„Aggressive Kinder“ – so unterstützen Sie Eltern gezielt


16.10.2017

„Mein Kind ist aggressiv. Was kann ich denn nur tun?“, fragt eine verzweifelte Mutter die Erzieherin. Die Erzieherin zeigt den Kindern in der Gruppe einen konstruktiven Umgang mit Wut, Aggressionen und ähnlichen Gefühlsausbrüchen. Sie gibt der Mutter die folgenden 4 Tipps, die Sie gerne als Anleitung für Ihre eigene pädagogische Arbeit sowie die Elternarbeit nutzen können.

1. Schritt: Gefühle sind wichtig

Natürlich ist ein aggressives Verhalten anderen gegenüber kein erwünschtes Verhalten und wird keinesfalls toleriert. Wichtig ist allerdings, dass Eltern und Erzieherinnen gemeinsam hinsehen und herausfinden, was sich hinter den Reaktionen des Kindes verbirgt. Es lernt so seine Gefühle kennen und einzuschätzen. Grundsätzlich ist es wichtig, dass das Kind Gefühle wie Frust, Wut und Zorn ausleben darf. Denn wie soll es sonst lernen, damit umzugehen? Allerdings sind nicht alle Formen des Gefühle-Auslebens akzeptabel.

2. Schritt: Zuerst einmal abwarten

Unter Kindern kommt es immer wieder zu Streitsituationen. Schauen Sie zuerst einmal genau hin: Was ist passiert? Wie weit hat sich der Streit schon entwickelt? Wie reagieren die Kinder? In den meisten Fällen greift erst einmal niemand ein. DiesenFreiraum brauchen Kinder. Schließlich sollen sie lernen, selbstständig einen Konflikt auszutragen. Denn je mehr eigene Erfahrungen ein Kind sammelt, desto mehr lernt es dabei.

3. Schritt: Eingreifen, aber richtig

Eingreifen sollten Erwachsene erst, wenn sie befürchten, dass der Streit handgreiflich wird. Das ist eine Reaktion, die nicht geduldet werden darf. Im Gespräch mit den streitenden Kindern stehen die Fragen „Was ist nun wichtig zu tun? Was brauchen die einzelnen Kinder?“ im Vordergrund. Wenn Erwachsene eingreifen, geht es also nicht darum, den Konflikt stellvertretend für die Kinder zu klären, sondern ihre Gefühle ernst zu nehmen.

4. Schritt: Gefühle spiegeln – Gefühle erlebbar machen

Es kann passieren, dass ein Kind aus dem Gefühl der Ohnmacht und Wut heraus beginnt, ein anderes Kind verantwortlich zu machen. Hier sollten die Eltern versuchen, die Aussagen des Kindes zu „spiegeln“: Das heißt, sie wiederholen einfach, was ihr Kind gesagt hat, und benennen das Gefühl ihres Kindes. So lernt das Kind, seine Gefühle in Worte zu fassen, dies tut gut und baut schon einen Teil der Wut ab! Beispiel: „Du hast dich geärgert, weil Leon deinen Turm kaputtgemacht hat. Darüber bist du nun ganz wütend.“ Indem Erwachsene die Gefühle der Kinder benennen, ernst nehmen und anerkennen, leisten sie einen wertvollen Beitrag zum Trost und Schutz des Kindes.

Wenn Sie Ähnliches erlebt haben, erzählen Sie dem Kind davon. Es wird dadurch erfahren: „Ich bin nicht allein mit diesem komischen Gefühl. Die Mama, der Papa, meine Erzieherin kennen das auch. Die haben sich auch schon einmal so gefühlt.“ Beispiel: „Ich verstehe, dass du darüber so wütend bist. Weißt du, ich habe das auch schon öfter erlebt. Mich hat mal jemand ganz doll geärgert und das hat mir richtig wehgetan. Und während ich mich geärgert habe, da wurde die Wut in meinem Bauch immer größer auf ihn. Dann hatte ich eine richtig große Wut im Bauch. Magst du mir
zeigen, wie groß deine Wut ist?“ Mit dem letzten Satz wird konkret auf die Wut des Kindes gelenkt. Hier ist nun meistens der Punkt erreicht, an dem die Wut des Kindes / der Kinder verraucht ist.

Selbst wenn Kinder uns Erwachsenen die „Größe ihrer Wut“ noch demonstrieren, dann doch schon meist mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Danach fühlen sich die Kinder erleichtert. Sie haben erlebt, dass ihre Gefühle wichtig und richtig sind. Und sie haben einen adäquaten Umgang damit kennengelernt. Wenn Erzieherinnen und Eltern dieses Vorgehen mit den Kindern oft genug praktizieren, schaffen dies die Kinder mit der Zeit immer häufiger selbst.

Aktives Zuhören im Gespräch mit den Eltern

Nicht selten kommt es bei Gesprächen mit den Eltern eines Kindes zu kleineren oder größeren Missverständnissen. Um diesen von Anfang an vorzubeugen, sollten Sie auf das Konzept des „aktiven Zuhörens“ vertrauen. Damit Sie dabei das Wichtigste beachten, haben wir für Sie diese kostenlose Checkliste zum Download vorbereitet:


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