Burn-out: Achten Sie auf sich & Kita-Mitarbeiterinnen

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Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Laut DAK-Psychreport 2024 fehlten BeschĂ€ftigte in Kitas im Jahr 2023 im Schnitt 5,3 Tage wegen psychischer Erkrankungen – 65 % mehr als im Durchschnitt aller Berufsgruppen. Besonders hĂ€ufig diagnostiziert: Burnout, Depressionen und Anpassungsstörungen.

Gerade soziale Berufe gelten als Hochrisikobereich fĂŒr psychische Erkrankungen. Was besonders tragisch ist: Burn-out trifft hĂ€ufig die engagiertesten Mitarbeiterinnen – diejenigen, die sich mit besonders viel Herzblut fĂŒr die Kinder einsetzen.

Als Kita-Leitung tragen Sie Verantwortung – auch fĂŒr die psychische Gesundheit Ihres Teams. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Pflichten Sie im Rahmen des Arbeitsschutzes haben, wie Sie erste Anzeichen erkennen und mit welchen konkreten Maßnahmen Sie einem Burn-out in Ihrer Einrichtung wirksam vorbeugen.

Was ist eigentlich ein Burnout?

Burnout beschreibt einen tiefgreifenden Erschöpfungszustand, der entsteht, wenn Menschen ĂŒber lĂ€ngere Zeit zu viel leisten und zu wenig Erholung finden. Typisch sind das GefĂŒhl des Ausgebranntseins, Erschöpfung, anhaltende MĂŒdigkeit, innere Leere und ein zunehmender RĂŒckzug vom Arbeitsalltag. Oft geht der Entwicklung ein hohes Engagement voraus – doch mit der Zeit ĂŒberwiegen Frust, Überforderung und das Empfinden, den Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden. Burn-out wirkt sich nicht nur psychisch, sondern auch körperlich aus und kann Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen oder sogar Herz-Kreislauf-Beschwerden mit sich bringen. Obwohl keine eigenstĂ€ndige Diagnose, gilt Burn-out als ernstzunehmendes Warnsignal fĂŒr chronischen Stress.

Ursachen fĂŒr Burnout in der Kita

In Kitas sind FachkrĂ€fte aufgrund verschiedener Faktoren besonders anfĂ€llig fĂŒr Burnout.

Personalmangel und Überlastung

Der FachkrĂ€ftemangel fĂŒhrt dazu, dass verbleibendes Personal die AusfĂ€lle kompensieren muss. Dies erhöht Stress und Erschöpfung und somit die Wahrscheinlichkeit von Burn-out. Laut einer Studie fĂŒhlen sich etwa 18,9 % der Erzieher extremem Stress ausgesetzt, was das Risiko eines Burn-out erhöht. (Quelle: Zeit)

Emotionale Belastung und hohe Verantwortung

Erzieherinnen ĂŒbernehmen nicht nur pĂ€dagogische Aufgaben, sondern tragen auch eine hohe emotionale Verantwortung. Der Umgang mit Kindern in unterschiedlichen Entwicklungsphasen erfordert konstante Aufmerksamkeit und Empathie. ÜbermĂ€ĂŸige emotionale Anforderungen, ohne ausreichende Erholung, fĂŒhren schnell zu Erschöpfung.

Fehlende Anerkennung und WertschÀtzung

Viele FachkrĂ€fte berichten, dass ihre Arbeit in Kitas oftmals wenig Anerkennung erfĂ€hrt. Die fehlende WertschĂ€tzung von Eltern, TrĂ€gern oder der Gesellschaft fĂŒhrt zu Frustration und dem GefĂŒhl , dass die eigenen Anstrengungen nicht honoriert werden.

Unzureichende Arbeitsbedingungen

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die unzureichende Ausstattung von Kitas. Oftmals mangelt es an modernen Arbeitsmitteln oder angemessenen RĂ€umlichkeiten. ÜberfĂŒllte GruppenrĂ€ume und unzureichende Freizeitmöglichkeiten fĂŒr das Personal tragen zur Arbeitsbelastung bei.

Schwierige VerhaltensauffÀlligkeiten und hohe Erziehungsanforderungen

Kinder mit VerhaltensauffĂ€lligkeiten oder besonderen BedĂŒrfnissen erfordern einen erhöhten pĂ€dagogischen Aufwand, der nicht immer mit den vorhandenen Ressourcen in Einklang steht. Besonders in Einrichtungen ohne spezialisierte FachkrĂ€fte stoßen Erzieher schnell an ihre Grenzen.

Zeitdruck und administrativer Aufwand

Der stetig steigende bĂŒrokratische Aufwand und die stĂ€ndige Dokumentation von Arbeitsschritten fĂŒhren zu zusĂ€tzlichem Stress. Der Zeitdruck, gleichzeitig pĂ€dagogische Aufgaben zu erfĂŒllen und administrative Anforderungen zu bearbeiten, wird von vielen FachkrĂ€ften als belastend empfunden.

Burnout in der Kita: Symptome erkennen

Burnout ist ein ernstzunehmendes Thema, das auch in Kitas hÀufig vorkommen kann. Die Belastungen in diesem Bereich sind je nach Situation vielfÀltig und beinhalten nicht nur physische, sondern vor allem auch emotionale Herausforderungen. Hier sind einige typische Symptome, die auf einen beginnenden Burnout hinweisen können:

Fehlende Freude an der Arbeit

Ein Anzeichen fĂŒr Burnout ist, wenn Mitarbeiterinnen keine Freude mehr an ihrer Arbeit haben. TĂ€tigkeiten, die frĂŒher mit Engagement durchgefĂŒhrt wurden, erscheinen jetzt sinnlos oder werden nur noch widerwillig erledigt. Die innere Distanz zur Arbeit wĂ€chst.

VerstĂ€rkter RĂŒckzug

Mitarbeiterinnen, die sich zurĂŒckziehen, sowohl von Kollegen als auch von den Kindern, zeigen hĂ€ufig erste Anzeichen von Überlastung. Der Kontakt zu anderen wird seltener, GesprĂ€che oder gemeinsame AktivitĂ€ten meiden sie zunehmend. Dies kann ein erster Hinweis darauf sein, dass sich jemand emotional erschöpft

Ungewöhnliche Reizbarkeit

Eine plötzliche Reizbarkeit, vor allem bei Mitarbeitern, die normalerweise ruhig und ausgeglichen sind, kann ein Zeichen von innerer Anspannung und emotionaler Erschöpfung sein. Es fĂ€llt ihnen schwerer, mit stressigen Situationen umzugehen, was sich hĂ€ufig in Konflikten oder unangemessenen Reaktionen Ă€ußert.

Konditionierte Antriebslosigkeit

Erzieherinnen, die ihre Aufgaben zu Beginn mit Begeisterung angegangen sind, können plötzlich Antriebslosigkeit entwickeln. Wenn das Engagement und die Motivation merklich abnehmen, obwohl der Arbeitsaufwand gleich bleibt, ist dies ein weiteres Warnsignal.

Körperliche Symptome

Burnout kann auch körperliche Symptome nach sich ziehen. Dazu gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder ein allgemein geschwÀchtes Immunsystem. HÀufige KrankheitsausfÀlle und eine schnelle Erschöpfung deuten auf anhaltenden Stress hin.

Praxisbeispiel

Jana Schneider arbeitet seit 5 Jahren in der Kita „SonnenhĂŒgel“. Die Leitung kennt sie als besonders engagierte Mitarbeiterin, auf die sie sich bisher blind verlassen konnte. In letzter Zeit fĂ€llt ihr aber auf, dass Frau Schneider hĂ€ufiger krank ist. Außerdem ist sie, obwohl eigentlich ein echter „Sonnenschein“, hĂ€ufig schlecht gelaunt. Überrascht ist die Leitung, als eine Mutter sich bei ihr ĂŒber Frau Schneider beschwert. Sie berichtet, dass sie ihre Tochter mehrfach barsch angefahren habe.

9 Tipps: Diese Maßnahmen sollten Sie bei einem „Burn-out“ in Ihrer Kita ergreifen

In der Praxis sieht es meist so aus, dass Ihr TrĂ€ger eine solche GefĂ€hrdungsanalyse durchfĂŒhrt bzw. durchfĂŒhren lĂ€sst und Sie als Leitung damit beauftragt – möglichst kostenschonend –, Maßnahmen zu ergreifen, um einem Burn-out bei Ihren Mitarbeiterinnen entgegenzuwirken. Welche Möglichkeiten Sie haben, können Sie den folgenden Tipps entnehmen.

1. Tipp: Informieren Sie sich ĂŒber „Burn-out“

Beim Burn-out-Syndrom handelt es sich um eine psychische Störung, die sich hĂ€ufig aus einer lĂ€nger andauernden Belastungssituation – meist am Arbeitsplatz – entwickelt und die auch körperliche Auswirkungen hat. Das Krankheitsbild entwickelt sich schleichend und durchlĂ€uft mehrere Phasen. Zu Beginn zeigen sich die Mitarbeiterinnen hoch engagiert, fĂŒhlen sich unentbehrlich und scheinen keine Pausen oder MĂŒdigkeit zu kennen. Im weiteren Verlauf nimmt das Engagement hĂ€ufig ab, die Unzufriedenheit und das GefĂŒhl fehlender WertschĂ€tzung wachsen. Die Mitarbeiterin leidet unter dem GefĂŒhl der Hilflosigkeit. Sie ist hĂ€ufig gereizt, aggressiv und launenhaft. Hinzu kommen dann auch körperliche „AusfĂ€lle“ durch ein stressbedingt geschwĂ€chtes Immunsystem, Schlafstörungen oder auch Herzrhythmusstörungen. Sie sehen: Burn-out ist mehr als der „normale“ Stress am Arbeitsplatz. Sehen Sie als Leitung also bei Ihren Mitarbeiterinnen, aber auch bei sich selbst genau hin.

2. Tipp: Bieten Sie Gelegenheit zum kollegialen Austausch

Entlastend und ein wichtiger Punkt in Sachen StressbewĂ€ltigung ist es, wenn Sie Ihren Mitarbeiterinnen Gelegenheit geben, sich, z. B. im TeamgesprĂ€ch, darĂŒber auszutauschen, was sie im Augenblick belastet. Ein solches GesprĂ€ch bietet auch die Möglichkeit des kollegialen Rats. Planen Sie solche GesprĂ€che daher als festen Tagesordnungspunkt in Ihrer Teamsitzung ein.

3. Tipp: Achten Sie auf eine ausgewogene Arbeitsverteilung

Mitarbeiterinnen, die Burn-out-gefĂ€hrdet sind, neigen dazu, alles an sich zu ziehen. Sie sind gerne bereit, Extraaufgaben zu ĂŒbernehmen. Hier sollten Sie als Leitung hellhörig werden und darauf achten, dass die Arbeit in Ihrer Kita ausgewogen verteilt wird und nicht nur an einigen wenigen hĂ€ngen bleibt, auch wenn diese sich darum reißen. Sie als Leitung mĂŒssen bei der Verteilung der Aufgaben das Problem „Burn-out“ im Hinterkopf behalten und darauf achten, dass einzelne Mitarbeiterinnen nicht ĂŒbermĂ€ĂŸig belastet werden.

4. Tipp: Machen Sie Burn-out zum Thema im Team

Sinnvoll ist es außerdem, wenn Sie das Thema „Burn-out“ im Team ansprechen. Zeigen Sie auf, woran man einen Burn-out erkennt und dass es wichtig ist zu lernen, professionelle Distanz zur Arbeit in der Kita zu entwickeln und darauf zu achten, dass die Arbeit nicht einziger bzw. beherrschender Lebensinhalt wird.

Hilfreich sind in diesem Zusammenhang Teamfortbildungen, bei denen auch Entspannungstechniken vermittelt werden, die sich im Kita-Alltag leicht einsetzen lassen.

5. Tipp: Sprechen Sie gefÀhrdete Mitarbeiterinnen persönlich an

Sind Sie der Auffassung, dass einzelne Mitarbeiterinnen tatsĂ€chlich Burn-outgefĂ€hrdet sind oder eine solche Störung bereits entwickelt haben, sind Sie im Rahmen Ihrer FĂŒrsorgepflicht als Vorgesetzte verpflichtet, die betroffene Mitarbeiterin gezielt anzusprechen und ihr Hilfe anzubieten. Empfehlen Sie ihr, sich dringend Ă€rztliche Hilfe zu holen.

6. Tipp: Fördern Sie Pausen und Erholungszeiten im Alltag

Gerade im Kita-Alltag vergessen Mitarbeiterinnen oft, auf ihre eigenen BedĂŒrfnisse zu achten. Erinnern Sie Ihr Team aktiv daran, regelmĂ€ĂŸig Pausen einzulegen – auch kurze Atempausen oder ein Spaziergang an der frischen Luft können helfen, neue Energie zu tanken. Schaffen Sie im Arbeitsalltag feste Rituale, die kurze Erholung ermöglichen.

7. Tipp: Sensibilisieren Sie fĂŒr SelbstfĂŒrsorge

SelbstfĂŒrsorge ist kein Egoismus – sie schĂŒtzt langfristig vor Überlastung. Thematisieren Sie im Team, wie wichtig es ist, die eigenen Grenzen zu kennen und fĂŒr sich einzustehen. UnterstĂŒtzen Sie Ihre Mitarbeiterinnen dabei, auch im privaten Umfeld Ausgleich zu finden – sei es durch Sport, Hobbys oder ausreichend Schlaf.

8. Tipp: FĂŒhren Sie eine GefĂ€hrdungsbeurteilung psychischer Belastungen durch

Ihr TrĂ€ger trĂ€gt im Rahmen des Arbeitsschutzes die Verantwortung, das Team auch vor psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zu schĂŒtzen. Lassen Sie deshalb regelmĂ€ĂŸig eine GefĂ€hrdungsbeurteilung durchfĂŒhren, die speziell auf psychische Belastungen eingeht – z. B. durch anonyme Befragungen oder moderierte Teamworkshops. So erkennen Sie frĂŒhzeitig Risikofaktoren im Kita-Alltag und können gemeinsam mit dem TrĂ€ger wirksame Maßnahmen ableiten, etwa zur Verbesserung der Arbeitsorganisation oder des FĂŒhrungsverhaltens.

9. Tipp: Achten Sie auch auf Ihre eigene Belastung

Als Leitung tragen Sie nicht nur Verantwortung fĂŒr Ihr Team, sondern oft auch fĂŒr eine Vielzahl organisatorischer, pĂ€dagogischer und administrativer Aufgaben. Achten Sie deshalb bewusst auf Ihre eigene Belastungsgrenze – und gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Planen Sie regelmĂ€ĂŸige Pausen ein, nehmen Sie sich bewusst Erholungszeiten und tauschen Sie sich bei Bedarf mit anderen Leitungen oder Fachberatungen aus. Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie Ihr Team wirksam unterstĂŒtzen.

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