Kita-Kinder beim „Lernen lernen“ unterstützen


20.03.2016
Ein Ziel Ihrer Bildungsarbeit  in der Kita sollte es sein, dass Kinder sich darüber bewusst werden, wie sie lernen, was sie dabei unterstützt und was ihnen das Lernen erschwert. In den länderspezischen Bildungsvorgaben wird dies als „Lernen lernen“ bezeichnet. Sie können diesen Prozess in Ihrer Kita dadurch unterstützen, dass Sie die Kinder anregen, über solche Fragen nachzudenken und die Erkenntnisse, die sie dabei gewinnen, zu verbalisieren.

 

Schritt 1 um Kita-Kinder beim „Lernen lernen“ zu unterstützen: Werten Sie Projekte gemeinsam mit den Kindern aus

In pädagogischen Projekten erarbeiten Sie mit den Kindern Themen wie beispielsweise: „Welche Tiere leben im Teich hinter unserer Kita?“  oder „Was schwimmt, und was geht unter?“ Dabei nutzen Sie die unterschiedlichsten Methoden: Sie lesen in Büchern nach, recherchieren im Internet, gehen zum Teich und verschaffen sich selbst ein Bild, experimentieren mit unterschiedlichen Materialien und besprechen die Ergebnisse und Erfahrungen mit den Kita-Kindern.

Diese Projekte dauern zumeist längere Zeit und bieten den Kindern unterschiedliche Zugangswege zum Thema und somit zum lernen. Sie ermöglichen den Kita-Kindern somit vielfältige Erfahrungen und stoßen Bildungsprozesse an. Fassen Sie diese Bildungsprozesse gemeinsam mit den Kindern in der Kita nochmals zusammen. Indem die Kinder ihre Erkenntnisse und Erfahrungen verbalisieren, vertiefen sie sie nochmals. Und dadurch, dass sie für sich selbst verstehen, was ihnen geholfen hat, etwas zu lernen, entwickeln sie mit der Zeit eine Strategie,  wie sie am besten lernen. Sprechen Sie dabei auch darüber, was Sie gelernt haben und was Ihnen dabei geholfen hat.

 

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Schritt 2 um Kita-Kinder beim „Lernen lernen“ zu unterstützen: Achten Sie auf Ihre nonverbale Kommunikation

Kinder achten sehr viel mehr auf nonverbale Kommunikation als Erwachsene. Denn bevor sie Sprache erlernen, ist die nonverbale Kommunikation ihre einzige Kommunikationsmöglichkeit. Achten Sie deshalb im Gespräch mit Kindern immer darauf, dass Ihre verbale und Ihre nonverbale Kommunikation übereinstimmen. Achten Sie gut darauf, wie Sie sich wirklich fühlen, und versuchen Sie nicht, die Kita-Kinder über Ihre Befindlichkeiten zu täuschen. Haben Sie keine Zeit und Ruhe für ein Gespräch mit einem Kind, sagen Sie ihm, dass es gerade nicht möglich sei, sein Anliegen zu besprechen. Versuchen Sie nicht, Aufmerksamkeit vorzutäuschen, wenn keine da ist.

 

Schritt 3 um Kita-Kinder beim „Lernen lernen“ zu unterstützen: Fördern Sie die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen

Der Aufbau einer eigenen Identität ist ein zentraler Aspekt kindlicher Entwicklung. Eine gelungene Identitätsentwicklung ist die Grundlage für die weitere Persönlichkeitsentwicklung. Um zu verstehen, wie Sie diese Entwicklung unterstützen können, ist es sinnvoll, einen kurzen Exkurs zu den Grundlagen kindlicher Identitätsentwicklung zu machen.

Grundlagen der Identitätsentwicklung

Für die Entwicklung kindlicher Identität sind 3 Aspekte von großer Bedeutung, die von George Herbert Mead als „Ich“, „Mich“ und „Selbst“ bezeichnet werden:
Um sich selbst als Individuum wahrnehmen und verstehen zu können, braucht das Kind die Erfahrung, seine Umwelt beeinflussen und gestalten zu können. Ein Bild von sich selbst entsteht immer nur durch die Rückmeldung anderer Menschen. Diese Entwicklung beginnt bereits im frühen Kindesalter, wenn der Säugling erlebt, dass er durch seine Handlungen eine Wirkung erzielt. Beispielsweise, dass die Bezugsperson erscheint, wenn er schreit, oder dass er durch ein Lächeln ein Lächeln seines Gegenüber bewirken kann.

Beteiligen Sie Kinder an Entscheidungen in der Kita

Diese Überzeugung, die Welt beeinflussen zu können, muss im Verlauf der Entwicklung gestärkt und gefördert werden.  Geben Sie den Kindern im Alltag der Kita immer wieder die Möglichkeit, diese Erfahrung zu machen. Ein zentrales Instrument der Partizipation ist, die Kinder an den Entscheidungen in der Kita zu beteiligen. Dazu gehört, dass Kinder zu bestimmten Anlässen – beispielsweise im Morgenkreis oder bei Kinderkonferenzen – die Möglichkeit haben, ihre Wünsche zu äußern und ihre Meinung zu sagen. Stehen Entscheidungen wie beispielsweise die Umgestaltung von Räumen an, sollten Sie das in die Kin-derkonferenz oder in den Morgenkreis einbringen und mit den Kindern da- rüber sprechen, welche Wünsche und Vorstellungen sie haben. Und auch die Entscheidung sollten Sie gemeinsam treffen, also den Kindern wirklich die Möglichkeit geben, die Raumgestaltung zu beeinflussen. Achten Sie auch im Alltag darauf, die Kinder immer wieder zu beteiligen. Ordnen Sie etwas nicht einfach an, sondern fragen Sie die Kinder nach Möglichkeit nach deren Meinung. Und erklären Sie Ihr Handeln und Ihre Entscheidungen. So stärken Sie das Selbstbewusstsein der Kinder.

Vereinbaren Sie Regeln mit den Kita-Kindern gemeinsam 

Ganz wichtig für die Entwicklung von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen ist es auch, dass die Regeln in der Kita nicht einfach von den Erzieherinnen vorgegeben werden. Die Regeln bestimmen das Zusammenleben. Deshalb sollten Sie auch hier die Kinder beteiligen. Auf diese Weise lernen die Kinder auch die Grundlagen eines demokratischen Miteinanders kennen.

Es ist keine Frage, dass Sie die Kinder im Gespräch stark beeinflussen können. Wenn Sie zu deutlich vorgeben, was Sie unbedingt wollen, werden die Kinder versucht sein, Ihrer Meinung zu folgen. Nehmen Sie auch in solchen Situationen eine fragende Haltung ein. Erklären Sie, dass die Kita Regeln braucht und warum, und fragen Sie die Kinder dann, welche Regeln sie für wichtig halten. Sie können beispielsweise die Frage stellen: „Was darf man in unserer Kita auf keinen Fall tun?“.

Lassen Sie die Kinder dann aufzählen, was aus deren Sicht nicht getan werden darf. Wenn Sie dann über die Regeln abstimmen lassen, machen die Kinder die Erfahrung dass sie das Leben in ihrer Kita wirklich mitgestalten können.

Beginnen Sie damit, Gesprächsregeln in der Kita zu vereinbaren 

 Wenn Sie Kinder an Entscheidungen in der Kita beteiligen, indem Sie demokratische Gremien wie eine Kinderkonferenz nutzen, brauchen Sie zunächst einmal gemeinsame Gesprächsregeln. Erarbeiten Sie diese Regeln im Sinne des oben beschriebenen Vorgehens gemeinsam mit den Kindern. Das folgende Muster zeigt Ihnen, wie solche Regeln aussehen können.  Visualisieren Sie diese Regeln gemeinsam mit den Kindern so, dass sie für die Kinder verständlich sind, und hängen Sie sie in der Kita aus. So können Sie die Regeln thematisieren und mit den Kindern nochmals besprechen, wenn dagegen verstoßen wird.

Legen Sie auch die Sanktionen gemeinsam fest 

Entscheidungen in der Kita mit den Kindern zu diskutieren und die Kinder demokratisch daran zu beteiligen ist ein wichtiger Aspekt der Partizipation. Oft wird aber übersehen, dass auch die Frage geklärt werden muss, was passiert, wenn gegen Regeln verstoßen wird. Diese Entscheidungen treffen die Erzieherinnen dann oft im Alleingang, indem sie spontan Sanktionen verhängen. Beteiligen Sie die Kinder auch an der Entscheidung, was bei Regelverstößen passiert. Fragen Sie einfach: „Was  sollen wir tun, wenn jemand trotzdem andere beleidigt?“ Die Kinder an der Festlegung der Regeln zu beteiligen fördert ihre Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und unterstützt somit deren Identitätsentwicklung. Beschränken Sie diese Beteiligung aber nicht nur auf die formalen Gremien, sondern sensibilisieren Sie Ihr Team dafür, dies auch im Alltag zu praktizieren.

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