Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Eine Kollegin kommt auf Sie zu und erzählt Ihnen frustriert Folgendes: „Ich ertappe mich häufig dabei, dass ich immer wieder an den Kindern herummeckere. Dabei möchte ich doch eigentlich einen positiven Umgang mit allen Kindern pflegen. Ich komme mir vor wie eine alte Meckerziege.“
Nehmen Sie sich für ein bis 2 Tage vor, Ihren Sprachgebrauch zu reflektieren. Dazu legen Sie eine Liste mit 2 Spalten an. Auf der einen Seite der Spalte machen Sie einen Strich für jedes Lob, das Sie an einem Tag ausgesprochen haben, auf der anderen Seite für die verteilte Kritik. Wenn Sie möchten, können Sie auch die Personen (egal, ob Kinder, Kolleginnen, Eltern, Telefonpartner) notieren. Vergleichen Sie am Ende des Arbeitstages die beiden Spalten.
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Vielleicht stellen Sie fest, dass auf der Tadel-Seite mehr Striche zu sehen sind, wenn nicht, dann herzlichen Glückwunsch! Eine Regel besagt: „Für jede verteilte Kritik sollte man die betreffende Person 5-mal loben.“ So wird die „Negativ-Botschaft“ beim Betroffenen durch das Positive wieder aufgewogen.
Vielleicht haben mehrere Erzieherinnen aus Ihrem Team Lust, diesen „Selbsttest“ durchzuführen. Besprechen Sie anschließend die Ergebnisse und die gemachten Erfahrungen. Überlegen Sie nun gemeinsam, wie es Ihnen gelingen kann, Kinder mehr zu loben.
Sie kennen das auch: Oftmals ist es nicht die Kritik an sich, die uns trifft, sondern die Art und Weise, wie der andere es uns sagt. Die Devise lautet: Kritisieren, ohne zu verletzen. Die folgende Übersicht hilft Ihnen dabei zu überprüfen, ob Sie ein wertschätzendes Lob aussprechen.
Sicherlich sind Sie manches Mal aufgebracht über eine Situation oder ein Verhalten. Es ist auch wichtig, dass Sie das aussprechen. Sie sollen nicht jegliches Verhalten tolerieren. Beherzigen Sie dabei die folgenden 5 Tipps.
Vermeiden Sie die folgenden Formulierungen | So formulieren Sie gekonnt |
---|---|
Sprechen Sie nicht in Passivsätzen wie: „Es war erfreulich, dass …“ | Formulieren Sie Sätze aktiv, z. B.: „Ich habe mich gefreut, dass …“ |
Verwenden Sie keine Verallgemeinerungen wie „man“ „manche“ „Das habt ihr alle toll gemacht“ oder „die anderen Kinder“ | Sprechen Sie über konkrete Personen. Sagen Sie „ich“, „Frau Müller“ oder „Peter und Jan“. |
Vermeiden Sie anklagende Sätze wie: „Du hast … gemacht ...“ | Senden Sie Ich-Botschaften wie beispielsweise: „Ich habe mich sehr darüber geärgert, dass …“ |
Vermeiden Sie unkonkrete Äußerungen wie: „Das hast du toll gemacht.“ | Beziehen Sie sich auf einen konkreten Sachverhalt: „Ich bin begeistert, wie lange du dich bei dem Spiel konzentriert hast.“ |
Aussagen, denen Ihre Empathie fehlt, wie: „Du bist selbst schuld. Das musste ja so kommen, bei dem wilden Spiel.“ | Zeigen Sie Empathie: „Ich kann verstehen, dass du traurig bist, weil dein Turm umgefallen ist.“ |
Sie sprechen aufmunternde Worte zu einem Kind und schauen dabei gestresst aus. Oder Sie üben Kritik und lachen dabei. | Verhalten Sie sich auch nonverbal kongruent zu Ihren Aussagen. Wenn Sie ein Kind loben, schauen Sie das Kind an, wenden sich in Ihrer Körperhaltung dem Kind zu und lächeln dabei. Umgekehrt machen Sie einen betroffenen Gesichtsausdruck, wenn etwas Unangenehmes vorgefallen ist. |
Vermeiden Sie nicht ehrliches Lob wie: „Mensch, das ist ja ein cooler Krieger, den du gemalt hast.“ | Sprechen Sie ehrlich über Ihre Gefühle, indem Sie beispielsweise sagen: „Ich mag solche Figuren nicht. Ich freue mich dennoch darüber, dass du die Figur so bunt und exakt ausgemalt und ausgeschnitten hast. Ich habe den Eindruck, dass dir der Krieger sehr wichtig ist.“ |
Übertreiben Sie nicht mit den Konsequenzen oder vermeiden Sie unlogische Konsequenzen wie: „Wenn du dich nun nicht umziehst, bekommst du kein Mittagessen.“ | Zeigen Sie Konsequenzen auf, die mit dem Verhalten im direkten Zusammenhang stehen, wie: „Wenn du dich nicht ausziehst, wird dein Mittagessen kalt. Es steht schon auf dem Tisch.“ |
Üben Sie diese Veränderungen immer wieder auch in Ihrer Einrichtung ein. Hilfreich ist es dafür, wenn Sie sich an einer oder mehreren gut sichtbaren Stellen im Gruppenraum eine Erinnerung aufhängen. Nehmen Sie hierfür z. B. einen Smiley: ein runder Kreis, auf den Sie ein lachendes Gesicht malen. Das Ganze möglichst noch in einer knalligen Farbe. Diesen hängen Sie dann, versehen mit der Botschaft „5 Mal!“, auf.
Sobald Sie diese Haltung mehr und mehr verinnerlicht haben, brauchen Sie sicherlich bald viel weniger Übung. Denn das Loben kommt fast schon „automatisch“ über Ihre Lippen. Schauen Sie immer auch darauf, wie die Kinder reagieren:
Reden Sie immer wieder auch mit Ihren Kindern im Anschluss daran über die Situationen. Vertiefen Sie die Gespräche, die sich aus einem Lob oder einer Kritik ergeben. Dies ist auch eine gute Übung zur Förderung der Ausdrucksfähigkeit. Ihre Kinder werden bald bemerken, dass Sie „neu“ mit ihnen umgehen und wie gut sich das anfühlt. Ermutigen Sie auch die Kinder, diese Haltung einzuüben.
Das heißt: andere Kinder öffentlich zu loben, differenziert darüber zu sprechen, was der andere gut gemacht hat oder was ihn ganz besonders auszeichnet. Dies stärkt die Kinder, und gleichzeitig lernen sie einen anderen Umgang miteinander. Damit fördern Sie wichtige soziale Kompetenzen, die das Kind, je älter und reifer es wird, im alltäglichen Umgang mehr und mehr benötigt.
Durch Ihr differenziertes Lob werden Ihnen nun mehr Situationen auffallen, in denen Kinder, im Alltag, ganz nebenbei, Großes geleistet haben. Notieren Sie sich diese Situationen unbedingt in einigen Stichworten und heften Sie diese Notiz zu Ihren Kinderbeobachtungen. Sie sind eine prima Grundlage fürs nächste Elterngespräch, denn
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