Bewegung im Freien ist auch im Winter gesund! Ein Leitfaden gegen die elterliche Sorge vor Erkältungen


02.02.2018

In Ihrer Kita ist es völlig normal, dass die Kinder täglich eine gewisse Zeit im Freien verbringen. Dabei können die Kinder Angestautes abreagieren, entspannen, sich austoben, frische Luft schnappen und das Immunsystem stärken. Die Liste der guten Gründe für den Aufenthalt im Freien ist lang. Auf der anderen Seite nehmen aber im Winter die Erkältungszahlen stark zu – in der Regel auch bei den Kita- Kindern. Vor allem berufstätige Eltern sind deswegen manchmal nicht sehr erfreut, wenn Sie sich mit den Kindern jeden Tag draußen im Garten vergnügen.

Eltern sorgen sich

Im Winter im Freien kann das Erkältungsrisiko steigen. Viele Eltern möchten deshalb, dass ihre Kinder im Winter nur sehr wenig ins Freie gehen.

Es gibt verschiedene Standpunkte

Ihnen und dem Team ist das Spiel im Freien wichtig. Es geht nun darum, beide Standpunkte deutlich zu machen, um gegenseitiges Verständnis zu werben, und auch darum, so manches Missverständnis auszuräumen. Wie Ihnen das im Team und bei den Eltern gelingt, lesen Sie im Folgenden.

Das steckt hinter den Sorgen der Eltern

Die Eltern haben sich ganz bewusst für Ihre Kita und Ihr Konzept entschieden. In aller Regel gehört zu diesem Konzept auch, dass die Kinder sich regelmäßig im Freien aufhalten. Wenn sich die Eltern vor allem im Winter darüber ärgern, kann das die folgenden Gründe haben:

  • Die Eltern sind berufstätig und haben keine Betreuung für das Kind, falls es krank wird.
  • Die Eltern machen sich Sorgen um die Gesundheit des Kindes, wenn es sich in der Kälte aufhält.
  • Die Eltern halten sich bei Kälte selbst nicht gern im Freien auf und glauben nicht, dass das dem Kind gefällt oder guttut.

So gehen Sie vor

Das Thema „Aufenthalt im Freien“ birgt jedes Jahr im Winter ein hohes Konfliktpotenzial mit den Eltern. Sie haben verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Sorgen der Eltern ernst nehmen und dennoch erreichen, dass die Kinder sich zumindest für kurze Zeit im Freien aufhalten können, ohne Ärger zu riskieren. Die folgenden 3 Tipps greifen genau das auf. Durch die Umsetzung der Tipps nehmen Sie die Sorgen wahr und zeigen dies auch den Eltern. Gleichzeitig werben Sie für Ihr Anliegen und kommen zu einem guten Kompromiss.

1. Tipp: Laden Sie einen Arzt ein

Laden Sie einen Kinderarzt zu einem Info-Mittag oder Info-Abend in die Kita ein. Idealerweise veranstalten Sie dies gleich zu Beginn des Winters. Besprechen Sie mit dem Arzt im Vorfeld die folgenden Themen:

  • Eltern machen sich Sorgen, dass das Kind in der Kälte friert.
  • Wie kann man das Kind trotz Kälte im Freien gut abhärten?
  • Werden Kinder durch den Aufenthalt in der Kälte häufiger krank?
  • Welche positiven Effekte hat der Aufenthalt im Freien für das Immunsystem?
  • Wo sind die Grenzen oder Gefahren, wenn sie sich im Winter draußen aufhalten?

Ein Arzt hat bei den Eltern in der Regel einen guten Status. Er kann aus ärztlicher Sicht darlegen, was gesund ist für das Kind und was nicht. Vor allem die Fragen in Bezug auf das Immunsystem und die Infektanfälligkeit kann der Mediziner besser darlegen als Sie. Bitten Sie den Arzt, die oben aufgeführten Themen der Eltern bei der Veranstaltung aufzugreifen. Sie können übrigens auch im Vorfeld über einen Aushang oder Fragebogen die Anliegen der Eltern sammeln und abklären.

2. Tipp: Fertigen Sie für die Eltern eine Winter-Checkliste an

Oftmals sorgen sich die Eltern einfach nur, dass das Kind krank wird, wenn es in der Kälte spielt. Genau für diese Fälle können Sie mit dem Team gemeinsam eine Checkliste erstellen, die Sie den Eltern bei Bedarf aushändigen. Drucken Sie die Checkliste mehrfach aus und verteilen Sie diese beim Info-Mittag mit dem Arzt, bei einem Elternabend oder legen Sie die Liste im Eingangsbereich zum Mitnehmen aus.

Die Checkliste kann wie folgt gestaltet werden:

Das braucht mein Kind im Winter an Kleidung:

  1. Kleidung, die im Zwiebellook an- und ausgezogen werden kann (T-Shirt, Pulli, Strickjacke, Weste, Jacke, dünne Socken, dicke Socken, Thermounterhose / Strumpfhose, Hose)
  2. 2 verschiedene Paare Schuhe, je nach Nässe (Thermostiefel, Gummistiefel)
  3. Schal, Mütze, Handschuhe oder Fäustlinge (idealerweise Handschuhe, die nicht durchnässen)
  4. Je nach Witterung eine Regenjacke oder eine Matschhose, die keine Feuchtigkeit durchlässt.
  5. Trockene Wechselkleidung für den Aufenthalt in der Kita
  6. Einfach an- und ausziehbare Kleidung, mit der das Kind selbst zurechtkommt

Nicht immer ist das Wetter an einem möglichen Infekt schuld, es kann auch an der falschen Kleidung liegen. Nicht alle Eltern wissen, wie die ideale Winterkleidung aussieht.

3. Tipp: Laden Sie zu einem Winter-Workshop ein

Das A und O in der Zusammenarbeit mit den Eltern ist die Kommunikation. Sprechen Sie mit ihnen über ihre Sorgen und Befürchtungen. Laden Sie die Eltern aus diesem Grund zu einem Winter-Workshop ein. Das kann ein Abend, ein Vormittag oder auch ein Mittag sein. Nehmen Sie sich gemeinsam bei einem Glas Tee oder Punsch für 1 ½ Stunden die Zeit, sich intensiv mit dem Thema „Winter und Aufenthalt im Freien“ zu beschäftigen. Die folgenden Fragen lassen sich im Workshop behandeln:

  • Welche Erfahrungen haben Sie in den letzten Wintern mit Ihrem Kind gemacht?
  • Wann war Ihr Kind besonders infektanfällig?
  • Was tun Sie zu Hause, um das Kind gut abzuhärten?
  • Mit welchen Kleidungsstücken haben Sie im Winter gute Erfahrungen gemacht?
  • Wie und wann gehen Sie selbst im Winter ins Freie?
  • Welche Tipps haben Sie, um das Immunsystem der Kinder zu stärken?
  • Welche Sorgen machen Sie sich, wenn wir mit den Kindern ins Freie gehen?
  • Was wäre Ihnen wichtig?
  • Unter welchen Voraussetzungen könnten wir mit den Kindern ins Freie gehen?
  • Warum haben Sie die Sorge, dass Ihr Kind krank wird?
  • Was hat Ihr Kind davon, wenn es auch im Winter Zeit im Garten verbringt?
  • Wie verhält sich Ihr Kind zu Hause, wenn es sich in der Kita im Freien austoben konnte?

Notieren Sie im Vorfeld diese Fragen auf Flipcharts. Sammeln Sie dann mit den Eltern gemeinsam Antworten und Ideen, die Sie auf den Plakaten festhalten. Zum einen erfahren Sie so viel über die Haltung und die Sorgen der Eltern. Zum anderen können sich die Eltern so gegenseitig unterstützen und Tipps geben. Aus Erfahrung ergeben sich in diesem Workshop übrigens auch oft Hilfsangebote unter den Eltern, die sich gegenseitig anbieten, die Kinder zu hüten, falls doch mal ein Schnupfen im Anmarsch sein sollte. Wie verhält sich Ihr Kind zu Hause, wenn es sich in der Kita im Freien austoben konnte?

Treffen Sie Vereinbarungen mit den Eltern

Im Winter-Workshop finden Sie mit den Eltern zu gemeinsamen Regelungen, mit denen Sie als Leitung und Pädagogin, aber auch die Eltern gut umgehen können. Vereinbaren Sie beispielsweise, dass die Kinder im Winter gleich in den Garten gehen können, nachdem sie in die Kita gebracht worden sind. Die Kinder sind noch warm von zu Hause, sind gut eingepackt und können sich gleich zu Beginn des Tages für 20 oder 30 Minuten im Garten austoben. Anschließend kommen alle wieder ins Warme, wo sie sich den ganzen restlichen Tag aufhalten und spielen. Eltern, die das trotzdem nicht möchten, bringen das Kind entsprechend später in die Kita oder lassen es von einer Nachbarin bringen. Wie verhält sich Ihr Kind zu Hause, wenn es sich in der Kita im Freien austoben konnte?

Wichtig: Halten Sie sich an die Abmachungen

Wenn Sie sich verlässlich an die getroffenen Abmachungen halten, dann werden die Eltern in den allermeisten Fällen nichts mehr gegen den Aufenthalt im Freien haben und sich auch deutlich weniger Sorgen machen.

Sprechen Sie miteinander und setzen Sie nicht voraus, dass jeder weiß, wie und in welchen Maßen der Aufenthalt im Freien wirklich gesundheitsfördernd und anregend wirkt.


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