie den Eltern vor, stattdessen einmal paradox zu reagieren: „Du magst deinen Salat nicht? Lecker, dann bleibt mehr für mich!“ So wird aus dem Salat vermutlich kein großes Problem mehr werden.
Häufig stecken die Eltern bereits „bis zum Hals“ im Machtkampf mit ihrem Kind rund um das Essen, wenn sie feststellen, dass es am Tisch immer mehr Konflikte gibt. Sich hier kritisch zu hinterfragen ist sicher ein schwieriges und heikles Thema für die Eltern. Gehen Sie sensibel vor und bieten Sie die folgenden Gedanken an – wie viel die Eltern damit anfangen können, entscheiden sie selbst.
Häufig hilft es den Eltern auch zu mehr Gelassenheit und Verständnis, wenn sie sich in die Bedürfnisse ihres Kindes besser einfühlen können. Diese sind unten abgedruckt als „Wunschzettel eines Kindes“ formuliert. Die darin enthaltenen Tipps von Ernährungsberatern sind dabei aus der Sicht des Kindes formuliert. Kopieren Sie diesen und geben Sie ihn den Eltern mit. Hier finden sie sicher weitere Anregungen.
Tipp für Ihre Praxis: Raten Sie den Eltern, ihre Sorge um das Essverhalten und damit die Gesundheit des Kindes beim Kinderarzt anzusprechen. Häufig kann dieser die Eltern entlasten, wenn er feststellt, dass das Kind völlig altersentsprechend entwickelt ist.
Auch beim Essen gilt wie überall: Die Kinder lernen am Vorbild. Nur was die Eltern ihrem Kind vorleben, können sie auch tatsächlich einfordern. Und nur wenn die Kinder sehen, dass die Eltern mit Genuss essen, werden sie diesen beim Essen auch erleben. Haben die Eltern Spaß am abwechslungsreichen Essen? Probieren sie gern Neues aus? Ernähren sich die Eltern selbst gesund? Kinder übernehmen dieses Verhalten dann nach und nach.
Und es ist z. B. nur schwer durchzusetzen, dass das Kind in Ruhe am Tisch sitzt und isst, wenn die Eltern nicht dabeisitzen. Ermuntern Sie die Eltern auch, dass es bei Tisch lebendig und fröhlich zugeht und viel erzählt werden darf, z. B.: „Wer hat was erlebt?“ „Was war heute Besonderes los?“ „Was gibt es Neues?“ „Was steht heute noch an?“
Auch was die Ablenkungen beim Essen betrifft, sind die Eltern ein wichtiges Vorbild: Handy, Computer, Spielzeug oder Fernsehen sollten bei den Mahlzeiten tabu sein oder eine begründete Ausnahme darstellen. Und daran müssen sich die Eltern genauso zuverlässig halten, wie es von den Kindern erwartet wird! So bleibt viel Gelegenheit, das Essen und die Tischatmosphäre positiv und mit Freude an der Gemeinschaft zu erleben.
Damit Kinder lernen, immer wieder etwas Neues auszuprobieren, brauchen sie die Vielfalt. Ermutigen Sie deshalb die Eltern, eine klare Regel konsequent umzusetzen: Die Eltern entscheiden, was auf den Tisch kommt – und die Kinder, ob und wie viel sie davon essen. So gibt es keine „Extrawürste“ am Tisch, die sich eher kontraproduktiv auf das Essverhalten der Kinder auswirken.
Dabei sollte immer noch ein Brotkorb auf dem Tisch stehen, aus dem sich das Kind bedienen kann, wenn es gar nichts essen oder probieren will. Zudem ist es ratsam, dass die Eltern immer mindestens eine bekannte Komponente auf den Teller bringen. Und wenn alle Familienmitglieder mit Genuss essen, wird auch ein vorsichtiger oder mäkeliger Esser neugierig zugreifen.
Neben dem Essen selbst haben die Eltern noch die Möglichkeit, viele schöne „Nebensächlichkeiten“ zu nutzen, um Freude am Essen zu wecken. Hier sind die Eltern sicher dankbar für Ihre Anregungen:
Das kennt jeder von sich selbst: Was eingespielt ist, erledigt sich viel leichter. Und feste Rituale helfen auch beim Essen. Ist es in der Familie möglich, feste Essenszeiten zu etablieren? Wenn es nicht bei allen Mahlzeiten geht, dann vielleicht bei einer, die dann zur Familienmahlzeit erkoren ist. Und es ist egal, ob es das Frühstück, das Mittag- oder das Abendessen ist.
Helfen Sie den Eltern auch, Regeln zu vereinbaren, die so nicht mehr täglich diskutiert werden müssen, z. B. dass
Hier können die Eltern entscheiden, was ihnen so wichtig, dass es in der Familie als Regel vereinbart werden sollte.
Mit diesen genannten Tipps werden sich die Eltern von Ihnen kompetent beraten fühlen. Und nicht nur das: Gestärkt werden sie die Probleme am Familientisch anpacken und lösen können – damit Sätze wie „Ich esse meine Suppe nicht!“ endgültig der Vergangenheit angehören.
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