Morgens steht Frau Müller vor Ihnen und klagt Ihnen ihr Leid: „Meiner Tochter Chiara ist es immer so langweilig. Das ganze Wochenende hat sie rumgenörgelt, und keine Idee war ihr recht. Sie möchte auch nicht mehr in die Kita gehen, weil sie sich hier auch langweilt. Kann es sein, dass meine Tochter unterfordert ist? Ich möchte, dass Sie ihr Angebote machen, damit sich das Kind nicht den ganzen Tag langweilen muss.“
Kinder verspüren kaum noch Langeweile, da ihr Alltag oft sehr stark strukturiert und durchgetaktet ist. Viele Aktivitäten werden den Kindern vorgegeben und hierzu Zeitfenster definiert. Durch die Langeweile erfahren die Kinder wieder Ruhe und lernen, sich mit dem Gefühl der Langeweile auseinanderzusetzen.
Wenn Eltern oder Pädagogen jedoch in Aktionismus verfallen, um das Kind zu Aktivitäten gegen die Langeweile zu motivieren, lernt das Kind nicht, sich mit dem Gefühl der Langeweile auseinanderzusetzen, weil es ja durch die Aktivitäten abgelenkt wird. Zudem geht die Wertschätzung für das Spielmaterial und die Angebote verloren, die für eine Beschäftigung sorgen. Denn es wird zur Selbstverständlichkeit, dass immer ausreichend Anregungen vorhanden sind.
Der Gegenspieler von Langeweile ist das leidenschaftliche Interesse am Leben, an Aktivitäten oder am Kontakt mit anderen Menschen. Diese Leidenschaft müssen Kinder selbst wiederentdecken und einen Sinn in ihren Beschäftigungen finden. Den kann man nicht verordnen oder durch gut gemeinte Anregungen fördern. Ermutigen Sie die Kinder, das Gefühl auszuhalten.
Denn Langeweile ist für sie ein zentraler Motivator, der die Entwicklung anstößt. Wenn die Kinder Langeweile erleben und dieses Gefühl beseitigen möchten, müsse sie selbst kreativ werden und überlegen, was sie tun können, um diesen Zustand zu beseitigen. Sie müssen überlegen, welche Aktivitäten sie reizen und motivieren.
Oft entsteht Langeweile, wenn bei den Kindern Stress oder ein stark getakteter Tagesablauf wegfällt. Das ist häufig am Wochenende oder in den Ferien der Fall. Daher sollten Eltern das Gefühl der Langeweile als ein gutes Zeichen sehen, denn das Kind ist auf dem Weg zur Entspannung und Ruhe. Die Kinder müssen lernen, die entstandene Leere zu füllen.
Einige Kinder erleben im 2. von 3 Kita-Jahren eine Zeit der Langeweile. Das kommt oft daher, weil im 1. Kita-Jahr alles neu und aufregend war. Im 2. Jahr ist schon eine Gewöhnung eingetreten. Die Kinder müssen lernen, sich neue Herausforderungen zu suchen, die sie wieder bereichern und erfüllen. Das ist ein wichtiger Entwicklungsschritt.
Das Wichtigste und sicherlich die schwerste Herausforderung für Eltern ist es, die Langeweile ihrer Kinder mit auszuhalten. Eltern sollten bei dem Satz „Mir ist sooooo langweilig!“ nicht unverzüglich Tipps für Beschäftigungen liefern, in Aktionismus verfallen oder eine DVD abspielen, um das Kind zu bespaßen.
Wenn Eltern diesen Satz hören, sollten sie darauf reagieren, indem sie dem Kind zeigen: „Ja, ich habe deine Aussage zur Kenntnis genommen.“ Sie können auch fragen: „Welche Idee hast du, um deine Langeweile zu beenden?“ So lernen die Kinder, sich selbst neue Herausforderungen zu suchen.
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