Wie Ihnen Konfliktgespräche mit Eltern sicher gelingen


22.09.2017

In Ihrer Zusammenarbeit mit Eltern entstehen auch immer wieder mal Konflikte. Das lässt sich nicht ganz vermeiden, besonders dann, wenn alle Beteiligten emotional angespannt sind, wie beispielsweise während der Eingewöhnungszeit. In diesen Konfliktsituationen mit Eltern ist es manchmal sogar schwer, Selbstverständliches zu regeln. Mit einer schnellen Reaktion und einer positiven Grundeinstellung zum Gespräch punkten Sie bei den Eltern.

Wie Sie diese Haltung gewinnen und Konfliktgespräche mit Eltern professionell führen, lesen Sie im Folgenden. Mithilfe einer Checkliste überprüfen Sie Ihre Haltung in Anlehnung an den amerikanischen Psychologen John Gottmann (1998).

Es bahnt sich ein Konflikt an? Reagieren Sie sofort

Wenn Eltern mit Problemen aufgeregt an Sie herantreten, reagieren Sie sofort und unterbinden Sie auf diese Weise, dass sich das Problem auf andere Eltern überträgt. Vereinbaren Sie zeitnah einen Gesprächstermin, um die Wogen zu glätten.

Was ist passiert? Klären Sie folgende Punkte im Elterngespräch

  1. Was ist das Problem des Konfliktes?
  2. Welche Ursache hat der Konflikt?
  3. Wie hat sich das Problem entwickelt?
  4. Was möchten die Eltern? Welche Intentionen verfolgen sie?

 

Führen Sie das Konfliktgespräch und finden Sie gemeinsam eine Lösung

Damit die Eltern sich ernst genommen fühlen, sollten Sie auf deren Beschwerde eingehen. Sie bleiben dabei ruhig und freundlich und hören sich die emotional vorgetragenen Vorwürfe geduldig an. Dann versuchen Sie, den Gesprächsinhalt auf eine sachliche Ebene zu heben. Denn: Sie haben die professionelle Rolle im Gespräch, auch wenn Sie Ihre Gefühle zeigen.

Signalisieren Sie den Eltern, dass Sie ab jetzt für die Lösung des Problems zuständig sind. Sogleich werden die Eltern sich besser fühlen, da sie wissen, dass Ihr Problem ernst genommen wird und sie Hilfe von Ihnen erwarten können. Suchen Sie gemeinsam mit den Eltern nach einer Lösung des Problems. So können Sie das Anliegen der Eltern zur größten Zufriedenheit lösen. Bringen Sie Ihren Wunsch nach Kooperation zum Ausdruck. Die Eltern spüren, dass auch Ihnen daran gelegen ist, das Problem zu lösen. Treffen Sie gemeinsam eine Vereinbarung, deren Einhaltung Sie zusammen mit den Eltern zu einem verabredeten Zeitpunkt überprüfen.

Auf Ihre Haltung kommt es an

In der folgenden Checkliste finden Sie Verhaltensstrategien, mit denen Sie in Konfliktgesprächen professionell auftreten.

Erinnern Sie sich an Ihr letztes Konfliktgespräch und überprüfen Sie Ihr damaliges Verhalten. So finden Sie heraus, woran Sie noch arbeiten müssen, um Konfliktgespräche in Zukunft noch besser zu meistern und zu managen.

Für das kommende Konfliktgespräch mit Eltern nehmen Sie sich vor, mindestens einen Punkt, der Ihnen auf der Checkliste fehlt, umzusetzen.

Haben Sie darauf beim Elterngespräch geachtet?

Im Gespräch mit den Eltern achte ich darauf,

  • … dass ich mich im Gespräch häufiger positive als negativ äußere. Wenn ich beispielsweise eine negative Mitteilung machen muss, gebe ich vorher 2 positive Informationen an die Eltern weiter.
  • dass ich mich vor einem Konfliktgespräch entspanne und mir mindestens 10 Minuten Zeit nehme, um mich positiv darauf einzustimmen.
  • dass ich während des Gespräches eine 5-minütige Pause einlege, wenn die Diskussion unsachlich oder hitzig wird.
  • dass ich während des Gespräches auf meine Gefühle achte und sie mitteile.
  • dass ich keine abwehrenden Körperreaktionen meines Gesprächspartners beachte und zu deuten versuche, beispielsweise wenn die Eltern den Augenkontakt vermeiden.
  • dass ich keine abwehrende Körperhaltung, z. B. vor dem Körper verschränkte Arme, einnehme.
  • dass ich die Eltern-Sichtweise beachte und versuche, ihre Ängste/Befürchtungen/Sorgen/Probleme ernst zu nehmen.
  • dass ich kleine Auszeiten einbaue, um sich anbahnende Auseinandersetzungen zu deeskalieren, beispielsweise, indem ich sage: „Möchten Sie etwas trinken?“, „Ich würde Ihnen gerne diese Zeichnung Ihrer Tochter zeigen“, „Soll ich das Fenster öffnen?“
  • dass ich Probleme so exakt wie möglich ansprechen und Ich-Botschaften nutze. Beispielsweise: „Letzte Woche hatte ich an 2 Tagen keine Wechselwäsche für Ihre Tochter. Ich ärgere mich, wenn Lina nicht mit rauskann, weil sie keine wettergerechte Kleidung hat.“
  • dass ich während des gesamten Gespräches möglichst humorvoll bin: „Zum Glück ist Lena nicht sehr wählerisch und hat sogar die mit Traktoren verzierte Hose von Leon angezogen.“

Fazit

Vor allem in Konfliktgesprächen kochen mitunter die Emotionen hoch. Gefühle, Befindlichkeiten und Stimmungen jedoch nicht anzusprechen wirkt sich negativ auf den Gesprächsverlauf und das Ergebnis aus. Gehen Sie daher unbedingt auch auf die Emotionen der Eltern ein, denn dann steuern Sie das Gesprächsgeschehen und legen die Grundlage für ein fruchtbares Ergebnis.


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