Was Kinder wirklich brauchen – besinnen Sie sich aufs Wesentliche


29.05.2017

Sicher haben Sie sich gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern auch schon häufig die Frage gestellt, was Kinder in Ihrer Kita wirklich für ihre Entwicklung brauchen. Spiele und Beschäftigungsmaterialien sind oft nachrangig, wenn die Grundzüge der Konzeption für die Kita stimmen. Dann nämlich sind optimale Entwicklungsbedingungen für Kinder garantiert. Lesen Sie hier, wie Sie sich in der Kita aufs Wesentliche besinnen können.

 

 

Praxisbeispiel

Sebastian Ziegler ist Leiter der Kita „Räuberbande“. Er sitzt mit den Mitarbeitern zusammen und überlegt, was die Kinder dieser Kita wirklich brauchen, um sich gut und kindgerecht zu entwickeln. Niemand im Team findet Spielmaterialien besonders wichtig. „Zeit, Freiräume, Entscheidungsmöglichkeiten, Partizipation, Wertschätzung und Chancengleichheit“ werden von den Erziehern als besonders bedeutungsvoll benannt.

So gehen Sie vor

Setzen Sie sich mit Ihren Mitarbeitern zusammen, und beraten Sie in einer Teambesprechung darüber, was Sie in Ihrer Kita benötigen, um optimale Bedingungen für jedes Kind zu schaffen. Zeit zur freien Verfügung, Entscheidungsspielräume und Chancengleichheit – damit sind alle wesentlichen Faktoren für eine herausragende Pädagogik erfüllt.

Geben Sie jedem Kind Zeit für freies Spiel

Kinder brauchen in der Kita täglich viel freie Zeit, um in ein vertieftes Spiel mit selbst gewählten Spielpartnern zu finden. Ordnen Sie dem Spiel eine hohe Priorität zu. „Ich habe heute den ganzen Tag gespielt!“ Was kann es denn Schöneres für ein Kind geben? Denn jedes Spiel beinhaltet Lernprozesse. Kinder, die in der Kita ungezwungen spielen können, lernen dabei Folgendes:

  • Kontakte zu jüngeren und älteren Kindern zu knüpfen,
  • mit Kindern ausdauernd zu spielen,
  • die Meinung anderer zu tolerieren,
  • sich selbst durchzusetzen,
  • zurückzustecken, ohne frustriert aufzugeben, wenn andere sich durchsetzen,
  • sich abzugrenzen, wenn das Spiel eine Richtung annimmt, die das Kind nicht möchte,
  • sich für ein anderes Kind einzusetzen, das ausgegrenzt wird,
  • Recht und Unrecht zu erkennen und Hilfe bei der Erzieherin zu holen, wenn das Spiel nicht mehr konfliktfrei funktioniert.

Richten Sie Freiräume und Entscheidungsspielräume ein

Kinder entwickeln sich zu selbstbewussten jungen Menschen, wenn sie von klein an und kindgerecht in Entscheidungen mit einbezogen werden.

Auch in der Kita sollten Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern festlegen, welche Mitbestimmungsmöglichkeiten Sie den Kindern zugestehen. Die Tabelle auf dieser Seite zeigt Ihnen verschiedene Mitbestimmungsmöglichkeiten für Kita-Kinder.

Tipp für Ihre Praxis: Kinder in der Kita sollten einen Teil des Tagesablaufes mitbestimmen können. Räumen Sie den Kindern beispielsweise regelmäßig die Möglichkeit ein, selbst zu bestimmen, ob sie in der Gruppe oder auf dem Spielplatz der Kita spielen möchten.

Kinder brauchen Chancengleichheit

Die Kinder, die Ihre Kita besuchen, kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, sie stammen aus verschiedenen Herkunftsländern, und sie haben Eltern, die unterschiedlichen Berufen nachgehen. In Ihrer Kita sollten Sie deshalb immer Themen aufgreifen, die möglichst viele Kinder ansprechen und sie in ihrer Entwicklung weiterbringen.

Achten Sie z. B. bei Ihren Angeboten und Projekten auf Folgendes:

  • Sprechen Sie immer Jungen und Mädchen an.
  • Machen Sie nur solche Angebote, die nicht zusätzlich kostenpflichtig sind, damit kein Kind aus finanziellen Gründen ausgeschlossen wird.
  • Schließen Sie keine Altersgruppe aus, z. B. durch zu anspruchsvolle Inhalte.
  • Achten Sie darauf, dass Ihre Themen für alle Kinder von Interesse sind.
  • Fördern Sie nicht nur den „Geist“, sondern setzen Sie auf ganzheitliche Angebote, die auch die Bewegung, die soziale Entwicklung und die Koordination aller Kinder anregen.

Muster: Mitbestimmungsmöglichkeiten für Kita-Kinder

  • Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Kita
  • Wunschmittagessen mitbestimmen – Ab 3 Jahren
  • Ziel des Spaziergangs auswählen – Ab 4 Jahren
  • Turnstunde selbst gestalten – Wunschturnen der Kinder – Ab 4 Jahren
  • Auswählen, welches Buch vorgelesen wird – Ab 3 Jahren
  • Wahl zwischen Ruhe oder Aktion als Angebot – Ab 4 Jahren
  • Mitbestimmen, welches Spiel vom Spielgeld angeschafft werden soll – Ab 5 Jahren

Fazit

Zeit für freies Spiel, Entscheidungsspielräume und Chancengleichheit sind wesentliche Faktoren, mit denen sich jedes Kind in der Kita optimal entwickeln kann. Diskutieren Sie gleich in der kommenden Teambesprechung mit Ihren Mitarbeitern, wie Sie diese 3 wichtigen Faktoren in Ihrer Kita konkret umsetzen möchten.


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