Konflikte mit Eltern: Das können Sie bei verbalen & körperlichen Attacken tun


27.07.2016

Auch bei einem normalerweise positiven Klima zwischen Team und Eltern kommt es gelegentlich zu unangenehmen Konflikten, nicht selten wegen Kleinigkeiten. Sind die Übergriffe aber massiver durch Beleidigungen oder sogar körperliche Attacken, müssen Sie wissen, was zu tun ist.

 

Praxisbeispiel: In der Kita „Räuber Hotzenplotz“ wird das Mittagessen umgestellt. Anstelle eines Caterers soll ab dem kommenden Monat eine Frischküche angeboten werden. Hierzu hat der Kita-Träger bereits eine Köchin und eine Küchenhilfe eingestellt. Die Preise für das Mittagessen, das zukünftig vorwiegend als Vollwert- Biokost angeboten wird und auch vegane Kost berücksichtigt, werden zum Teil um mehr als 150 % erhöht. 

Hierzu veranstaltet Kita-Leiterin Susanne Weber einen Elternabend, bei dem sich auch die Köchin, Sandra Grüner, persönlich vorstellt und ihr Ernährungskonzept erläutert. 

Wegen der massiven Preiserhöhung kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Kita-Vater Ralf Hoffmann und Sandra Grüner, die er in diesem Zusammenhang als „hirnlose Öko-Tussi“ bezeichnet. Das bringt wiederum andere Eltern auf die Barrikaden, die die Umstellung gut finden. Trägervereinsvorsitzender Lars Bauer fordert Ralf Hoffmann auf, sich zu entschuldigen und den Elternabend zu verlassen, doch dieser weigert sich.

Rechtliche Vorgaben bei Konflikten mit Eltern

Als Leiterin der Kita und Vorgesetzte haben Sie eine Rücksichtnahme- und Fürsorgepflicht gegenüber Mitarbeitern, betreuten Kindern und auch gegenüber den Eltern. Auch Ihr Träger ist in der Pflicht, sich schützend vor die Mitarbeiter zu stellen.

 

 

So reagieren Sie richtig bei Konflikten mit Eltern

Begegnen Sie Aggressionen besonnen, aber dennoch mit aller Deutlichkeit.

 

1. Schritt: Sprechen Sie mit dem aggressiven Elternteil

Auch wenn es Ihnen noch so schwerfällt: Sie sind zunächst gehalten, mit dem aggressiv agierenden Elternteil zu sprechen. Seien Sie dabei hart in der Sache: Beleidigungen und Verleumdungen dulden Sie in Ihrer Kita ebenso wenig wie körperliche Übergriffe. Drohen Sie auch mit Anzeige, wenn der Vater nicht einsichtig ist.

 

2. Schritt: Verlangen Sie, dass der Verursacher sich distanziert 

Stellen Sie klar, dass Sie aus rechtlicher Sicht darauf bestehen müssen, dass derjenige, der Verunglimpfungen und Beleidigungen in Ihrer Kita ausspricht, sich von diesen öffentlich zu distanzieren hat. Im Beispiel muss die Distanzierung sowohl gegenüber der betroffenen Köchin als auch gegenüber Ihrer Kita erfolgen. Der Verursacher sollte auch versichern, dass er zukünftig verbale Entgleisungen unterlässt.

 

3. Schritt: Sprechen Sie mit Ihrem Träger 

Auch Ihr Träger muss genau wissen, welcher Vorfall sich wie ereignet hat, da sich ein solches Ereignis sehr schnell herumspricht. Aus diesem Grund ist ein massiver Imageschaden zu befürchten, der auch Ihren Träger in Bedrängnis bringen kann. Die Folge können nicht nur negative Gerüchte über Ihre Einrichtung und Ihre pädagogische Arbeit sein, sondern auch Abmeldungen. Insbesondere reagieren Eltern oftmals sehr empfindlich, wenn sie von derartigen Entgleisungen hören, weil sie nicht wollen, dass ihre Kinder mit solch aggressiven Eltern und deren Kindern Kontakt haben.

 

4. Schritt: Empfehlen Sie Ihrem Träger die Kündigung des Betreuungsvertrags

Gemeinsam mit Ihrem Träger sollten Sie klären, ob in dem konkreten Fall der Betreuungsvertrag aufrechterhalten werden kann. Möglicherweise haben Sie keine andere Chance, das Vertrauensverhältnis zur Kita und den übrigen Eltern wiederherzustellen. Erörtern Sie mit Ihrem Träger, inwieweit Sie eine Kündigung des Betreuungsvertrags mit der betroffenen Familie aussprechen können.

 

Fazit:  Preiserhöhungen, Umstellung von Konzepten etc. sind sensible Themen, die Sie behutsam und wohl begründet umsetzen sollten. Beleidigungen, Rufschädigungen und sogar körperliche Übergriffe hingegen können und dürfen Sie nicht hinnehmen. Im Interesse Ihrer Kita und Ihres Teams müssen
Sie und Ihr Träger besonnen, aber in der Sache unnachgiebig reagieren bis hin zur Einleitung rechtlicher Schritte, wenn dies angezeigt erscheint.


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