Verhaltensauffällige Kinder: Ursachen & Interventionsmöglichkeiten


19.09.2022

Verhaltensauffällige Kinder sind aus dem Alltag der Kita nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile werden rund 20 – 25 % der Kindergartenkinder als verhaltensauffällig eingestuft. Die Gründe für entsprechendes Verhalten bzw. Verhaltensstörungen können vielfältig sein und lassen sich in den wenigstens Fällen auf eine Ursache reduzieren. Im Rahmen der Frühpädagogik wird an den Erzieher oder die Erzieherin besondere Ansprüche hinsichtlich der Förderung des Sozialverhaltens gestellt.


Es ist die Aufgabe der Kita, bei Verhaltensauffälligkeiten eines Kindes entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Diese reichen von einem einfachen Gespräch der Erzieherin mit dem Kind bis zu einem Elterngespräch mit einer Empfehlung zum Kinder- und Jugendpsychologen oder einer Erziehungsberatungsstelle. In jedem Fall ist es notwendig, dass die Erzieher im Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern im Vergleich zur Gleichaltrigengruppe und etwaigen Hilfsangeboten der Frühpädagogik ausreichend geschult sind. Somit ist zu jeder Zeit klar, welches Verhalten von den Erziehern und Erzieherinnen an den Tag zu legen ist. 

Was wird unter auffälligen Kindern verstanden?

Ab wann das Verhalten eines Kindes als auffällig gilt, lässt sich pauschal nicht definieren. Nur anhand eines Vergleichs mit den Verhaltensweisen anderer Kinder der Gleichaltrigengruppe kann festgestellt werden, ob das Sozialverhalten eines Kindes nicht der Norm entspricht. Es ist zu beachten, dass ein Kind nicht gleich verhaltensauffällig ist oder gar Verhaltensstörungen zeigt, weil es einen schlechten Tag hat. Von Verhaltensauffälligkeit spricht man dann, wenn sich das Kind nicht so benimmt wie die Kinder der Gleichaltrigengruppe.

Wichtig: Mit Blick auf die verschiedenen Kulturen und deren gesellschaftlichen Standards bestehen Unterschiede bei der Beurteilung von Verhalten und Verhaltensstörungen. Beispielsweise werden aggressive Verhaltensweisen in einigen Kulturen abgewiesen, in anderen im Elternhaus geduldet.

Formen von Verhaltensauffälligkeiten

Verhaltensauffälligkeiten können durch unterschiedliche Formen zutage treten. Der Ursprung kann in psychischen sowie körperlichen oder sozialen Faktoren liegen. Die Auffälligkeiten äußern sich durch unterschiedliche Verhaltensweisen gegenüber dem Erzieher bzw. der Erzieherin oder anderen Kindern. Einerseits gibt es die internalisierenden Formen, auf der anderen Seite sind die externalisierenden Formen zu finden.

Internalisierende Formen Externalisierende Formen 
Extreme Introvertiertheit Hyperkinetische Verhaltensweisen (Zappeligkeit, Unruhe, Impulsivität) 
Trennungsängste, Kontaktvermeidung, Überängstlichkeit und ängstlich-depressives Verhalten Aggressives Verhalten 

Hinweis: Heutzutage gelten rund 20 – 25 % der Kindergartenkinder als verhaltensauffällig, von denen für mindestens 5 % eine entsprechende Behandlung empfohlen wird. Auffälligkeiten werden immer im Verhältnis zur Gleichaltrigengruppe durch den Erzieher oder der Erzieherin festgestellt.

Was sind die Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern?

Die Suche der Ursachen für die Verhaltensauffälligkeit von Kindern sollte sich nicht auf das Kind beschränken. Es ist wichtig, dass die gesamte Situation, in der sich das Kind befindet, in ausreichendem Maße in den Blick genommen wird. Um die auslösenden Faktoren ausfindig zu machen, müssen somatische, emotionale und psychische Faktoren unbedingt beachtet werden. Jeder Mensch bewegt sich in unterschiedlichen Systemen, die einen großen Einfluss auf jedes Individuum haben. 

Probleme im Verhalten entwickeln sich laut Frühpädagogik nicht einfach so. Daher ist es wichtig, die unterschiedlichen Systeme in den Blick zu nehmen und zu ermitteln, in welcher Weise die das Verhalten des Kindes beeinflussen. Schon eine minimale Dysbalance zwischen Körper, Seele und Geist kann der Grund für Auffälligkeiten im Verhalten sein. 

Vier entscheidende Faktoren, die Einfluss auf das Verhalten eines Kindes haben:

  1. Die Persönlichkeit des Kindes
  2. Die Familie bzw. das Elternhaus
  3. Das soziale Umfeld 
  4. Die Gesellschaft

Wichtig: Verhaltensauffälligkeiten beim Kind sind das Ergebnis der Wechselwirkung zwischen dem Kind und seiner Umwelt. Das Elternhaus und die Gleichaltrigengruppe spielt hier immer eine zentrale Rolle.

Gründe für Verhaltensauffälligkeiten beim Kind

Weshalb ein Kind in seinem Verhalten auffällig ist, kann laut Frühpädagogik eine Vielzahl von Gründen haben. Zu differenzieren ist zwischen intrinsischen und extrinsischen Faktoren. Bei den intrinsischen Faktoren handelt es sich um Aspekte, die das Verhalten des Kindes von innen heraus beeinflussen. Hierbei kann es sich unter anderem um genetische Faktoren handeln, welche nicht zu beeinflussen sind.

Die Forschung geht davon aus, dass Prädispositionen für psychische Probleme und Verhaltensstörungen vorhanden sein können, welche die Wahrscheinlichkeit einer solchen Ausbildung erhöhen. Aspekte wie eine geringe Frustrationstoleranz gehören zu den intrinsischen Faktoren. Diese lassen sich durch entsprechende Maßnahmen verbessern. 

Da Kinder sich in ihrem Verhalten immer an Rollenbildern bzw. der Gleichaltrigengruppe orientieren, kann auch das soziale Umfeld Grund für Verhaltensauffälligkeiten sein. Spielt beispielsweise Aggressivität eine große Rolle in der Familie überträgt sich dieses Verhalten auf die Kinder. Davon abgesehen wird verhaltensauffälligen Kindern in der Regel mehr Aufmerksamkeit zuteil. Aufgrund dessen verbinden sie mit ihrem Verhalten eine positive Reaktion ihres Umfeldes, was ihr negatives Verhalten weiterhin verstärkt. 

Intrinsische Faktoren Extrinsische Faktoren 
Erbanlagen Nachahmung von Bezugspersonen
Überempfindlichkeit, geringe Frustrationstoleranz  Mangelnde Aufmerksamkeit
Hyperaktivität, Reizbarkeit  Erziehungsverhalten
Mangelnde kognitive Selbstkompetenzen Schicksalsschläge
Unzureichende Bewältigungsstrategien Dauerhafte Belastungen der Eltern
Schwierige Entwicklungsphase  

Wichtig: Verhaltensauffälligkeiten sind in fast allen Fällen auf mehr als eine Ursache zurückzuführen.

Welche Gründe in der Familie sorgen für Verhaltensauffälligkeiten?

Sind die Eltern nicht in der Lage, ihren Kindern eine optimale Entwicklung zu ermöglichen, kann dies zu auffälligem Verhalten führen. Es ist wichtig, dass alle Familien für ihre Kinder die besten Strategien der Erziehung finden. Dies ist aber nicht in allen Familien der Fall. Verhaltensauffällige Kinder sind häufig in Familien zu finden, in denen die Strukturen nicht optimal aufgebaut sind. Dies reicht von der Versorgung über die Rollenverteilung bis hin zu den Erwartungen, die an das Kind gestellt werden. 

Typische Gründe für Verhaltensauffälligkeiten: 

  • Vernachlässigung (ob durch ein oder beide Elternteile spielt keine Rolle)
  • Verwöhnung 
  • Überbehütung
  • Autoritäre Erziehung 
  • Antiautoritäre Erziehung
  • Inkonsistente Erziehung

Durch ihr Verhalten versuchen Kinder die vorhandenen Umstände zu kompensieren und die erwünschte Aufmerksamkeit zu erlangen. Nicht selten führen solche suboptimalen Entwicklungsumstände zu psychischen Erkrankungen beim Kind. Ihr Verhalten lässt sich zurückführen auf ein gestörtes soziales Umfeld. Dieses sollte zu jeder Zeit berücksichtigt werden. 

Ursachen in der Kita

Auch die Kita kann in erheblichem Maße Einfluss auf Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern nehmen. Es ist wichtig, dass dies allen Erziehern bewusst ist. Nur so kann dementsprechend entgegengewirkt werden. Dieser Einfluss findet durch unterschiedliche Faktoren statt. Zum einen können die Gruppenaktivitäten einen Ausschlag über die Entwicklung des Verhaltens geben, der Umgang der Kinder untereinander sowie der Umgang der Erzieher mit dem Kind können ebenfalls dazu beitragen. 

Mögliche Faktoren:

  • Erzieher verstärken das negative Verhalten eines Kindes, indem sie ihm mehr Aufmerksamkeit entgegenbringen. Dies kann dazu führen, dass entsprechendes Verhalten von anderen Kindern übernommen wird, da es positive Folgen hat, nämlich Beachtung. 
  • Kinder verstärken das negative Verhalten eines anderen Kindes, indem darauf reagiert wird. Die Reaktion kann sich durch Gelächter oder durch Angst äußern.  
  • Wird verhaltensauffälligen Kindern der Eindruck der Unerwünschtheit vermittelt, verstärkt dies ihr bereits negatives Verhalten. Problematisch wird es dann, wenn ein Kind nur noch auf sein negatives Verhalten reduziert wird und seine positiven Charaktereigenschaften nicht mehr wahrgenommen werden. Da ein Kind sein Umfeld sehr sensibel wahrnimmt, wird das Verhalten dadurch verstärkt. 
  • Das pädagogische Angebot kann unter Umständen Verhaltensauffälligkeiten hervorrufen. Beispielsweise kann auftretende Langeweile bei älteren Kindern zu Aggressivität führen, da diese versuchen, sich zu behaupten und nicht ausgelastet sind.
  • Zur körperlichen Balance trägt bei, dass genügend Aktivtäten angeboten werden sollten. Es ist natürlich, dass Kinder sich bewegen wollen. Diesen Drang zu unterdrücken, kann negative Folgen für das Verhalten haben. 

Tipp: Es sollte stets darauf geachtet werden, dass jedem Kind ein ausreichendes Maß an Aufmerksamkeit zukommt und es als Individuum geschätzt wird. Dies ist der beste Ansatz, um negatives Verhalten zu vermeiden oder zu minimieren. 

Wie werden Auffälligkeiten bei Kindern frühzeitig erkannt?

Damit Auffälligkeiten bei Kindern möglichst früh erkannt werden, ist eine professionelle Arbeitsweise und vor allem Aufmerksamkeit seitens der Erzieher notwendig. Kinder haben selten ein Gespür dafür, ob ein anderes Kind verhaltensauffällig ist. Sie merken, wenn jemand ärgert oder Quatsch macht, können dieses Verhalten aber weder einordnen noch begründen. Das ist auch nicht ihre Aufgabe.

Daher ist es wichtig, dass Erzieher in ihrem Umgang mit den Kindern aufmerksam sind und diese während selbstständiger Aktivitäten beobachten. Sollte angenommen werden, dass ein Kind ein auffälliges Verhalten an den Tag legt, ist es Aufgabe der Erzieher, das entsprechende Kind und sein Verhalten besonders im Auge zu behalten. Berücksichtigt werden sollten dabei nicht ausschließlich alleinige Aktivitäten, sondern ebenfalls das Verhalten im Umgang mit anderen Kindern und ein etwaiger Förderbedarf.

Hinweis: Die Beobachtungsphase sollte über einen längeren Zeitraum stattfinden, um Verhaltensmuster ausmachen zu können. Empfehlenswert sind mehrere Wochen. Ein konkreter Förderbedarf kann bereits schneller festgestellt werden.

Im Idealfall findet die Beobachtung nicht durch einen einzigen Erzieher statt. Beobachtungen sind immer subjektiv und werden durch persönliche Belange in erheblichem Maße beeinflusst. Es ist daher empfehlenswert, dass mehrere Erzieher das Verhalten des Kindes im Blick haben. Durch einen entsprechenden Austausch über die Beobachtungen kann eine Objektivität erreicht werden, anhand derer das Verhalten beurteilt werden kann. 

Sollten Auffälligkeiten im Verhalten eines Kindes deutlich werden, sollte unbedingt mit den Eltern gesprochen werden. Es kann abgeklärt werden, inwiefern diese Verhaltensweisen außerhalb der Kita auftreten. Damit lassen sich die möglichen Ursachen des Verhaltens einschränken. Es kann festgestellt werden, ob sie ihren Ursprung im sozialen Umfeld der Kita haben, oder möglicherweise gestörte Familienverhältnisse, welcher Art auch immer, der Grund dafür sind. 

Wichtig: In Einzelfällen ist eine kinderpsychiatrische Abklärung nötig. Diese sollte besonders dann stattfinden, wenn somatische Ursachen vermutet werden. 

Dokumentation von auffälligen Kindern & Verhaltensauffälligkeiten

Die Dokumentation von auffälligen Kindern kann auf unterschiedlichen Wegen stattfinden. Eine Möglichkeit bieten Beobachtungsbögen. Diese dienen der Erfassung von Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindergartenkindern. Weiterhin können Einschätzungsskalen zur Bewertung des Verhaltens verwendet werden. Der Nachteil dieser Mittel der Dokumentation liegt darin, dass der Fokus auf den negativen Verhaltensweisen des Kindes liegt. Positive Eigenschaften werden nicht berücksichtigt. 

Externe Faktoren, die für das entsprechende Verhalten verantwortlich sein könnten, werden vollständig außer Acht gelassen. Daher sollte auf derartige Dokumentationsmaßnahmen erst dann zurückgegriffen werden, wenn andernfalls keine adäquate Beurteilung des Verhaltens stattfinden kann. 

Tipp: Für eine adäquate Beurteilung des Verhaltens sollte die Beobachtung des Kindes in jedem Fall aus unterschiedlichen Perspektiven stattfinden. 

Arten der Beobachtung

Standardisiert Einführung eines detaillierten Beobachtungsschemas. Die zu beobachtenden Sachverhalte, Verhaltensmuster und Handlungsdimensionen sind genau festlegt.
Nicht standardisiert Die Fragestellung ist recht weit gefasst; Diese Form der Beobachtung wird eingesetzt, wenn eine erste Orientierung stattfinden soll.
Systematisch Der Verlauf und der Bereich der Beobachtung sind definiert. Das Spektrum der zu beobachtenden Gegenstände, die Art der Wahrnehmung, die Art der entsprechenden Dokumentation sowie die Prozedur der Auswertung sind festgelegt.
Unsystematisch Diese Form kommt der alltäglichen Beobachtung am nächsten. Der Beobachtungsgegenstand ist noch nicht eindeutig festgelegt. Es hat noch keine klare Abgrenzung stattgefunden. Die Kodierung ist daher eher deskriptiv und qualitativ.
Teilnehmend Die Beobachtung erfolgt innerhalb der natürlichen alltäglichen Situationen. Der Beobachter ist hier ebenfalls Teilnehmer des Geschehens, wodurch die Objektivität und Möglichkeit der Protokollierung enorm eingeschränkt wird.
Nicht teilnehmend Die Beobachtung erfolgt ohne Wissen des Beobachteten. In diesem Fall ist die Dokumentation des Verhaltens uneingeschränkt möglich.

Auffällige Kinder: Prävention, Möglichkeiten & Interventionen

Präventive Maßnahmen sollten im Kita-Alltag unbedingt getroffen werden. Durch einfache Möglichkeiten lassen sich die Faktoren, welche die Ausbildung von Verhaltensauffälligkeiten beeinflussen, minimieren. Hierfür ist es wichtig, dass das gesamte Team zusammenarbeitet und eine optimale Atmosphäre für die Entwicklung der Kinder schafft. Sollten sich trotzdem Auffälligkeiten ausprägen, ist es wichtig, dass diesen mit entsprechenden Mitteln entgegengewirkt wird. 

Wichtig: Jeder Erzieher sollte sowohl im Hinblick auf präventive Maßnahmen als auch mit Blick auf die möglichen Maßnahmen der Intervention ausreichend geschult sein.

Prävention gegen Verhaltensauffälligkeiten

In einer Kita können einfache Faktoren, die Verhaltensauffälligkeiten hervorrufen können, reduziert werden. Hierfür ist eine gute Vorbereitung und Reflexion des Kita-Alltags notwendig. Ferner ist es wichtig, mit den Eltern in Kontakt zu treten. Diese sollten über die Möglichkeiten der Prävention aufgeklärt sein, um im Alltag zu Hause entsprechend agieren zu können. Um Eltern das entsprechende Wissen zu vermitteln, bieten sich Elternabende an, die diese Thematik behandeln oder konkrete Elterngespräche. 

Tipp: Allgemeine positive Bedingungen zur Entwicklung jedes einzelnen Kindes sind die beste präventive Maßnahme gegen die Ausbildung von Verhaltensauffälligkeiten.

Hilfreiche Faktoren zur Prävention: 

  • Situations- und Bedarfsanalyse vor Beginn des Kita-Jahres 
  • Reflexion der Qualität der pädagogischen Arbeit (Wird die ganzheitliche und allseitige Förderung des Kindes ermöglicht?)
  • Kontext, in dem die Arbeit durchgeführt wird (Gruppenräume, Außengelände, Rückzugsbereiche für Kinder)
  • Reflexion über Faktoren, die Verhaltensauffälligkeiten hervorrufen können (mangelndes pädagogisches Angebot, Vorurteile?)
  • Individuelle Betreuung der Kinder (insbesondere mit Blick auf pädagogische Angebote) 
  • Gut funktionierende Erziehungspartnerschaft

     

Möglichkeiten & Interventionen bei auffälligen Kindern

Sollte der Verdacht von Verhaltensauffälligkeiten bestehen, ist im Idealfall unmittelbar zu handeln. Die Möglichkeiten adäquater Handlungen stehen im Zusammenhang mit der Ausprägung des Verhaltens.

Zu Beginn sollten fachliche Beratungsstellen erst einmal außen vor gelassen werden. Schon ein intensives Gespräch mit dem Kind kann unter Umständen Licht ins Dunkel bringen und erklären, weshalb es entsprechendes Verhalten an den Tag legt. Bereits kleinere Veränderungen im familiären Tagesablauf, klarere Regeln oder gewisse Freiheiten können das Verhalten des Kindes positiv beeinflussen.

Sollten die einfachen Maßnahmen und Hilfsangebote keine Wirkung zeigen, empfiehlt es sich, fachliche Hilfe aufzusuchen. Damit kann eine weitere Intensivierung des negativen Verhaltens vermieden werden. 

Insbesondere im Rahmen der Kinderärzte, Jugendämter und Erziehungsberatungsstellen lassen sich grundlegende Fragen über die Gesundheit des Kindes abklären und Hilfsangebote abfragen. Bei Familienberatungsstellen können Betroffene jederzeit Unterstützung erfragen. Sollte die Probleme allerdings schwerwiegend und die Ursachen dafür tief verwurzelt sein, sollte auf einen Kinder- und Jugendpsychologen zurückgegriffen werden. 

Auffällige Kinder: Wann erfolgt ein Elterngespräch?

Es ist die Aufgabe des Kita-Personals betroffenen Familien entsprechende Hilfen an die Hand zu geben. Die Konfrontation mit der Tatsache, dass das eigene Kind verhaltensauffällig ist, überfordert viele Eltern. Daher ist es wichtig, dass die Erzieher so viel Hilfestellung wie möglich sowie allgemeinen Beistand leisten.

Tipp: Das Gespräch mit den Eltern sollte gesucht werden, sobald der Verdacht einer Verhaltensauffälligkeit des Kindes im Raum steht. Ein Elterngespräch ist hierfür empfehlenswert.

Damit sich die Eltern ihrer Kompetenz nicht untergraben fühlen, ist es wichtig, dass die Erzieher sensibel mit dem Thema umgehen. Es sollte stets darauf geachtet werden, dass das Kind zu Beginn des Gesprächs anhand seiner positiven Eigenschaften charakterisiert wird. Den Eltern wird der Eindruck vermittelt, dass das Kind trotz seiner Auffälligkeiten akzeptiert wird. 

Sobald auf die Auffälligkeiten im Verhalten des Kindes eingegangen wird, sollten möglichst beschreibende Schilderungen stattfinden. Idealerweise lassen sich diese anhand eines objektiven Beobachtungsbogens darstellen.

Ferner sollte beachtet werden, dass die Darstellungen der verschiedenen Situationen immer als subjektive Beobachtungen gekennzeichnet werden. Hier sollten als Ich-Botschaften gesendet werden. So wird den Eltern deutlich vermittelt, dass es sich um die persönliche Wahrnehmung des Verhaltens handelt. 

Hinweis: Sensibilität ist während eines Elterngespräches über Verhaltensauffälligkeiten ihres Kindes das höchste Gebot. Damit besteht die Möglichkeit einer kooperativen Zusammenarbeit von Eltern und Erziehern.

Ein optimales Elterngespräch führt zu Formulierungen gemeinsamer Ziele sowie der Suche nach Ursachen für das Verhalten des Kindes. Es sollte geklärt werden, in welchem Maße und wie Eltern und Erzieher auf das auffällige Verhalten des Kindes in Zukunft reagieren. Eine ideale Erziehungspartnerschaft ist sehr wichtig, damit das Kind sowohl in der Kita als auch zu Hause denselben pädagogischen Maßnahmen ausgesetzt ist.

Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass die Erzieher darauf hinweisen, dass Ehekonflikte oder eine Scheidung enorme Auswirkungen auf das Verhalten des Kindes haben können. Es sollte dargestellt werden, welche Erziehungsfehler in Zukunft vermieden werden sollten. Im selben Zug sollten Erziehungsstile und -techniken, die sich positiv auf die Entwicklung des Kindes auswirken können, dargestellt und erläutert werden. Eltern sollten dahingehend aufgeklärt werden, welche Erziehungsziele und Verhaltenserwartungen altersgemäß sind.

Sind die Ursachen des Verhaltens insbesondere innerhalb der Familienstrukturen zu finden, ist es keinesfalls ratsam, den Eltern Vorgaben darüber zu machen, inwiefern ihr eigenes Verhalten zu ändern ist. Vielmehr sollten sie darin unterstützt werden, eigene Lösungsansätze zu finden. Die hier geforderte Selbstständigkeit ermutigt die Eltern und gibt ihnen die Gewissheit, dass sie in der Erziehung nicht versagt haben. Sie werden als Autoritätsperson und als erste Bezugsperson des Kindes vollständig ernst genommen

Überschreitet die Situation die zeitlichen oder fachlichen Kompetenzen der Erzieher, sollten sie die Familien auf entsprechende fachliche Institutionen hinweisen, die sich ihrer Problematik weiter annehmen. Hierbei sollte sichergestellt sein, dass die Eltern sich nicht abgeschoben fühlen, sondern entsprechendes Fachpersonal bei ihrem Problem bessere Hilfe und Unterstützung leisten kann.
 

Tipp: Idealerweise hat jede Kita entsprechende Kontaktdaten für Hilfestellen, an die sich Eltern mit verhaltensauffälligen Kindern wenden können.

Fazit

Im Umgang mit auffälligen Kindern ist eine ganze Reihe Faktoren zu berücksichtigen. Sensibilität und Kompetenz sollte im Umgang mit dem Kind und im Umgang mit den Eltern unbedingt an den Tag gelegt werden. Daher sind regelmäßige Schulungen für die Erzieher sinnvoll. Durch eine optimale Erziehungspartnerschaft ist es möglich, die Verhaltensweisen des Kindes in positiver Weise zu beeinflussen und Auffälligkeiten zu minimieren.


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