Werte sind wichtig für das gesamte Leben. Sie können Werte zwar einfordern und lehren, aber das hat meistens keinen nachhaltigen Erfolg. Auch die sogenannte Moralpredigt führt selten zu dem gewünschten Erfolg. Werte müssen gelebt werden – von Ihnen und den Kindern. Nur so können Sie den Kindern Werte vermitteln. Worauf Sie im Alltag achten müssen und wie Sie das umsetzen, erfahren Sie nachfolgend.
Gerade Werte werden im gemeinsamen Alltag gebildet. Durch die Gemeinschaft erfahren die Kinder während des gesamten Kita-Tages viele Gelegenheiten zur Wertebildung:
Sicherlich leben Sie den Kindern bereits unbewusst viele Werte vor, indem Sie sie selbst achten. Und Sie erwarten sogar, dass die Kinder sich an diese Werte halten. Dazu ist es aber wichtig, dass Sie den Kindern diese Werte verdeutlichen, damit sie ein Bewusstsein dafür entwickeln. Denn gute Werte sind wie Leuchttürme, die den Kindern den Weg durchs Leben weisen.
Überlegen Sie mit den Kindern, wie sie sich verhalten sollten, damit alle nett zueinander sind.
Schreiben Sie alle diese Werte auf Papier. Danach malen die Kinder Bilder zu den einzelnen Werten. Schreiben Sie den Wert darunter und wie sie ihn im Alltag umsetzen. Das sind die Grundwerte für Ihre Kita-Gruppe.
Danach stellen die Kinder ihre Bilder den jüngeren Kindern der Gruppe vor und erklären die einzelnen Werte. Um sie anschaulicher zu vermitteln, zeigen die Kinder in einem kleinen Rollenspiel, wie sie sie im Alltag konkret umsetzen.
Je jünger die Kinder sind, desto stärker findet die Kommunikation noch auf nonverbaler Ebene statt. Hierzu gehören das Kuscheln, Trösten oder Ihre Unterstützung bei Alltagsverrichtungen wie beim Essen, Anziehen oder Pflegesituationen (z. B. Wickeln, Hände waschen, Nase putzen). In diesen Situationen vermitteln Sie den Kindern durch Ihren respektvollen Umgang wichtige Werte. Achten Sie in allen Situationen darauf, achtsam und wertschätzend mit den Kindern umzugehen.
Die Kinder erfahren so unmittelbar die positiven Auswirkungen der Werte. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um sich (später) selbst angemessen zu verhalten.
Bei all Ihren Aussagen nehmen die Kinder Ihre Werte wahr. Das passiert beispielsweise bereits dann, wenn Sie morgens genervt zu Ihrer Kollegin sagen: „Immer kommt diese Mutter zu spät. Die hat ihre Kinder auch nicht im Griff. Nie schafft sie es morgens, ihre Tochter rechtzeitig fertig zu machen und sie in die Kita zu bringen. Immer platzt sie hier in den Morgenkreis rein und hat noch 1.000 unwichtige Fragen.“
In Ihrer Aussage schwingt sehr wenig Wertschätzung mit, diese nehmen die Kinder auf und kopieren sie im schlimmsten Fall sogar noch. Daher ist es wichtig, dass Sie sich selbst wertschätzend verhalten.
Nicht nur über Handlungen oder Worte, auch über die Körpersprache drücken Sie Wertschätzung aus. Wenn Sie es nicht ernst meinen, passen Ihre Körpersprache und Ihre Gestik nicht zu Ihren Worten oder Handlungen. Sie wirken dann nicht authentisch, nicht stimmig. Kinder sind sehr feinfühlig und nehmen solche Unstimmigkeiten sensibel wahr. Daher sollten Sie unbedingt selbst die Werte vorleben, die Sie vermitteln wollen. Vermitteln Sie den Kindern unbedingt auch nonverbal, dass Sie sie wertschätzen:
Zeigen Sie dem Kind eine zugewandte Körperhaltung und gehen Sie auf Augenhöhe.
Die Werte gelten nicht nur für die Kinder, sondern auch für Sie als Erzieherin. Verhalten Sie sich entsprechend, denn Ihr Handeln und Verhalten sind die nachhaltigste Lernquelle für die Kinder. Im Alltagsstress oder ganz unbewusst kommt es oftmals vor, dass Sie selbst die aufgestellten Werte verletzen. Das kann sein, indem Sie beispielsweise mit Ihrer Kaffeetasse durch den Gruppenraum laufen und Kaffee trinken. Von den Kindern hingegen verlangen Sie, dass sie am Frühstückstisch trinken.
Weniger wertschätzendes Handeln | Wertvolles und respektvolles Handeln |
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Dem Kind einfach die Nase putzen | Das Kind vorher fragen, ob Sie ihm die Nase putzen sollen. |
Das Kind nehmen und wickeln | Das Kind vorher fragen: „Darf ich dich wickeln?“ Dann gehen Sie gemeinsam zum Wickeltisch. |
Wortlos das Kind ausziehen und den Po säubern | Kündigen Sie Ihre Handlungen vorher an. Sagen Sie: „Ich ziehe dir jetzt die Hose aus. Ich nehme jetzt ein Feuchttuch und wische deinen Po ab.“ |
Dem Kind wortlos einen Löffel mit Essen in den Mund schieben | Zeigen Sie dem Kind den Löffel mit der Speise. Sagen Sie: „Schau mal, leckere Nudeln.“ Normalerweise wird das Kind dann den Mund öffnen. Wenn nicht, dann motivieren Sie es mit aufmunternden Worten. |
Verlangen, dass ein Kind seinen Teller leer isst oder das Frühstück aufisst | Respektieren Sie das individuelle Sättigungsgefühl der Kinder |
Beim Trostspenden zu dem Kind sagen: „Du musst nicht traurig/sauer/ wütend sein.“ | Zeigen Sie Verständnis für die Situation und sagen Sie stattdessen: „Ich kann verstehen, dass du traurig/sauer/wütend bist.“ |
Bevor Sie mit den Kindern in einen Dialog über die Werte treten, ist es wichtig, dass Sie sich über Ihr widersprüchliches Handeln im Klaren sind. Nur dann können Sie Werte nachhaltig und erfolgreich vermitteln.
Wenn Sie Regeln aufstellen, die Sie selbst nicht beachten, fragen Sie sich:
Im Alltag sind Sie manchmal für längere Zeit an einen bestimmten Platz gebunden, beispielsweise wenn Sie mit den Kindern basteln. Um etwas trinken zu gehen, müssten Sie kurz den Tisch verlassen. Fragen Sie sich zunächst selbst: Ist es wirklich unmöglich, den Tisch zu verlassen, um etwas zu trinken, oder ist es die Bequemlichkeit, warum ich am Tisch trinke? Vielleicht lautet Ihre Antwort jetzt: „Weil trinken wichtig für die Gesundheit ist.“
Nun überlegen Sie weiter: „Ist das Getränk wirklich gesundheitsförderlich?“ Meistens lautet die Antwort nein. Denn ich persönlich habe in solchen Situationen immer eine Tasse Cappuccino bei mir stehen gehabt. Das Trinken des warmen Getränks bietet mir Entspannung, die wiederum den Kindern zugutekommt.
Wenn ich den Cappuccino ausschließlich am Frühstückstisch zu mir nehmen würde, wäre er schnell kalt oder ich müsste das Angebot immer langfristig unterbrechen. Auf meine persönliche Kraftquelle könnte ich auch nur schwer verzichten. Reagieren Sie auf solche Widersprüche und verhalten Sie sich dabei ehrlich sich und den Kindern gegenüber.
Nachdem Sie für sich den Widerspruch geklärt haben, sprechen Sie mit den Kindern darüber etwa so:
Finden Sie eine Regelung. Sofern diese nicht lautet, dass Sie nun auch nur noch ausschließlich am Frühstückstisch trinken, müssen Sie den Kindern die Ausnahme erklären. Diese kann beispielsweise lauten, dass Sie bei längeren Angeboten durchaus etwas trinken, aber ansonsten auch konsequent am Frühstückstisch trinken. Durch Ihre Erklärung können die Kinder den Widerspruch und die Bedeutung der Ausnahme verstehen.
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