Ihnen steht ein Elterngespräch bevor und Sie vermuten, dass die Eltern mit problematischen Fragen auf Sie zukommen werden? Keine Sorge, bewahren Sie einen kühlen Kopf. Sie als Kita-Leitung oder Erzieherin sind für Eltern oft der erste Ansprechpartner in Sachen Probleme mit dem eigenen Kind. Die Eltern wollen in erster Linie ihre Sorgen und Nöte teilen, gehört und ernst genommen.
Eine Hilfestellung für Ihre Elternarbeit könnte der personenzentrierte Ansatz von Carl Rogers sein, ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Gesprächsführung.
Carl Ransom Roger wurde 1902 in einem Vorort von Chicago geboren. Er war ein US-amerikanischer Psychologe, dessen Entwicklung der klienten- und personenzentrierten Psychotherapie noch heute ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Gesprächsführung ist. Seinen Ansichten nach rückte der individuelle Klient in den Fokus des Gesprächs.
Während seines Masters galt Carl Rogers‘ Interesse insbesondere dem Bereich der Erziehungsberatung, daher sind seine Ansätze insbesondere in Kita, Kindergärten und Schulen gefragt. Sowohl in Therapiegesprächen als auch in alltäglichen Gespräch lassen sich seine Ansätze realisieren.
Carl Rogers‘ personenzentrierte Theorie erkennt das menschliche Streben nach Selbstverwirklichung an. Besonders in der Kindheit und Jugend, in denen sich Individuen intensiv mit ihrer Umwelt, Eindrücken und Erlebnissen auseinandersetzen, wird das Selbstkonzept entwickelt. Wertschätzung und positive Erfahrungen in der Kindheit sind für die weitere Entwicklung essenziell. Das Selbstkonzept setzt sich zusammen aus dem Ideal-Selbst (Erwartungen der Gesellschaft) und aus dem Real-Selbst (Eigenschaften, die sich der Mensch selbst zuspricht). Das Selbstkonzept ist die Basis menschlichen Verhaltens.
Die Aktualisierungstendenz ist nach dem deutschen Psychiater Kurt Goldstein das grundlegende Handlungsmotiv des Menschen – also das Streben nach Entwicklung und Selbstbestimmung. Auch in Carl Rogers findet sich die Aktualisierungstendenz in seinem klientenzentriertem Konzept wieder.
Sie bewirkt, dass der Mensch alle Möglichkeiten der Entfaltung seiner selbst sucht. Die Aktualisierungstendenz ist für Carl Rogers Theorie das zentrale Konstrukt. Schon Kinder versuchen, sich selbst durch die Entfaltung ihrer seelischen und körperlichen Möglichkeiten zu differenzieren.
Die Eltern bekommen während des Gesprächs von Ihnen bedingungslose Wertschätzung. Dies betrifft sowohl die Problematik, die sie schildern, als auch die Eigenheiten.
Beispiel: Raffaels Mutter schildert Ihnen, dass ihr Sohn seit einiger Zeit nachts wieder einnässt. Sie hat sich schon verschiedentlich umgehört, aber ist dabei mehr auf Vorwürfe gestoßen als auf echte Hilfestellung. Diese Aussagen verunsichern und verärgern sie sehr, da sie sich nun schuldig und angegriffen fühlt.
Sie können der Mutter nun positiv und wertschätzend begegnen, indem Sie …
Danken Sie zudem der Mutter, dass sie sich Ihnen so öffnet und davon berichtet, denn das hat auch etwas mit Wertschätzung – von beiden Seiten – zu tun!
2. Variable der Carl Rogers Gesprächsführung: Empathie
Mit Empathie ist ein einfühlsames Verstehen gemeint. Jeder Mensch sieht die Welt und ein Problem aus seiner Sichtweise, mit seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Und so sieht die Welt eben für jeden Menschen auch etwas anders aus. Mit diesen Sätzen im Kopf gelingt es Ihnen viel leichter, die Sicht- und bisherige Vorgehensweise der Mutter anzuerkennen und so stehen zu lassen.
Bleiben wir beim obigen Beispiel: Sie können Raffaels Mutter nun im Gespräch empathisch gegenübertreten indem Sie …
Loben Sie zudem die Mutter für das, was sie bisher alles an Kraft und Ideen aufgebracht hat.
Mit Kongruenz ist Übereinstimmung gemeint. Das, was Sie sagen und denken, sollte zusammenpassen, also „echt“ sein. Wenn Sie denken: „Die Mutter macht sich viel zu viele Sorgen, das wird schon wieder vergehen!“, zu ihr aber sagen: „Ich kann verstehen, dass Sie sich viele Sorgen machen!“, sind Sie nicht kongruent. Ihr Gesprächsgegenüber wird dies über kurz oder lang spüren. Wenn Sie etwas denken, das Sie nicht unbedingt aussprechen möchten, können Sie entweder auf einen anderen Aspekt eingehen, also eine andere Frage / Aussage formulieren und den Gedanken beiseiteschieben.
Vielleicht gelingt es Ihnen aber auch, bei der Mutter nachzuhaken, was sie genau umtreibt. Die Grundhaltung ist dabei immer: „Ich möchte verstehen, wie der andere tickt und warum er dies tut.“ Dann helfen Sie der Mutter, indem Sie sagen: „Wie kommt es, dass Sie sich so viele Sorgen machen? Was ist Ihre größte Befürchtung?“ Und: „Ich kenne eine ähnliche Situation von mir. Da habe ich mir viele Gedanken gemacht, und meine Freunde meinten, ich solle mir nicht den Kopf zerbrechen. Aber irgendwie ging es nicht anders. Es war eben eine Herzensangelegenheit, da konnte ich die Gedanken nicht abschalten.“
Wie Sie an dem 2. Satz sehen können, kann Kongruenz auch bedeuten, dass Sie etwas von sich zu erkennen geben. Vielleicht fällt Ihnen tatsächlich eine ähnliche „Zwickmühle“ ein. Indem Sie der Mutter dies erzählen, öffnen Sie sich und geben zu erkennen, dass Sie sie auf eine Art auch verstehen. Achtung: Dabei geht es nicht darum, konkrete private Dinge zu erzählen. Sondern es geht lediglich darum, der Mutter zu spiegeln, dass ihr Sorgenverhalten völlig „normal“ ist.
Wenn Sie diese 3 Variablen in Gesprächen berücksichtigen, werden Sie spüren, wie sich Eltern Ihnen gegenüber öffnen und auch für ausgewählte Lösungsmöglichkeiten offen sind.
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