1 Stapel Gefühlskarten – 6 Ideen, um mit den Kindern über ihre Gefühle zu sprechen


24.11.2017

Kinder haben noch keine Worte für den roten Feuerball, den sie manchmal in ihrem Bauch spüren oder das Kribbeln in den Beinen, das verhindert, dass sie still sitzen. Denn es ist ein echter Lernprozess, einen guten Zugang zu seinen Gefühlen zu finden. Das kennen Sie aus Ihrer eigenen Lebenserfahrung. Und Kinder stehen mit diesem Lernen ganz am Anfang.

Warum Gefühlskarten?

Nehmen Sie die Kinder mit einer anschaulichen und altersgerechten Methode an die Hand, um ihnen einen Zugang und damit auch konstruktiven Umgang mit ihren Gefühlen zu ermöglichen. Gefühlskarten können Sie mit den Kindern wunderbar selbst herstellen. Sie eignen sich in besonderem Maße.

Denn sie

  • spiegeln den eigenen Zustand wieder und helfen, ihn zu benennen.
  • helfen, Verständnis, Freude oder Trost mit anderen Menschen zu teilen.
  • schaffen die Voraussetzungen für echte Empathie.
  • ermöglichen es, konstruktiv Konflikte zu lösen.
  • schenken Ihnen einen Einblick in die Gefühlswelt der Kinder.

Die Gefühlskarten können Sie mit Kindern ab 4 Jahren einsetzen. Sie eigenen sich aber auch sehr gut für die Arbeit mit Schulkindern.

Es lohnt sich – So stellen Sie Gefühlskarten selbst her

Gefühlskarten können Sie bereits fertig kaufen (z. B. amazon, 19, 50 €). Diese selbst herzustellen, ist allerdings ein wunderbarer Einstieg in das Thema „Gefühle“. Zudem holen Sie bei der individuellen Gestaltung eigener Gefühlskarten die Kinder genau da ab, wo sie stehen. Und Sie schaffen bereits in der Vorbereitung eine Menge Gesprächsanlässe für Gefühle.

Und so gelingt es ganz einfach: Beginnen Sie zunächst mit einer eigenen
Geschichte: „Mein Kater ist seit mehreren Nächten nicht heimgekommen. Und heute Morgen stand er wieder vor der Tür, als ich aus dem Haus wollte. Ich habe mich darüber sehr gefreut!“ Wann haben die Kinder heute Freude erlebt? Welche anderen Gefühle hatten sie? Schreiben Sie dies auf ein Plakat. Im nächsten Schritt überlegen Sie mit den Kindern, wie sie diese Gefühle in einem Bild darstellen können.

Hier gibt es eine Vielzahl kreativer Ideen:

  • mit Fotos von Menschen, die die entsprechende Mimik zeigen,
  • mit Smileys, die den Gesichtsausdruck verdeutlichen,
  • mit Farben z. B. gelb für Freude, oder auch
  • Symbolen, z. B. Blitze für Wut.

Praxis-Tipp

Sammeln Sie im Vorfeld bereits Ausschnitte aus Zeitungen oder Zeitschriften, Kopien von Bilderbüchern, verschiedenste Smileys, Postkarten usw., in denen Gefühle zum Ausdruck kommen. Auch über das Internet finden Sie viel Bildmaterial.

Entwicklung der Gefühle bei Kindern

Kinder ab 2 Jahren erleben primäre Gefühle wie

  • freudig
  • überrascht
  • ängstlich
  • wütend
  • traurig sein

Kinder ab 4 Jahren erleben sekundäre Gefühle wie

  • neidisch
  • stolz
  • schuldig
  • verlegen
  • Empathie beginnt sich zu entwickeln

Kinder ab 6 Jahren erleben komplexe Gefühle wie

  • mitleidig
  • eifersüchtig
  • nervös
  • empört

Vorgehen

Die Kinder teilen sich in Kleingruppen von etwa 4 Teilnehmern auf, die gemeinsam jeweils eine Gefühlskarte als Gemeinschaftscollage gestalten: Sie kleben passende Bilder auf, verwenden entsprechende Farben und malen Symbole dazu. Die Karten sollten in der Größe DIN A5 gestaltet werden, damit sie nicht zu groß und dadurch vielfältig einsetzbar sind.

Sind alle Gruppen fertig, werden die Gefühlskarten allen anderen Kindern vorgestellt. Am Schluss werden die Karten laminiert, damit sie wiederstandsfähig für ihren vielfältigen Einsatz sind.

Tipp: Ihre Sammlung muss nicht sofort vollständig sein, sie kann im Laufe Ihres Projektes immer weiter wachsen.

Führen Sie diese Regeln ein

Bevor Sie die Gefühlskarten einsetzen, sollten Sie mit den Kindern folgende Regeln verbindlich vereinbaren:

  • Wenn jemand ein Gefühl nennt, wird es nicht bewertet, z. B. mit „Richtig!“
  • Niemand wird ausgelacht, jeder ist vollkommen frei bei der Benennung eines Gefühles.
  • Wir lassen uns Zeit, die Karten auszuwählen, damit wir genau darüber nachdenken können.
  • Wir lassen uns ausreden.
  • Wir sprechen nur von uns selbst.

In Ihrer Gesprächsführung sollten Sie darauf achten, dass

  • Sie jeden Beitrag würdigen, kurz darauf eingehen und einen Dank dafür aussprechen,
  • Sie nachfragen und unterstützen, wenn ein Kind lediglich äußert „Ich fühle mich so wie auf der Karte!“

Nutzen Sie die Karten, probieren Sie aus und finden Sie den Umgang damit, der am Besten zu Ihrer Gruppe passt!

1. Idee: Einsatz am Morgen – „Ich fühle mich heute …“

Breiten Sie nach der Begrüßung im Morgenkreis die Gefühlskarten in der Mitte aus. Nun laden Sie die Kinder ein, sich nacheinander 1 bis 2 Karten aus der Mitte zu nehmen und in wenigen Sätzen ihr Gefühl zu beschreiben. Möglicherweise können die Kinder ihr Gefühl begründen, z. B. „Ich fühle mich ärgerlich, weil ich so gerne mit dem Fahrrad fahren wollte und wir aber mit dem Auto gefahren sind.“

Indem Sie die Gefühlskarten bereits am Morgen einsetzen, wissen sowohl Sie als auch die Kinder untereinander über die jeweiligen Befindlichkeiten Bescheid. Die Kinder können Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken, haben die Möglichkeit, von sich zu erzählen und kommen so auch gut in Kontakt miteinander. Ein gelungener Start in den Tag!

2. Idee: Einsatz in Krisen – Gefühle zu Konflikten benennen

Eine besonders hilfreiche Methode in Schlichtungsgesprächen ist es, mit den jeweiligen Befindlichkeiten in die Konfliktbearbeitung zu starten. Damit ermöglichen Sie den streitenden Kindern Einblick in die Gefühlslage ihres Gegenübers. Häufig entdecken sie dabei doch Gemeinsamkeiten.

Bereiten Sie die Karten zwischen den Kindern aus. Jeder nimmt eine Karte und benennt und begründet möglichst sein Gefühl. Achten Sie darauf, dass jedem dafür die gleiche Zeit zur Verfügung steht und die Kinder von sich selbst sprechen. In einer 2. Runde wählen die Kinder noch eine Karte: Diese soll das Gefühl zeigen, das sie nach der Klärung des Konfliktes empfinden möchten. So bilden Sie eine gute Basis für den lösungsorientierten Gesprächsverlauf.

3. Idee: Einsatz für Gespräche – sich über Gefühle austauschen

Mit den Gefühlskarten schaffen Sie eine Reihe von Gesprächsanlässen, in denen sich die Kinder besser kennen lernen und sich altersentsprechend und unkompliziert über Gefühle mitteilen. Zudem können die Kinder Befindlichkeiten mit äußeren Bedingungen in Verbindung bringen.

In diesem Spiel legen Sie die Gefühlskarten verdeckt in die Kreismitte. Ein Kind zieht eine Karte und nennt das abgebildete Gefühl. Dann erzählt es, wann und bei welcher Begebenheit es sich so gefühlt hat. Sie können weitere Nachfragen stellen, z. B. „Fühlst du dich öfter so?“ Nun erzählen auch die anderen Kindern von diesem Gefühl. Dann kann die nächste Karte aufgedeckt werden.

4. Idee: Einsatz zum Spiel – Gefühle pantomimisch darstellen

Indem die Kinder das Gefühl auf der Karte darstellen, fördern sie ihre eigene Körperwahrnehmung und die der anderen Kinder. Sie üben, Gefühle beim anderen abzulesen und damit Empathie.
Die Karten liegen verdeckt in der Mitte. Das erste Kind zieht eine Karte, die es den anderen Mitspielern nicht zeigt. Es stellt mit seinem Gesicht – also Mund und Augen – seiner Körperhaltung sowie seinen Armen und Händen das entsprechende Gefühl dar. Die anderen raten. Wer richtig liegt, darf die nächste Karte ziehen. Achten Sie aber am Ende darauf, dass jedes Kind einmal Pantomime spielen durfte.

5. Idee: Einsatz als Memory – Gefühle beobachten und zuordnen

Mit diesem witzigen Spiel fördern Sie die Ausdrucksfähigkeit der Kinder, sowie deren Wahrnehmung. Dazu wird ein Kind als „Memory-Spieler“ ausgesucht, das den Raum verlässt. Die anderen Kinder sind die „Memory-Karten“. Sie ziehen jeweils eine Gefühlskarte, merken sich das abgebildete Gefühl und legen die Karte aufgedeckt zurück. Jeder überlegt kurz, wie er das abgebildete Gefühl darstellt.

Jetzt wird der Memory-Spieler von draußen hereingerufen. Er tippt ein beliebiges Kind an, das „sein“ Gefühl darstellt. Er muss nun versuchen, eine offene Karte dem zuzuordnen. Ist es richtig, setzt sich das Kind mit seiner Karte an den Rand. Der Memory-Spieler tippt so lange die Kinder an, bis er alle Karten zugeordnet hat.

6. Idee: Einsatz für Bewegung – noch mehr Gefühle beobachten

Mit diesem Spiel stärken Sie die Wahrnehmung und Ausdrucksfähigkeit der Kinder, aber auch ihre Konzentration und schnelle Reaktion. Die Karten liegen umgedreht in der Mitte. Jedes Kind zieht eine Karte und achtet darauf, dass diese keiner sieht. Jetzt werden alle Karten zu Ihnen als Spielleiterin gegeben.

Auf Ihr Startsignal hin bewegen sich alle Kinder ihrem Gefühl passend durch den Raum, z. B. freudig hüpfend, wütend stampfend oder ängstlich schleichend. Sie rufen eines der dargestellten Gefühle und alle Kinder ordnen sich dem Kind zu, von dem sie glauben, dass es das genannte Gefühl darstellt. Wer liegt richtig? Die Gefühlskarten sind ein wunderbares Medium, um mit den Kindern „einfach so“, in Krisen und Konflikten oder auch mit Spaß und Spiel über Gefühle nachzudenken und sich zu äußern. Damit leisten Sie einen wesentlichen Beitrag, um diesen lebenslangen Lernprozess schon so früh wie möglich in Gang zu setzen.

Ein weiterer Basteltipp: farbenfrohe Windlichter gestalten


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