Quereinstieg als Erzieher: Voraussetzungen & Möglichkeiten


10.10.2022

Der Erzieherberuf ist einer der klassischen Berufe, die einen Quereinstieg ermöglichen. Mit der Option, auch ohne lineare Ausbildung zum Erzieher in den Beruf einzusteigen, soll dem herrschenden Mangel an Fachkräften entgegengewirkt werden. Dabei ist ein Quereinstieg jedoch nicht so leicht, wie es klingt. Schließlich ist der Job herausfordernd und auch als Quereinsteiger müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden. 

Welche Voraussetzungen braucht es, für einen Quereinstieg als Erzieher?

Um einen Quereinstieg als Erzieher zu schaffen, sind in der Regel fachliche Voraussetzungen nötig. Grundsätzlich gilt, dass der Einstieg in dieses Berufsfeld leichter ist, je höher der bislang erworbene Abschluss ausfällt. Während für die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher ein mittlerer Schulabschluss vorausgesetzt wird, sind für einen Quereinstieg höhere Abschlüsse wie ein Abschluss an einer Fachhochschule für Sozialpädagogik oder ein Pädagogik-Studium hilfreich.

In den meisten Bundesländern ist ein fachlicher Berufsabschluss mit erzieherischem Schwerpunkt Voraussetzung, jedoch entscheiden sich auch immer mehr Bundesländer dazu, fachfremde Abschlüsse zuzulassen, darunter:

  • Berlin
  • Hamburg
  • Rheinland-Pfalz
  • Sachsen
  • Schleswig-Holstein

Andere Bundesländer setzen auf relevante, praktische Vorerfahrungen als Erzieher wie sie durch die Arbeit in einer Kita, im Kindergarten oder in anderen pädagogischen Einrichtungen gewonnen werden können.

In einigen Bundesländern ist ein Berufsabschluss in einem pflegerischen Beruf Pflicht, um als Erzieher einen Quereinstieg zu machen, darunter:

  • Thüringen
  • Niedersachsen
  • Mecklenburg-Vorpommern

Wie und ob ein Quereinstieg als Erzieher gelingt, hängt daher stark von den Vorgaben des Bundeslandes ab, in dem eine Person wohnhaft ist. Um den Besuch einer Fachschule kommen Quereinsteiger aber nicht herum – außer, sie haben einen Universitätsabschluss in Pädagogik, Sonderpädagogik oder einem anderen Fach mit pädagogischem Schwerpunkt.

Grundsätzlich gilt: Je näher die vorangehende Ausbildung am Berufsbild des Erziehers ist, desto einfacher gelingt ein Quereinstieg als Erzieher auch ohne Erzieherausbildung.

Wie sieht ein Quereinstieg mit Uni-Abschluss aus?

Ein Studium der Pädagogik oder Sozialpädagogik macht bei einem Quereinstieg eine weitere schulische Ausbildung überflüssig, wodurch der Einstieg in den Beruf häufig deutlich schneller gelingt als ohne Uni-Abschluss. Hochschulabsolventen müssen vorwiegend Praxiserfahrung sammeln, um als Erzieher arbeiten zu können. Auch ein Fernstudium ist möglich, allerdings gibt es in der Regel Pflichtveranstaltungen in Präsenz, die besucht werden müssen. Die praktische Erfahrung wird durch ein Fernstudium ebenfalls nicht ersetzt, sondern sie muss zusätzlich gesammelt werden.

Über ein Praktikum den Berufseinstieg finden?

Es gibt Regionen und Einrichtungen, die auch ohne pädagogische Vorerfahrung einen Einstieg als Erzieher in einer Kita oder in einer Krippe ermöglichen. Zu groß ist der Fachkräftemangel und zu groß der Bedarf an Personal. Wer sich dazu entschließt, als Quereinsteiger in den Erzieherberuf zu gehen, der hat über eine Praktikumsstelle meist gute Chancen, erste Erfahrungen zu sammeln. Als 

  • pädagogische Hilfskraft
  • Ergänzungskraft 
  • oder Kindergartenhelfer 

kann der Einstieg ebenfalls ohne relevante Vorerfahrungen gelingen.

Die Lebenserfahrung, die Quereinsteiger aus anderen Bereichen mitbringen, kann hilfreich sein. Neue Sichtweisen und neue Impulse können sowohl die Teams in den Einrichtungen als auch die Kinder fördern.

Wer Gefallen an dem Beruf findet, kann sich dann während der Praxiszeit fortbilden oder parallel zur Arbeit noch eine praxisintegrierte Ausbildung (PiA) machen, um die Grundlagen des Berufs und der Pädagogik zu lernen. Für eine Zeit von bis zu drei Jahren gehört es dann dazu, abends oder am Wochenende Kurse zu belegen, neben der Arbeit in einer Einrichtung in die Berufsschule zu gehen und Theorie zu pauken. Für die Arbeit in der Einrichtung wird dann bereits eine Entlohnung gezahlt. Mit einem solchen Abschluss sind dann auch verschiedene Karrierewege offen, wie leitende Positionen.

Spezielle Fachakademien bieten Kurse für Quereinsteiger an, die bislang in völlig anderen Bereichen gearbeitet haben. Dabei werden dann Kosten für Prüfungen und Vorbereitungskurse fällig und auch zu den abzuleistenden Pflichtstunden gibt es Vorgaben, basierend auf der bisherigen Kita-Erfahrung.

Welche charakterlichen Voraussetzungen braucht es für einen Quereinstieg als Erzieher?

Nicht nur in fachlicher Hinsicht müssen für den Quereinstieg als Erzieher einige Voraussetzungen erfüllt sein. Auch auf persönlicher Ebene sollten Quereinsteiger einiges mitbringen. Schließlich ist der Job als Erzieher alles andere als einfach und wer mit Kindern arbeiten und sie betreuen und fördern will, der sollte über diese Eigenschaften verfügen:

  • Empathie
  • Kommunikationsstärke
  • Keine Berührungsängste
  • Geduld
  • Flexibilität
  • Organisationstalent
  • Lernbereitschaft
  • Verantwortungsbewusstsein 

Zur Arbeit als Erzieher gehört mehr als die Erziehung von Kindern. Auch der Umgang mit Behörden und Institutionen, die Zusammenarbeit mit Kollegen und Leitern der Einrichtung sowie der regelmäßige Austausch mit Eltern gehört zum Arbeitsalltag dazu.

Quereinstieg mit einem ausländischen Abschluss: Geht das?

Wer aus dem Ausland nach Deutschland kommt, hat häufig das Problem, das der im Ausland erworbene Abschluss nicht anerkannt wird. Somit werden potenziell kompetenten, ausgebildeten Erziehern Steine in den Weg gelegt und auf wertvolle Fachkräfte verzichtet. 

Es gibt jedoch Organisationen wie den „pme Familienservice“, der solche Personen darin unterstützen will, dennoch einen Job in Deutschland zu finden, zu dem dann parallel eine entsprechende Aus- oder Weiterbildung absolviert werden kann.

Wie lässt sich ein Quereinstieg finanzieren?

Quereinsteiger werden während einer Ausbildung zum Erzieher nicht bezahlt oder müssen im Fall von bestimmten Fachakademien sogar noch draufzahlen. Finanzierungsmöglichkeiten wie BAföG kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Wer sich aus der Arbeitslosigkeit heraus für eine Ausbildung zum Erzieher entscheidet, bekommt Unterstützung von der Bundesagentur für Arbeit, die die Ausbildungskosten übernimmt. 

Mit Ausbildungsangeboten wie der praxisintegrierten Ausbildung (PiA), bei der neben dem schulischen Teil auch schon praktisch gearbeitet wird, wird die Erzieherausbildung für viele Menschen überhaupt erst möglich – schließlich müssen auch während der Ausbildungszeit Lebenshaltungskosten bezahlt werden. 

Welche Vorteile hat ein Quereinstieg als Erzieher für die Einrichtungen?

Viele der Menschen, die sich an späterer Stelle im Leben für einen Job als Erzieher entscheiden, sind auf der Suche nach einem Beruf mit Menschenkontakt, mit dem Gefühl etwas beizutragen und einer sinnstiftenden Tätigkeit nachzugehen. Sie gehen mit viel Motivation, Freude und Herzblut in den neuen Beruf hinein.

Nicht selten sind die Personen, die den Quereinstieg wagen, schon etwas älter und haben vielleicht schon eigene Kinder, was ihnen mehr Lebenserfahrung verleiht. Durch ihre vorher ausgeübten Berufe oder absolvierten Ausbildungen haben sie außerdem einen breiten Erfahrungsschatz aus anderen Bereichen, den sie nun in ihren neuen Job als Erzieher mit einbringen können. 

Kitas, Kindergärten und andere pädagogische Einrichtungen können davon profitieren, auch Personen ohne klassische Erzieherausbildung einzustellen. Außerdem kann nur mit der Öffnung des Berufszweigs für Quereinsteiger dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. 

Wie sieht der Einstieg über eine Externenprüfung aus?

Ein Abschluss als staatlich anerkannter Erzieher ist auch ohne vorangegangene theoretische Ausbildung möglich. Praktische Erfahrungen muss die Person jedoch vorweisen (in der Regel das 1,5-fache der eigentlichen Ausbildungszeit) und kann sich dann zur Abschlussprüfung der Berufsausbildung anmelden. Sämtliche Inhalte müssen dann in Eigenregie erlernt werden.

Als Mann in der Kita: Ist das überhaupt gewünscht?

Und wie! 93 Prozent des pädagogischen Personals sind weiblich, wie das Statistische Bundesamt im Jahr 2021 ermittelt hat. Immer mehr Bundesländer wollen mehr Männer dazu anregen, als Erzieher zu arbeiten und mit Bundes-Initiativen wie „Mehr Männer in Kitas“, sollen die Möglichkeiten für einen Quereinstieg in den Bundesländern verbessert werden. Viele Männer, die als Erzieher arbeiten, haben ursprünglich etwas anderes gelernt und sind in den Beruf als Quereinsteiger gekommen.

Wie viel können Quereinsteiger im Erzieher-Beruf verdienen?

Die Verdienstmöglichkeiten als Erzieher sind für alle gleich. Sie unterscheiden sich je nach Einrichtung und ob eine Vergütung nach Tarifvertrag erfolgt oder ob es sich um einen freien Träger handelt. Das Einstiegsgehalt zu Beginn der beruflichen Laufbahn als Erzieher beläuft sich im Schnitt auf um die 2.600 Euro brutto im Monat. Mit den Jahren steigt das Gehalt und wer eine Gruppen- oder Kita-Leitung übernimmt, kann zusätzlich mit einer höheren Entlohnung rechnen.

Fazit: So gelingt der Quereinstieg als Erzieher 

Der Quereinstieg als Erzieher ist über Praktika oder Stellen als pädagogische Hilfskraft möglich. Auch für Uni-Absolventen ist der Einstieg leicht, wenn Praxiserfahrung vorliegt. Wer Freude am Job hat, kann sich der Erzieher-Ausbildung widmen, für die einige Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Der Quereinstieg soll in den Bundesländern zunehmend erleichtert werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Quereinsteigern winkt ein sinnstiftender Beruf, der viel Freude bereitet.


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