Integrationshelfer in der Kita: So wichtig ist ihre Arbeit


18.08.2022

Knapp 10 Millionen Menschen mit Behinderung leben in Deutschland. Nur 22 Prozent der behinderten Kinder und Jugendlichen besuchen eine reguläre Schule. Der Grund dafür ist, dass Regelschulen häufig nicht darauf ausgelegt sind, Kinder mit besonderen Bedürfnissen gleichermaßen mitzuziehen und es an Integrationshelfern fehlt.

Für eine individuelle Betreuung mangelt es häufig an Kapazitäten, sodass sich viele Eltern trotz der Möglichkeit für behinderte Kinder auf eine Regelschule zu gehen, für eine Sonder- bzw. Förderschule entscheiden. Dabei gibt es zahlreiche Studien dazu, dass Kinder mit besonderem Förderbedarf besser lernen, wenn sie mit nicht-behinderten Kindern auf eine Regelschule gehen. Integrationshelfer können ein Schlüssel sein, wie Kinder und Jugendliche mit geistigen oder körperlichen Behinderungen oder psychischen Störungen im Schul- bzw. Kindergartenalltag zurechtkommen. 

Was macht ein Integrationshelfer?

Ein Integrationshelfer unterstützt Kinder und Jugendliche mit körperlicher, seelischer oder geistiger Beeinträchtigung in Kitas, Kindergärten oder Schulen.

Mit Integrationshelfern soll es beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen ermöglicht werden, am Alltag der jeweiligen Einrichtung teilzunehmen sowie den dortigen Anforderungen begegnen zu können. Integrationshelfer können Kinder schon im Kleinkindalter begleiten, aber auch auf dem Weg zum Schulabschluss werden sie gebraucht.

Integrationshelfer sind eine Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche, die vorhandene Defizite ausgleichen sollen. Welche Aufgaben genau mit der Tätigkeit einhergehen, hängt von den individuellen Bedürfnissen der betreuten Personen ab. Zu den Aufgaben eines Integrationshelfers gehört unter anderem viel lebenspraktische Unterstützung:

  • Begleitung beim Toilettengang
  • Hilfestellungen beim Schuhe anziehen oder Jacke anziehen
  • Hilfestellung beim Essen
  • Gabe von Medikamenten
  • Pflegetätigkeiten
  • Gestellte Aufgaben erklären und gegebenenfalls Hilfestellungen leisten, um sie durchzuführen
  • Unterstützung bei der Eingliederung in die Gruppe
  • Vermittlung zwischen dem Schützling und den anderen Kindern in der Gruppe

Während sich Erzieher oder Lehrer um eine Gruppe Kinder kümmern, sind Integrationshelfer nur für ein Kind zuständig. Sie unterstützen es in allen Lebenslagen während des Kita- oder Schultages und helfen so bei der Integration in die Gruppe. Während der Pausen, bei Ausflügen oder beim Hin- und Rückweg in die Einrichtung sind sie ebenfalls dabei. 

Integrationshilfe in der Kita: Wann macht sie Sinn?

Bei einigen Kindern mit schwerer Behinderung macht der Besuch einer regulären oder integrativen Kita keinen Sinn, da sie eine besondere, individuelle Betreuung brauchen. Bei weniger gravierenden Einschränkungen kann ein Integrationshelfer jedoch Sinn machen und den Besuch einer regulären bzw. integrativen Kita ermöglichen:

  • Kinder mit Asperger-Syndrom
  • Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung
  • Kinder mit körperlichen oder motorischen Schwächen
  • Kinder mit ADHS
  • Kinder mit Lernbehinderung

Auch bei geflüchteten Kindern kann eine Integrationshilfe Sinn machen, da ihnen meist noch die Sprachkenntnisse fehlen. Meist gibt es in einem solchen Fall dann aber eine Integrationshilfe für mehrere Kinder und nicht eine pro Kind.

Im besten Fall begleiten Integrationshelfer ein Kind langfristig, zum Beispiel durch die gesamte Kita-Zeit. Je mehr sich Kinder an eine Person gewöhnen, desto besser können Fortschritte erzielt werden. Häufige Wechsel der Bezugsperson können die Integrationshilfe schwieriger machen und auch das Kita-Team vor immer neue Herausforderungen stellen. Für alle Beteiligten – auch für die Eltern – ist daher eine feste Person besser. 

Erzieherin liest Kindern vor

Kann jeder Integrationshelfer werden? 7 Voraussetzungen für den Job

Es ist nicht einheitlich geregelt, welche Kriterien ein Integrationshelfer erfüllen muss oder welche Inhalte den Job genau ausmachen. Eine Ausbildung zum Integrationshelfer gibt es nicht. Somit kann theoretisch jeder Integrationshelfer werden. Der Beruf ist aber nicht für jeden geeignet. Denn um Integrationshelfer zu werden, sollte man einige Voraussetzungen und Eigenschaften mitbringen:

  1. Kinder mögen: Kinder zu mögen und sich gerne mit ihnen zu umgeben ist die absolute Grundvoraussetzung, um Integrationshelfer zu werden.
  2. Offen und einfühlsam sein: Integrationshelfer sollten offen und einfühlsam sein und sich in die zu betreuende Person hinein versetzen können. Vorurteile sind fehl am Platz.
  3. Flexibel sein: Sie sollten flexibel sein und sich gut an neue Herausforderungen anpassen können. Schließlich hängt die genaue Tätigkeit stark von den individuellen Bedürfnissen des Kindes ab und können selbst dann noch stetig variieren.
  4. Geduldig sein: Integrationshelfer sollten viel Geduld mitbringen, schließlich reagieren die Kinder nicht neurotypisch, sondern haben ihre eigenen, individuellen Verhaltensweisen, die mitunter herausfordernd sein können. So kann es passieren, dass die betreffenden Kinder um sich schlagen, schreien, weinen oder Anweisungen gänzlich ignorieren. In solchen Fällen gilt es stressresistent zu sein und dem Kind beizustehen.
  5. Kommunizieren können: Eine gute Kommunikationsfähigkeit sowie das Bewältigen von Konflikten sollten ebenfalls für den Job mitgebracht werden. Schließlich kann es häufig nötig sein, zwischen dem Kind, den Erziehern und den Eltern zu vermitteln. Auch wenn es zu Problemen in der Gruppe kommt, sollten Integrationshelfer wissen, wie sie ihre zu betreuenden Kinder dabei unterstützen können, den Konflikt mit anderen Kindern zu lösen.
  6. Durchsetzungsfähig sein: Integrationshelfer sollten sich durchsetzen können, um ihre Schützlinge auch mal zurechtzuweisen. 
  7. Keine Berührungsängste haben: Mit engem Körperkontakt umgehen sollten Integrationshelfer ebenfalls können. Schließlich kann es vorkommen, dass die Kinder Unterstützung beim Essen, Umziehen oder beim Toilettengang benötigen.

Wer keine Kinder mag, ungeduldig ist und Probleme hat, sich auf wechselnde Situationen und Anforderungen einzustellen, für den ist die Arbeit als Integrationshelfer nicht geeignet. Wenn noch Unsicherheit besteht, ob der Job die richtige Wahl ist, kann das praktische Ausprobieren Aufschluss geben. So gibt es Praktikumsplätze für Integrationshelfer, die einen guten ersten Einblick in den Job verschaffen.

Sich auf den Job einzulassen bedeutet, dass kein Tag dem anderen gleicht und immer wieder neue Herausforderungen warten. Gleichzeitig bedeutet er auch ein gegenseitiges Lernen, bei dem nicht nur die betreuungsbedürftige Person lernt, sondern im besten Fall auch der Integrationshelfer einiges mitnehmen kann. 

adobe stock – Monkey Business

Wie gelingt die Zusammenarbeit zwischen Integrationshelfer und Kita-Team?

Ein zentraler Aspekt der Integrationshilfe ist die Zusammenarbeit zwischen Integrationshelfer und dem Team von Erziehern in der Kita. Dafür müssen beide Seiten eine große Bereitschaft mitbringen und einige Voraussetzungen erfüllen:

  • Das Kita-Team sollte die Grundlagen der Integrationshilfe kennen.
  • Das Kita-Team sollte bereit sein, sich auf die Integrationshilfe einzulassen und die Personen im Kindergartenalltag willkommen heißen.
  • Die Integrationshelfer sind zwar auf ihr zu betreuendes Kind fixiert, sollten aber gewillt sein sich den Strukturen und dem Alltag der Einrichtung anzupassen. 
  • Regelmäßige Gespräche zwischen Integrationskräften und Erziehern helfen, die besonderen Bedürfnisse der Kinder noch besser zu verstehen, sodass auch die Erzieher besser auf sie eingehen können.

Integrationshelfer müssen dafür sorgen, dass die anderen Kinder und die Abläufe in der Kita nicht gestört werden. Ist das doch der Fall, kann es auch mal zu Konflikten mit dem Kita-Team kommen. Um solche Konflikte schnell zu lösen, ist Einfühlungs- und Kommunikationsvermögen entscheidend. 

Regelmäßige Teamsitzungen, zusammen mit den Integrationshelfern, können dem Austausch dienen. Auch fühlen sich Integrationshelfer wohler in ihrem Job, wenn sie das Gefühl haben, dass die Erzieher mit ihnen und nicht gegen sie arbeiten.

Ein gemeinsames Erstellen von Entwicklungsberichten hilft allen Beteiligten, die Fortschritte eines Kindes zu sehen und an der gemeinsamen Integration zu arbeiten.

Wie wird man Integrationshelfer?

Der Beruf des Integrationshelfers beziehungsweise seine Bezeichnung ist nicht geschützt und unterliegt keinen rechtlichen oder formellen Strukturen. Es gibt die Möglichkeit, Fortbildungen oder Umschulungen zu machen, um Integrationshelfer zu werden. Diese werden in der Regel nicht vergütet. Es gibt aber die Möglichkeit die Kosten über das Jobcenter übernehmen zu lassen.

Sowohl vor dem Einsatz als Integrationshelfer als auch noch währenddessen lassen sich Fortbildungen besuchen – entscheidend sind letztlich die praktischen Erfahrungen und die Soft-Skills, die jemand mitbringt. So ist es auch möglich, sich ohne vorherige Ausbildung auf eine Stelle als Integrationshelfer zu bewerben, wenn sich jemand das zutraut. 

Eine pädagogische Ausbildung zum Erzieher oder ein pädagogisches Studium wie zum Beispiel Sonderpädagogik sind gute Voraussetzungen um in einen Job als Integrationshelfer zu starten. Der Bedarf ist groß und die Jobchancen stehen gut – allerdings ist die Vergütung häufig geringer als bei Erziehern. 

Wer in die Arbeit mit Kindern einsteigen will und bei entsprechender Ausbildung nicht auf Anhieb einen Job als Erzieher findet, kann als Integrationshelfer starten. Auch unter Kinderpflegern, Krankenpflegern sowie Heilerziehungspflegern ist der Job beliebt.

Um eine freie Stelle zu finden, sollten Interessierte am besten bei öffentlichen und privaten Kita-Einrichtungen nachfragen. Vereine und Wohlfahrtsverbände vermitteln ebenso Integrationshelfer, weshalb es Sinn machen kann, sich dort zu melden. Mithilfe der PLZ-Suche finden Sie hier Angebote in Ihrer Region.

Einfach erklärt: Unterschied zwischen einem Integrationshelfer und einem Schulbegleiter

Integrationskräfte werden auch Schulbegleiter genannt – die Inhalte der Tätigkeit sind dieselben, nur der Begriff ist anders. Weitere Begriffe sind Eingliederungshilfe, Schulassistenz oder Inklusionshelfer. 

Während das Wort Schulbegleiter den Inhalt der Aufgabe konkreter beschreibt, nämlich eine Begleitung in der Schule, ist Integrationshelfer sprachlich etwas weniger konkret und meint die Unterstützung bei der Integration in Gruppen. Das bezieht auch Kindergarten- und Kita-Kinder mit ein – schließlich kann Integrationshilfe schon im Kleinkindalter Sinn ergeben. Je früher Kinder mit Behinderungen integriert und mit Nicht-Behinderten Kindern zusammengebracht werden, desto besser können sie sich entwickeln. Generell werden beide Begriffe als Synonym füreinander genutzt und können je nach Bundesland schon mal variieren – die damit gemeinte Tätigkeit ist aber dieselbe. 

Wie werden Integrationshelfer für die betroffenen Kinder finanziert?

Eltern, die einen Integrationshelfer für ihr Kind wünschen, können einen Antrag auf Kostenübernahme beim Sozialamt stellen. Dieser Antrag wird geprüft – er sollte unter anderem ärztliche Atteste sowie eine Bestätigung der Einrichtung enthalten, dass ein Integrationshelfer nötig ist. Wird der Antrag abgelehnt, kann Widerspruch eingelegt werden. Um die Formalitäten rechtzeitig zu klären, empfiehlt es sich den Antrag frühzeitig zu stellen. 

Wenn die Behinderung bzw. Beeinträchtigung des Kindes bereits vor dem Kita-Start bekannt ist, sollte der Antrag so früh wie möglich gestellt werden. Stellt sich die Beeinträchtigung wie zum Beispiel ADHS erst im Laufe der Zeit heraus und wird erst während der Kita-Zeit diagnostiziert, können Eltern auch währenddessen einen Antrag stellen. Insbesondere in solchen Fällen kann es für die Kinder hilfreich sein, wenn sie trotz Diagnose in der bekannten Einrichtung verbleiben können und sich nicht nochmal neu an anderer Stelle eingewöhnen müssen. Ein Integrationshelfer kann diesen Verbleib ermöglichen.

Fazit: Integrationshelfer in der Kita leisten einen wichtigen Beitrag

Integrationshilfe ist ein relevanter Aspekt, wenn es darum geht, Kinder mit Beeinträchtigungen in Gruppen zu integrieren. Immer dann, wenn Erziehern die Kapazität für eine intensive Betreuung einzelner Kinder fehlt, macht ein Integrationshelfer Sinn. Sie geben lebenspraktische Hilfestellungen, die von Hilfestellungen beim Toilettengang oder beim Essen bis zum Erklären von Aufgaben reichen können.

Besonders bei Kindern mit einer Autismus-Spektrum-Störung, bei Kindern mit ADHS oder bei Kindern mit körperlichen Einschränkungen können Integrationshelfer dazu beitragen, dass diese Kinder sich in einer regulären bzw. integrativen Kita zurechtfinden und dort am Alltag teilnehmen können. 

Um Integrationshelfer zu werden, ist keine spezielle Ausbildung erforderlich, allerdings sollten einige Soft-Skills mitgebracht werden, wie Einfühlungsvermögen, Geduld, Flexibilität und keine Berührungsängste. Grundsätzlich kann jeder als Integrationshelfer arbeiten, wenn er sich diese Tätigkeit, die durchaus herausfordernd sein kann, vorstellen kann. Die Zusammenarbeit mit den Eltern des Kindes und dem Kita-Team wird dann ein relevanter Bestandteil des Jobs sein – schließlich lassen sich Herausforderungen rund um die besonderen Bedürfnisse von Kindern gemeinsam besser bewältigen. 


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