„Freunde finden ist schon schwer…“ 5 Tipps, wie Eltern ihre Kinder dabei unterstützen


03.04.2018

“Ich bin einfach auf die Straße und habe immer andere Kinder zum Spielen getroffen. So einfach ist das heute nicht mehr!“ Eine Mutter bringt die Situation vieler Kinder auf den Punkt, Kindheit hat sich verändert: Das lässt sich in Zahlen messen.

Heute gibt es etwa 6 Millionen weniger Kinder in Deutschland als noch 1970, das heißt, unzählige Möglichkeiten weniger, Spielgefährten zu finden. Bereits Anfang der 1990er Jahre ermittelte das Deutsche Jugendinstitut in einer Regionalstudie, dass jedes 5. Stadtkind außerhalb der Kita seine Zeit meist allein verbringt. Heute betrifft das vermutlich noch mehr Kinder. Umso wichtiger ist die Rolle der Eltern, ihre Kinder auf der Suche nach Freunden zu unterstützen. Mit folgenden Tipps geben Sie ihnen dabei Anregungen und Hilfestellung.

1. Tipp: Bindung als Basis

Ein Kind, das sich angenommen und geliebt weiß, zeigt sichere Bindungsmuster. Es kann gut auf andere Kinder zugehen und fühlt sich auch fremden Situationen gewachsen. Verdeutlichen Sie den Eltern, dass sie

  • ihr Kind viel, ehrlich und individuell loben,
  • ihrem Kind möglichst viel zutrauen und vertrauen können,
  • jede Möglichkeit zum Gespräch und Austausch mit dem Kind nutzen. Denn die Fähigkeit zur Kommunikation ist der Schlüssel aller sozialen Kontakte,
  • auf Meinungen und Gefühle ihres Kindes Rücksicht nehmen und diese, wann immer möglich, in die Gestaltung des Familienlebens einbringen.

So schaffen die Eltern nicht nur eine gute Basis für die gesunde Entwicklung ihres Kindes, sondern stärken auch die Fähigkeit zur Freundschaft.

2. Tipp: Kontakte kennen

Anders als die Eltern erleben Sie das Kind täglich in einer großen Gruppe von Kindern. Sie beobachten, mit wem es spielt und welche Kontakte es sucht. Geben Sie diese Beobachtungen an die Eltern weiter. Vielleicht ergibt sich daraus die Möglichkeit, dass sich die Kinder auch außerhalb Ihrer Einrichtung treffen und eine Freundschaft wachsen kann.

Praxistipp: Da Sie keine Telefonnummern an andere Eltern weitergeben dürfen, regen Sie die Eltern an, selbst eine Telefonliste ihrer Gruppe zu erstellen. So können die Kontakte zwischen den Familien unbürokratisch hergestellt werden.

3. Tipp: Erlebnisse ermöglichen

„Steffen spielt so viel allein. Auch wenn ich ihn frage, wen er gerne treffen möchte, kommt von ihm nichts. Wie kann ich ihm helfen, dass er endlich einen Freund findet?“, werden Sie von Steffens Mutter gefragt. Überlegen Sie daraufhin mit ihr gemeinsam, was Steffen in Ihrer Einrichtung und zu Hause am liebsten tut. Daraus ergibt sich sicher eine Möglichkeit, ihn mit anderen Kindern in Kontakt zu bringen, z. B. im Fußball- oder Sportverein, in der Musikschule oder im Kindermalkurs.

4. Tipp: Keine Angst vor falschen Freunden

Welche Eltern wünschen sich nicht Freunde für ihr Kind, die das Haus ohne größeres Chaos und mit einem höflichen „Dankeschön!“ verlassen? Was aber, wenn das stille Kind sich ausgerechnet das wildeste zum Spielen einlädt oder das angepasste sich das vorlauteste Kind zum Freund wählt? Dann haben Sie sicher schon erlebt, dass sich die Begeisterung der Eltern in Grenzen hält!

Versuchen Sie es dennoch, den Eltern sensibel und diplomatisch zu erklären, dass genau diese Freundschaft für das Kind wichtig ist. Denn Kinder suchen sich ein Gegenüber, das sie bestaunen können und das sie anregt. So können mit dem Freund an der Seite ganz neue Fähigkeiten entdeckt und erprobt werden. Ermutigen Sie deshalb die Eltern, dass sich ihr Kind seine Freunde selbst wählen darf.

5. Tipp: Vorbild sein

Wie in allem anderen auch sind die Eltern ihren Kindern auch beim Thema „Freundschaften“ ein Vorbild. Kindern von Eltern, die selbst viele Kontakte pflegen oder sich ehrenamtlich für andere Menschen engagieren, gelingt es leichter, Freundschaften zu knüpfen. Diese persönlichen Fähigkeiten der Eltern werden Sie sicher nicht beeinflussen können.

Aber auch zurückgezogen lebende Eltern können Freundesaktivitäten ihres Kindes bewusst unterstützen, indem sie ein „offenes Haus“ für andere Kinder haben und diese z. B. immer wieder einladen. Ermutigen Sie die Eltern zu diesem Schritt.

Haben Kinder es geschafft, einen Freund zu finden, ist die Arbeit noch lange nicht vorbei. Das bringt Samuel Johnson, englischer Gelehrter und Autor im 18. Jahrhundert, auf den Punkt: „Freundschaften sind wie alte Dächer: Man muss sie ständig reparieren, damit sie halten.“

Kinder brauchen Kinder. Kontakte zu Gleichaltrigen können die Eltern mit allem guten Willen nicht ersetzen – aber unterstützen! Mit diesen Tipps ermöglichen Sie nicht nur den Kindern wichtige Freundeserfahrungen, sondern stärken auch Ihre Erziehungspartnerschaft mit den Eltern.


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