So machen Sie Kleinkinder zu starken Persönlichkeiten

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Eine FrĂŒhgeburt, ein Trauma, Fluchterfahrungen, die Scheidung der Eltern, ein unsicherer Bindungsstil oder familiĂ€re Armut sind mögliche Risikofaktoren fĂŒr die kindliche Entwicklung. Starke bzw. resiliente Kinder leiden wie alle anderen Kinder darunter. Sie ĂŒberstehen sie aber ohne EntwicklungsrĂŒckstĂ€nde oder -störungen.

In der KindertagesstĂ€tte sind Sie herausgefordert, auch schon die Kleinkinder bei der Ausbildung von Kompetenzen zu unterstĂŒtzen, die fĂŒr die Resilienz relevant sind. Ihre Aufgabe ist es also, vor allen Dingen herauszufinden, was die einzelnen Kinder „stark macht“. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die Resilienz im Krippenalltag fördern.

Was Resilienz genau bedeutet

Resilienz ist die seelische WiderstandsfÀhigkeit, mit der es Kindern trotz widriger LebensumstÀnde (z. B. Scheidung der Eltern) gelingt, Entwicklungsaufgaben erfolgreich zu bewÀltigen. Resiliente Kinder glauben an ihre FÀhigkeiten und rechnen damit, dass ihre Handlungen erfolgreich sein werden. Besonders wichtig sind dabei die FÀhigkeiten, die ein Kind zum Zeitpunkt der jeweiligen Krise schon erworben hat, und die Hilfe von Personen aus seinem sozialen Umfeld, z. B. von Ihnen.

Das Kind erwirbt resiliente FÀhigkeiten durch die Interaktion und Erfahrungen mit den Menschen in seiner Umwelt. Diese FÀhigkeiten sind variabel und verÀnderbar.

Keine „Problemballung“ in einer Kita-Gruppe

Damit Sie als Fachkraft Ihr Potenzial voll ausschöpfen können, benötigen Sie kleine Gruppen und einen guten PersonalschlĂŒssel. Zur Förderung von Resilienz empfehlen Experten einen SchlĂŒssel von 1:3. Da dies in der Praxis leider oft nicht der RealitĂ€t entspricht und Sie darauf kaum Einfluss nehmen können, versuchen Sie, bei der Zusammenstellung der Kita-Gruppen darauf zu achten, dass es nicht zu Problemkonzentrationen kommt (soweit Sie dies vorher absehen können). Vermeiden Sie, wenn möglich, beispielsweise 3 FlĂŒchtlingsfamilien und 2 Familien mit starken sozialen Problemen gleichzeitig in eine Gruppe aufzunehmen.

Schaffen Sie möglichst viele SprachanlÀsse

Gestalten Sie Morgenkreise mit Spielen, Liedern und Fingerspielen, die jedes Kind zum Mitmachen auffordern. So schaffen Sie beispielsweise einen interessanten GesprĂ€chsanlass, wenn Sie im Morgenkreis eine Bildkarte in die Kreismitte legen, auf der ein Löwe abgebildet ist, der durch den Dschungel streift. Sofort beginnen die Kinder zu beschreiben, was auf dem Bild zu sehen ist. Sie unterstĂŒtzen die Kleinkinder, wenn ihnen die Worte fehlen, und wiederholen ihre Beschreibungen. Damit stĂ€rken Sie die KommunikationsfĂ€higkeit der Kleinkinder.

Bieten Sie Bewegungsangebote, die stark machen

Gehen Sie mit den Kleinkindern in den Bewegungsraum Ihrer Einrichtung. Stellen Sie den Kleinkindern verschiedene AlltagsgegenstĂ€nde zur VerfĂŒgung, wie z. B. Hocker und Kisten, die die Kinder schon tragen können. Bieten Sie auch Turnreifen, BĂ€lle, ChiffontĂŒcher und Krabbeltunnel an. In einer Kleingruppe bauen die Kinder dann selbststĂ€ndig aus den verschiedenen Materialien einen Parcours auf.

Die Kleinkinder arbeiten so mit anderen gemeinsam an einer Sache. Verbal und nonverbal ĂŒben sie dabei, miteinander zu kommunizieren und ihre Vorhaben aufeinander abzustimmen. Wenn die Kleinkinder anschließend durch ihren Parcours klettern, fördert dies auch ihre Bewegungskompetenz.

Fördern Sie die Konzentration der Sinne

Bieten Sie den Kleinkindern Gelegenheiten, sich auf sich selbst und auf die einzelnen Sinne zu konzentrieren. So können die Kleinkinder ihre sinnlichen FĂ€higkeiten entdecken und gezielt einsetzen. Bieten Sie den Kleinkindern dazu beispielsweise ein selbst gemachtes Hörmemory an. Dazu nehmen Sie z. B. 2 Glöckchen, 2 Steine, 2 Schrauben. Dann legen Sie jedes Klangmaterial in ein FĂŒhlsĂ€ckchen und verschließen dieses kindersicher. Die Kinder schĂŒtteln die einzelnen SĂ€ckchen und mĂŒssen genau hinhören, welche beiden SĂ€ckchen „gleich klingen“.

Mit Entspannungsgeschichten Emotionen erleben

Dunkeln Sie den Raum etwas ab. Sorgen Sie fĂŒr stimmungsvolles Licht, indem Sie z. B. Kerzen anzĂŒnden. Bevor Sie den Kindern eine Geschichte erzĂ€hlen, spielen Sie einen Ton auf einer Triangel. Das ist das Signal, dass es nun mit der Geschichte bzw. der Entspannung losgeht. WĂ€hlen Sie eine Geschichte mit möglichst kurzen SĂ€tzen, und versuchen Sie, möglichst viele angenehme SinneseindrĂŒcke zu benutzen. Zum Beispiel: „Ich streichle ein weiches Hundefell.“ „Ich spĂŒre die warmen Sonnenstrahlen im Gesicht.“ So können die Kleinkinder sich leichter Bilder zu der Geschichte vorstellen, um die damit verbundenen Emotionen zu erleben. Die Kinder ĂŒben damit, Situationen nachzuvollziehen, und erlangen erste Ideen, wie sie diese oder Ă€hnliche Mithilfe positiver Emotionen bewĂ€ltigen können.

Fördern Sie die Teilhabe der Kinder

Besprechen Sie im Morgenkreis, welches Spiel die Kleinkinder als NĂ€chstes spielen möchten. ErzĂ€hlen Sie ihnen, was Sie heute vorhaben, und fragen Sie die Kinder nach eigenen Ideen. Lassen Sie ihnen altersgerechte Wahlmöglichkeiten, z. B.: „Möchtest Du heute als Erstes in die Mitte gehen?“ Oder: „Wer möchte heute die Blumen gießen?“ „Wer soll Dich auf die Toilette begleiten?“ Die Kinder lernen so demokratische Entscheidungen kennen.

StĂ€rken Sie das GruppengefĂŒhl

Initiieren Sie verschiedene Gemeinschaftsaktionen fĂŒr die gesamte Gruppe. Das gelingt Ihnen, indem z. B. alle Kinder gemeinsam ein Bild gestalten, mit dem Sie spĂ€ter den Gruppenraum dekorieren. Kleine AusflĂŒge auf den benachbarten öffentlichen Spielplatz oder in den Tierpark fördern das Erleben in der Gruppe ebenso. Die Kleinkinder spĂŒren dabei ganz besonders die Geborgenheit und die Sicherheit, die sie innerhalb einer Gemeinschaft erleben können.

Vermitteln Sie Handlungsideen mit Geschichten

Lesen Sie den Kleinkindern viele Geschichten und kleinkindgerechte MĂ€rchen vor. Auch Fingerspiele und Bewegungsgeschichten sind geeignet. So erfahren die Kinder erste Schritte, wie sie mit verschiedenen Situationen wie „Karl muss ins Krankenhaus“, „Oles Oma ist gestorben“ oder „Wir ziehen in eine neue Stadt“ umgehen können. An den Beispielen aus Geschichten lernen sie, welche Herangehensweisen es fĂŒr sie gibt. Das gibt den Kindern Sicherheit. Gleichzeitig lernen sie somit auch ihre Selbstwirksamkeit kennen, wenn sie in den entsprechenden Situationen reagieren.

Tipps fĂŒr Ihre Praxis:

Nutzen Sie fachlichen Rat wie Fort- und Weiterbildungsangebote zum Thema „Resilienz“, um sich selbst fĂŒr dieses Thema zu stĂ€rken. Als resiliente, starke Persönlichkeit sind Sie das grĂ¶ĂŸte Vorbild fĂŒr die Kleinkinder. DarĂŒber hinaus lassen Sie sich von externen FachkrĂ€ften in Ihrer Arbeit unterstĂŒtzen.

Checkliste: Fördern Sie mit Ihrer Haltung resiliente Verhaltensweisen von Kleinkindern

So unterstĂŒtze ich die Beziehungen der Kleinkinder
Ich nehme jedes Kind vorbehaltlos an.
ch bin eine verlĂ€ssliche und liebevolle Bezugsperson fĂŒr das Kind.
Ich bin immer gesprÀchsbereit und kommuniziere offen.
Ich beachte das Kind anteilnehmend.
Ich höre den Anliegen des Kindes zu und höre seinen Anliegen zu.
Ich versuche, ein gutes Beziehungsvorbild zu sein.
So bin ich dem Kleinkind ein empathisches Vorbild
Ich besitze die FĂ€higkeit, mich in die GefĂŒhle des Kindes hineinzuversetzen.
Ich bin nicht immer einverstanden mit allem, was das Kind tut, aber mir gelingt es, seine Sichtweise zu verstehen.
Ich sage dem Kind nicht, was es denken soll.
Ich unterbreche das Kind nicht, wenn es mir etwas erzÀhlt/mit mir spricht.
Ich demĂŒtige das Kind nicht.
Ich verzichte auf kategorische Vokabeln wie „nie“ oder „immer“.
So fördere ich resiliente Verhaltensweisen des Kleinkindes
Ich schÀtze das Kind vorbehaltlos.
Ich interessiere mich fĂŒr die AktivitĂ€ten des Kleinkindes.
Ich nehme dem Kind nichts ab, das es schon allein kann.
Ich helfe dem Kind, seine StÀrken zu stÀrken.
Ich unterstĂŒtze das Kind dabei, seine SchwĂ€chen zu schwĂ€chen.
Ich bewahre das Kind nicht vor fordernden Anforderungen.
Ich helfe dem Kind dabei, dass es an sein Können glaubt.
Ich bin ein resilientes Vorbild fĂŒr das Kleinkind
Ich verbalisiere, wenn mir etwas nicht gelingt
Ich helfe dem Kind ĂŒber Misserfolge hinweg
Ich spiegle die GefĂŒhle des Kindes, z. B.: „Du bist traurig, weil 
“
Ich gebe den Kleinkindern Raum, ihre Selbstwirksamkeit zu erleben
Ich beteilige die Kinder im Alltag, z. B. durch das gemeinsame Tischdecken.
Ich lassen den Kindern individuell viel Raum und Zeit fĂŒr ihre TĂ€tigkeiten.
Ich ĂŒbergebe den Kindern Verantwortung fĂŒr ihre Entscheidungen.
Ich gebe den Kindern grundsÀtzlich keine Patentlösungen vor.
Ich integriere die Ideen der Kleinkinder in meine pÀdagogische Planung.
Ich verteile routinemĂ€ĂŸige Aufgaben, wie z. B. Blumengießen, auf faire Weise.
Ich gehe mit den Kleinkindern regelmĂ€ĂŸig nach draußen.
Ich lasse die Kleinkinder auch aus ihren Fehlern lernen
Ich bin ein Vorbild im Umgang mit Fehlern.
Ich vermittle den Kindern, dass Fehler „zum Leben dazugehören“.
Ich habe realistische Erwartungen an die Kleinkinder.
Ich knĂŒpfe Liebe und Zuwendung nicht an bestimmte Bedingungen.
Ich stÀrke die Kompetenzen der Kleinkinder
Ich zeige den Kindern, dass mich ihre (Lern-)Erfolge erfreuen.
Ich betone den persönlichen Anteil, den die Kinder beitragen.
Ich lasse ihnen Zeit fĂŒr die Entwicklung ihrer StĂ€rken.
Ich biete ihnen Spielmaterialien an, die ihren Interessen entsprechen.