So fördern Sie die Sprachentwicklung von Kleinstkindern


30.10.2013

Sprechen lernen, das erste Wort von sich geben – neben den ersten Schritten ein Meilenstein in der Entwicklung eines Kindes. Dabei beginnt die Sprachentwicklung schon viel früher: Bereits vor der Geburt nimmt das Kind im Mutterleib Geräusche und Stimmen wahr und reagiert darauf mit Bewegungen. Und der berühmte erste Schrei gleich nach der Geburt beweist, dass Atmung und Stimmlippenschluss funktionieren. Wie Sie Kinder bei ihrer weiteren Sprachentwicklung unterstützen, lesen Sie hier.

Sprechen lernen ist nicht schwer: Treten Sie in Kontakt

Im ersten Lebensjahr schreien, brabbeln und glucksen Kinder, um ihre Bedürfnisse und ihr Befinden auszudrücken. Ihnen fällt die Aufgabe zu, diese Lautäußerungen richtig zu interpretieren und darauf zu reagieren. Beachten Sie hierbei: Je feinfühliger Sie auf die Signale des jeweiligen Kindes eingehen, umso geborgener und sicherer fühlt es sich – und dies ist die Grundlage dafür, dass Kinder anfangen, Ihre Laute nachzuahmen, erste Silben zu bilden und schließlich erste Worte zu sprechen. Haben Sie dabei im Hinterkopf, dass Sie auch bei der Sprachentwicklung ein wichtiges Vorbild sind.

Sehen Sie genau hin: die Schritte der Sprachentwicklung

Eine Ihrer Aufgabe ist die Beurteilung der altersgemäßen Entwicklung eines Kindes – auch was das Sprechen lernen angeht. Gleichen Sie dazu Ihre Beobachtungen mit den Entwicklungsschritten ab, die ein Kind in einem bestimmten Alter erreicht haben sollte. Nutzen Sie dazu die Übersicht zu den altersgemäßen Entwicklungsschritten der Sprachentwicklung am Ende dieses Artikels. Weichen die Fähigkeiten eines Ihrer Schützlinge beim Sprechen lernen einige Monate von den geforderten Schritten ab, muss hier noch keine Entwicklungsverzögerung vorliegen.

Schätzen Sie jedoch, dass möglicherweise ein Defizit vorliegt, sollten Sie handeln: Gehen Sie individuell auf das Kind ein und fördern Sie es, etwa mit gezielten Sprachförderangebote, die die Mundmotorik stärken usw., z. B. Reimspiele, Grimassen schneiden. Teilen Sie Ihre Beobachtungen unbedingt den Eltern mit, um gemeinsam zu überlegen, wie das Kind zusätzlich bei der Sprachentwicklung unterstützt werden kann, etwa durch eine Kontrolle des Hörvermögens beim Arzt oder eine Frühförderung.

Unterstützen Sie die Sprachentwicklung gezielt im Alltag

Auch wenn gesunde Kinder in der Regel von selbst sprechen lernen, können Sie dennoch fördernd tätig sein, indem Sie Sprachanreize bieten und diese ins Spiel integrieren:

  • Sprechen Sie mit dem Kind
    Kommunizieren Sie bei jeder Gelegenheit mit dem Kind, um ihm beim Sprechen lernen zu helfen. Benennen Sie beim An- und Ausziehen etwa alle Kleidungsstücke, rezitieren Sie kleine Reime, wenn es auf Ihrem Schoß sitzt, oder erklären Sie ihm, was Sie beim Wickeln gerade tun. Weiterhin unterstützen Sie das Kind bei der Sprachentwicklung, wenn Sie auf Babysprache verzichten und normal mit ihm sprechen. Weitere Hilfen beim Sprechen lernen sind Lieder und Reime: Damit hört das Kind nicht nur die Worte, sondern auch (Sprach-) Melodien.
    Übrigens teilen Kinder sich besonders gern mit, wenn Sprache für sie mit angenehmen Sinnesreizen verbunden ist. Unterstützen Sie dies mit positiven Akzenten: Kuscheln Sie während des Sprechens so oft wie möglich mit dem Kind oder zeigen Sie ihm durch Ihr Lächeln, dass Sie ihm gern zuhören.
  • Bieten Sie Anreize zur Sprachentwicklung an
    Erkennt das Kind unterschiedliche Gegenstände, zeigen Sie darauf und fragen das Kind danach, etwa „Wo ist der Teddy?“ oder „Wo ist die Tür?“ Nach und nach wird das Kind voller Stolz auf den angefragten Gegenstand zeigen. Auch der Einsatz von Sprachmedien unterstützt beim Sprechen lernen und erweitert den Wortschatz. So kann das Kind Gegenstände in Bilderbüchern oder auf Bildkarten identifizieren, festigen und benennen. Und auch einfache Vorlesegeschichten helfen beim Sprechen lernen, denn hier lernt das Kind, Texte im Zusammenhang zu verstehen. Zudem können Sie nach dem Vorlesen zusammen überlegen, wie die Geschichte weitergehen könnte. Je nach Alter und Fortschritt der Sprachentwicklung kann das Kind hierzu ein Wort oder einen Satz äußern, den Sie dann sinngemäß wiedergeben.
  • Hören Sie beim Sprechen lernen zu, ohne zu belehren
    Anfangs sprechen Kinder noch undeutlich und mit falschem Satzbau. Versuchen Sie trotzdem zu verstehen, was es sagen möchte und fragen Sie gegebenenfalls nach. Falsch ausgesprochene Worte oder Sätze sollten Sie nicht korrigieren, sondern stattdessen das Wort in Ihrer Antwort korrekt wiedergeben, etwa: „Wauwau ballt.“ – „Oh, du hast gehört, wie der Hund bellt.“

 

Praxistipp: 
Nehmen Sie sprachliche Fortschritte auf und speichern Sie sie auf einem mitgebrachten USB-Stick für Eltern.

Beurteilen Sie die Sprachentwicklung individuell

Die nachfolgende Übersicht liefert Ihnen Anhaltspunkte zur Entwicklung der kindlichen Sprech- und Sprachfähigkeit in den ersten 3 Lebensjahren. Bedenken Sie dabei immer, dass jedes Kind sein individuelles Entwicklungstempo hat – auch beim Sprechen lernen. Stellen Sie also eine Pause in der Sprachentwicklung eines Kindes fest, so ist es eventuell gerade mit einem anderen Entwicklungsbereich beschäftigt und lernt z. B. Laufen. Beurteilen Sie Kinder deshalb immer individuell und vergleichen Sie Ihre Schützlinge nicht miteinander.

 

Übersicht: Meilensteine der Sprachentwicklung von 0 – 3 Jahren

Alter des Kindes Entwicklungsphase Konkrete Entwicklungsschritte
0–3 Monate Schreien
  • hört und ist interessiert an menschlicher Lautäußerung und Mimik
  • Bedürfnisse und Befindlichkeiten werden über Schreien ausgedrückt
3–6 Monate
  1. Lallphase
  • zum Mitteilen werden außer Schreien noch Gurren, Quietschen oder einzelne Laute wie „rrr“ benutzt
  • reagiert auf unterschiedliche Stimmenklänge, Satzmelodien und auf seinen Namen
6–10 Monate
  1. Lallphase
  • beobachtet andere Menschen genau und versucht, Laute nachzuahmen
  • kann Silben und Silbenverdopplung brabbeln, z. B. „dadada“
  • reagiert auf erste einfache Fragen, z. B. zeigt es auf Gegenstände, wenn danach gefragt wird
10–12 Monate Lallmonologe und 1. Worte
  • brabbelt lange Silbenketten und hat Freude daran
  • hat Freude am Produzieren eigener Silbenketten in betonter Satzmelodie
  • Erstes Wort häufig Silbendopplung „Mama“ oder „Papa“
1–1 ½ Jahre Einwortsätze
  • spricht 2–10 Wörter, die sich auf konkrete Dinge seiner Umwelt beziehen
  • spricht 1-Wort-Sätze aus Substantiven
1 ½–2 Jahre Wortschatzexplosion
  • Wortschatz des Kleinstkindes nimmt rasant auf bis zu 200 Wörter zu
  • spricht 2-Wort-Sätze
  • unterscheidet zwischen „mein“ und „dein“
  • benutzt erste Adjektive
  • Aussprache oft noch undeutlich
  • Erste Fragen werden durch Anheben der Sprachmelodie gestellt
2–2 ½ Jahre Mehrwortsätze
  • reiht mehr als zwei Wörter aneinander, ohne Regeln des Satzbaus zu berücksichtigen
  • benutzt „ich“ oder eigenen Vornamen
  • deutlichere Aussprache
2 ½– 3 Jahre Satzbildung
  • „Warum“-Fragen werden gestellt
  • gutes, altersangemessenes Sprachverständnis
  • bildet erste korrekte Sätze
  • benutzt Präpositionen wie „unter“, „auf“ usw.

 


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