Wie Sie ein Trauma erkennen und sofort hilfreich reagieren

Inhaltsverzeichnis

Der Begriff „Trauma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Wunde“. Ein Trauma kann entstehen, wenn sich das Kind in seinem Leben bedroht fühlt und starke Angst, Hilflosigkeit und Grauen erleben musste. Ein traumatisiertes Kind ist geschockt und innerlich sehr damit beschäftigt, das Erlebte zu verarbeiten.

Vielen gelingt dies, wodurch die damit verbundenen Beschwerden nachlassen. Doch bei manchen Kindern klappt das nicht, die seelische „Wunde“ heilt nicht und bricht immer wieder auf. Der Grund: Traumatische Erinnerungen führen ein Eigenleben. Diese Erinnerungen bleiben sehr lebendig und belasten das Kind stark, weil sie

  • bruchstückhaft sind und Lücken aufweisen,
  • nicht in einer zeitlichen Reihenfolge abgespeichert wurden und
  • deshalb nicht wie andere Erinnerungen geordnet im Gehirn abgelegt werden können.

Wichtiges zur Posttraumatischen Belastungsstörung

Kann das Kind diese Erfahrung nicht verarbeiten, entwickelt sich eine sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung. Diese erkennen Sie an Symptomen, die auch noch Wochen nach dem traumatischen Erlebnis auftreten können. Mithilfe des folgenden Tests prüfen Sie anhand vieler verschiedener Symptome, ob bei einem geflüchteten Kind eine Posttraumatische Belastungsstörung vorliegen könnte.

Mithilfe des Tests ist es für Sie leichter zu beurteilen, ob professionelle Hilfe nötig ist. Eine fachliche Diagnose kann natürlich nur ein Facharzt oder Psychotherapeut stellen.

So unterstützen Sie traumatisierte Kinder

Kinder, die ein traumatisches Erlebnis hinter sich haben, brauchen von Ihnen in 1. Linie viel Sicherheit. Diese Sicherheit vermitteln Sie dem Kind, indem Sie gewährleisten, dass es

  • mit möglichst wenigen Personalwechseln zurechtkommen muss: Binden Sie als Bezugserzieherin das Kind möglichst eng in Ihren eigenen Tagesablauf mit ein, z. B. indem es an Ihrer Projektoder Sportgruppe teilnimmt.
  • den Tagesablauf möglichst überschaubar und mit wiederkehrenden Elementen erlebt. Rituale geben viel Sicherheit. Meiden Sie Dinge, die das Kind verunsichern, z. B. ein Raumwechsel,

    um an der Bewegungsgruppe teilzunehmen, oder außergewöhnliche Ereignisse, z. B. einen Ausflug.
  • Ausnahmen in Anspruch nehmen darf, wenn das Kind sie als Entlastung erlebt, z. B. für mehrere Tage neben Ihnen zu sitzen. Erklären Sie dies den anderen Kindern altersentsprechend, sie

    werden mit großem Verständnis und Fürsorge reagieren.

Da jedes Kind anders reagiert, ist es wichtig, dass Sie das betroffene Kind gut beobachten und in seinen Reaktionen nach Hinweisen suchen, wie Sie es entlasten können. Handeln Sie dann individuell nach dem Grundsatz „Mehr von allem, was das Kind entlastet, weniger von allem, was das Kind belastet.“ So helfen Sie am besten.

Leisten Sie Unterstützung in schwierigen Situationen

Traumatisierte Kinder beanspruchen Sie in besonderer Weise. Denn sie zeigen immer wieder Reaktionen, die Ihr Einfühlungsvermögen und Ihre Souveränität fordern.

In allen diesen Situationen ist es wichtig, dass Sie dem Kind mitfühlend und fürsorglich begegnen. Je nachdem, wie sich das Kind bereits ausdrücken kann, können Sie dies verbal oder nonverbal tun, z. B. mit einer vorsichtigen Berührung oder geöffneten Armen, die dem Kind eine Umarmung anbieten, einem aufmunternden Lächeln oder anderen kleinen Gesten.

Das Kind spürt jede Form der Unterstützung; sie ist wichtig und wertvoll.

Hier finden Sie zusätzlich Unterstützung

Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF) ist der Dachverband aller Einrichtungen, die sich um die Versorgung und Behandlung von Flüchtlingen kümmern. Diese Zentren haben die Möglichkeit, Dolmetscher zu vermitteln, kennen sich mit hilfreichen Informationen aus und können entweder selbst die Behandlung übernehmen oder diese direkt vermitteln.

Unter www.baff-zentren.org/ mitgliedszentren-und-foerdermitglieder/ finden Sie eine Übersicht aller PSZ in Deutschland. Sehr hilfreich kann es zudem sein, dass Sie sich mit anderen Kitas vernetzen, um von Ihren jeweiligen Erfahrungen zu profitieren. Gehen Sie aktiv auf Kitas zu, von denen Sie wissen, dass sie auch Erfahrungen mit geflüchteten Familien haben und regen Sie an, sich regelmäßig zu treffen und auszutauschen.

Beobachtbares Symptom über einen Zeitraum von mindestens 1 MonatJa/Nein
Hat das Kind Angst, auch nur kurz von seinen Eltern oder Bezugspersonen getrennt zu sein?
Schreit, zittert oder wimmert das Kind aus unerklärlichen Gründen?
Zeigt es sich öfter wie erstarrt, z. B. starrer Blick, ist es nicht ansprechbar?
Zeigt das Kind Entwicklungsrückschritte oder ist es nicht altersentsprechend entwickelt?
Klammert das Kind stark, z. B. an Ihnen als Bezugserzieherin?
Zeigt das Kind öfter einen ängstlichen Gesichtsausdruck und äußert auf Nachfrage Gefühle von Angst?
Zieht es sich von anderen Kindern zurück und meidet den Kontakt?
Wirkt es häufig niedergeschlagen oder traurig?
Hat es Angst, dass wieder etwas Schlimmes passieren könnte, z. B. indem es schreckhaft auf Geräusche reagiert?
Zeigt sich das Kind innerlich unruhig oder überaktiv?
Verhält sich das Kind aggressiv?
Hat es Schwierigkeiten, sich altersentsprechend zu konzentrieren?

Auswertung:

9- bis 12-mal „Ja“: Das Kind könnte an einer Posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt sein. Empfehlen Sie den Eltern dringend, dies abzuklären und dafür professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, und helfen Sie bei der Vermittlung.

6- bis 8-mal „Ja“: Die Erlebnisse belasten das Kind stark. Vermitteln Sie ihm viel Sicherheit und überschaubare Strukturen. Beobachten Sie das Kind dahingehend, ob die Symptome abklingen. Pflegen Sie einen engen Austausch mit den Eltern.

0- bis 5-mal „Ja“: Auch wenn sich das Kind in einigen Punkten auffällig verhält, gibt es nur wenige Hinweise für eine Posttraumatische Belastungsstörung. Beobachten Sie das Kind weiter und bemühen Sie sich aktiv um eine tragfähige Beziehung.