Kinder und ihre Gefühlswelt: Tobias ist heute besonders ausgelassen und fröhlich, Katrin hatte vorhin einen heftigen Wutanfall. Erst im Laufe der Kindheit lernen die Kinder mehr und mehr, angemessen mit ihren Gefühlen umzugehen. Sie brauchen aber noch Ihre Hilfe, um den richtigen Umgang mit ihren Gefühlen zu lernen. Grundsätzlich gilt es, einiges zu beachten, wenn Sie Gefühlsäußerungen der Kinder im Kindergarten beobachten oder wenn diese unsere Gefühle beobachten. Sprechen Sie diese Beobachtungen aus, auch wenn die Kinder selbst noch nicht sprechen können:
Damit vermitteln Sie den Kita-Kindern stets: Gefühle sind wichtig und dürfen gezeigt werden. Die Gefühle werden von den anderen wahrgenommen und rufen eine Reaktion hervor. Was nun aber tun, wenn ein Kind wütend ist und tobt?
Wenn ein Kind Ihrer Kindergarten-Gruppe zu toben beginnt, versuchen Sie herauszufinden, warum es so wütend ist. Dies gelingt Ihnen durch Beobachtung oder auch durch die Befragung anderer Kinder. Wie Sie auf dem Schaubild sehen, gibt es 2 Gründe für einen Wutanfall: Macht oder Frustration.
Je älter ein Kita-Kind ist, desto häufiger nutzt es seine Gefühle auch dazu, um seine Ziele zu erreichen. Oft ist es so, dass das Kind etwas möchte, das ihm verweigert wird: Klassische Beispiele sind der Schokoriegel im Supermarkt oder das begehrte Spielzeug, das gerade ein anderes Kind hat. In solch einer Situation versucht das Kind, mit Schreien die Kinder und Erwachsenen um sich herum dazu zu bewegen, seinen Wunsch zu erfüllen.
Nachdem sich das Kind beruhigt hat und nicht mehr wütend ist, können Sie mit ihm über den Vorfall reden. In diesem Gespräch wird zum Ausdruck gebracht, dass Sie die Wut des Kindes wahrgenommen haben, dass Sie seinen Wunsch, den Anlass der Wut, kennen und verstehen, dass es aber trotzdem zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war, den Wunsch zu erfüllen: „Du warst sehr wütend. Ich habe gespürt, wie sehr du dir das Auto gewünscht hast, weil du mit ihm spielen wolltest. Wenn aber gerade ein anderes Kind damit spielen möchte, kannst du es nicht haben.“
Es kann allerdings auch passieren, dass das Ignorieren das Fehlverhalten verstärkt, z. B. in folgender Situation: Es ist Zeit für den Mittagsschlaf. Max möchte sich nicht hinlegen und tobt. Wenn die Erzieherin ihn nun ignoriert und den Raum verlässt, hat Max erreicht, was er möchte: Er legt sich nicht hin. In solchen Situationen ist es wichtig, dem Kind eine Alternative zu bieten und klar zu sagen, was geht und was nicht: „Max, es ist jetzt Zeit für den Mittagsschlaf. Du kannst hier bei den anderen Kindern liegen, oder ich werde dir einen anderen Schlafplatz aussuchen, wo du allein liegst, um die Kinder nicht zu stören.“
Möglicherweise ist es nötig, die Alternativen mehrmals zu benennen, und bei der Durchführung sind viel Konsequenz und Beharrlichkeit von Ihnen erforderlich, damit das Kind merkt, dass es Ihnen ernst ist.
Gerade jüngeren Kindern ist es oft nicht möglich, ihre Gefühle und Bedürfnisse in Worten auszudrücken. Aus diesem „Unvermögen“ heraus reagiert das Kind dann mit einem Wutanfall. Versuchen Sie in diesem Fall herauszufinden, welches Bedürfnis hinter der Frustration steht: Vielleicht ist das Kind einfach nur übermüdet, schafft es aber nicht, zur Ruhe zu kommen – hier hat das Kind ein Bedürfnis nach Erholung und Schlaf. Auch Bedürfnisse wie Hunger, Teilhabe, Selbstbestimmung, Eigenverantwortung sind häufig vorkommende Anlässe, warum Kinder aus Frust darüber wütend werden. Versuchen Sie nun, so gut es geht, dem Bedürfnis entgegenzukommen und Abhilfe zu schaffen:
Wenn das Kind auf diese Weise erlebt hat, dass es jederzeit bedingungslos angenommen ist, spürt es, dass seine Gefühle von Ihnen geachtet und ernst genommen werden.
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