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Wie Sie als Erzieher Eltern unterstützen einen Kitaplatz zu finden

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Inhaltsverzeichnis

Seit dem ersten Lebensjahr haben Kinder einen rechtlichen Anspruch auf einen Kitaplatz. Doch dieser Anspruch allein garantiert noch lange keinen Platz – das realisieren viele Eltern schnell. Gerade wenn der Wiedereinstieg ins Berufsleben ansteht, wird die Betreuung zur drängenden Frage: „Wie finde ich einen Kitaplatz für mein Kind?“

Für viele Familien beginnt dann eine oft mühsame Suche. Nicht selten landen sie mit ihrer Verzweiflung zuerst bei Ihnen: im Büro der Kita-Leitung oder im Gruppenraum. Und Sie stehen vor einem Dilemma: Wie können Sie Eltern kompetent beraten, obwohl Ihre Einrichtung längst an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Erklären Sie verständlich die Ursachen für Platzmangel: Fachkräftemangel, steigende Geburtenzahlen und langsame Genehmigungsverfahren führen zu Engpässen.
  • Weisen Sie auf frühzeitige Anmeldung hin. Eltern sollen sich rechtzeitig bei mehreren Kindertagesstätten anmelden und digitale Portale nutzen, um die Chancen auf einen Kitaplatz zu erhöhen.
  • Unterstützen Sie Eltern mit Tipps zur Platzvergabe in der Kindertagesstätte – etwa zum Geschwisterbonus, Wartelisten oder alternativen Betreuungsformen wie Kindertagespflege.
  • Informieren Sie über Unterstützungsmöglichkeiten bei Engpässen. Erklären Sie, wie Jugendämter, rechtliche Optionen und Übergangslösungen Eltern bei der Betreuung helfen können.

Kitaplatzmangel: Die Fakten, die Eltern oft nicht kennen

Auch 2024 bleibt der Betreuungsnotstand akut. Rund 306.000 Kitaplätze für Kinder unter drei Jahren fehlen laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (Quelle: Tagesschau). Besonders in Ballungszentren ist die Situation angespannt – und viele Eltern unterschätzen den zeitlichen Vorlauf, den die Kitaplatzsuche braucht. Als Erzieherin hilft es, diesen Druck einzuordnen und den Eltern mit konkreten Informationen zur Seite zu stehen.

Warum ist es so schwierig, einen Kitaplatz zu finden?

Die Gründe können Sie Eltern bei Nachfragen erklären:

  • Fachkräftemangel: Viele Einrichtungen könnten theoretisch mehr Plätze anbieten, wenn mehr qualifiziertes Personal zur Verfügung stünde.
  • Gestiegene Geburtenrate: Die Nachfrage nach Kitaplätzen hat zugenommen, da viele Kommunen die Geburtenrate unterschätzt und zu wenig Plätze geplant haben.
  • Langsame Genehmigungsverfahren: Neubauten und Ausbaumaßnahmen scheitern oft an bürokratischen oder baulichen Hürden.
  • Raum- und Finanzierungsengpässe: Manche Kommunen können nicht schnell genug neue Gruppenräume schaffen oder die nötigen Mittel bereitstellen.

9 Tipps, mit denen Sie Eltern bei der Platzsuche unterstützen

Auch wenn Ihre Kita aktuell keine freien Plätze anbieten kann, stehen viele Eltern dennoch mit der Hoffnung auf Unterstützung vor Ihnen. Diese Hinweise helfen Familien dabei, aktiv zu werden und ihre Chancen auf einen Betreuungsplatz zu verbessern.

1. Frühzeitige Anmeldung betonen

Erklären Sie Eltern, dass eine rechtzeitige Anmeldung entscheidend ist. Am besten informieren Sie bereits in Krabbelgruppen, bei Elternveranstaltungen oder über Aushänge darüber, dass die Platzsuche möglichst schon während der Schwangerschaft beginnt.

2. Wartelisten realistisch erklären

Ermutigen Sie Eltern, sich bei mehreren Einrichtungen gleichzeitig zu bewerben. Ein Überblick über alle Anfragen und Wartelisteneinträge hilft dabei, den Prozess im Blick zu behalten und kann im Zweifelsfall auch gegenüber Behörden hilfreich sein.

3. Hinweis auf den Geschwisterbonus geben

Wenn ein Geschwisterkind bereits in Ihrer Einrichtung betreut wird, bestehen häufig bevorzugte Aufnahmechancen. Erinnern Sie Eltern daran, diesen Bonus frühzeitig anzusprechen und gezielt zu nutzen.

4. Soziale Netzwerke einbeziehen

Ein Tipp von anderen Eltern kann manchmal schneller zum Erfolg führen als eine formelle Anfrage. Ermutigen Sie Familien, sich im Freundeskreis und in lokalen Elternnetzwerken umzuhören, um von kurzfristig frei werdenden Plätzen zu erfahren.

5. Wartelisten aktiv nachverfolgen

Raten Sie Eltern dazu, regelmäßig nach dem Stand ihrer Anmeldung zu fragen. Ein kurzer Anruf oder eine E-Mail kann besonders vor dem Start des neuen Kita-Jahres sinnvoll sein, wenn durch den Wechsel von Vorschulkindern Plätze frei werden.

6. Neue Einrichtungen im Blick behalten

Geben Sie Hinweise auf geplante Neueröffnungen oder Gruppenerweiterungen in Ihrer Umgebung. Solche Informationen veröffentlichen Kommunen oft frühzeitig auf ihren Webseiten oder über Aushänge in öffentlichen Einrichtungen.

7. Kitaplatzbörsen und digitale Portale nutzen

Viele Eltern wissen nicht, dass es Online-Portale wie den Kita-Navigator oder regionale Kitabörsen gibt. Zeigen Sie ihnen diese digitalen Möglichkeiten und helfen Sie gegebenenfalls beim Einstieg.

8. Bewerbungsmappen als kreative Idee vorstellen

Vor allem in Städten mit hoher Nachfrage erstellen manche Eltern kleine Bewerbungsmappen mit Fotos und kurzen Familieninfos. Auch wenn nicht jede Einrichtung solche Bewerbungen berücksichtigt, kann eine freundliche Vorstellung helfen, positiv im Gedächtnis zu bleiben. Hinweis: In öffentlichen Einrichtungen gelten Bewerbungsmappen mitunter als problematisch, da sie die Chancengleichheit beeinträchtigen können.

9. Alternative Betreuungsformen prüfen

Weisen Sie Eltern auf Tagespflege oder andere flexible Betreuungsangebote hin, die oft kurzfristig verfügbar sind. Erklären Sie, dass das Jugendamt bei fehlendem Kitaplatz die Kosten für solche Übergangslösungen mittragen kann. Diese Optionen helfen, die Betreuungslücke zu überbrücken, bis ein Kitaplatz frei wird.

Auswahlkriterien erklären: Warum manche Familien bevorzugt werden

Eltern verstehen Vergabekriterien oft nicht. Helfen Sie, diese transparent zu machen:

  • Berufstätigkeit oder Ausbildung beider Elternteile
  • Umfang des Betreuungsbedarfs (Teilzeit/Vollzeit)
  • Alter des Kindes im Abgleich zur Gruppenstruktur
  • Geschwisterkinder in der Einrichtung
  • Bereitschaft zur Mitwirkung im Kita-Alltag

Wichtig

Machen Sie klar, dass es keine einheitlichen, rechtlich verpflichtenden Auswahlregeln gibt – jede Einrichtung legt eigene Prioritäten fest.

So unterstützen Sie Eltern bei der Erstellung eines Kita-Anschreibens

Viele Eltern fragen sich, was in eine gute Kita-Anfrage gehört – besonders in Städten mit vielen Bewerbungen und wenig Plätzen. Gerade bei kleineren Einrichtungen oder Elterninitiativen hilft ein persönliches Anschreiben, um in Erinnerung zu bleiben. Geben Sie Eltern diese Checkliste mit auf den Weg oder nutzen Sie sie im Beratungsgespräch:

Diese Informationen gehören in das Anschreiben:

  • Name, Geschlecht und Geburtsdatum des Kindes
  • Wunschtermin für den Kitastart und gewünschte Betreuungszeiten (z. B. halbtags, ganztags)
  • Sprachkenntnisse bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern, ggf. Angaben zum Integrationsstatus
  • Kontaktdaten der Eltern (Telefon, E-Mail)
  • Informationen zu Geschwisterkindern – insbesondere, wenn sie bereits Ihre Kita besuchen
  • Freizeitinteressen der Familie – das schafft eine persönliche Note
  • Bei älteren Kindern: Hobbys oder Interessen des Kindes
  • Wenn gewünscht: Engagement Möglichkeiten in der Kita (z. B. bei Elterninitiativen oder Festen)
  • Was Eltern an Ihrer Einrichtung besonders anspricht (z. B. das pädagogische Konzept, der Garten, die Lage)

Unterstützungsmöglichkeiten zeigen

Verweisen Sie Eltern aktiv an zuständige Jugendämter, insbesondere wenn ihre Suche ins Leere läuft. In vielen Bundesländern helfen Online-Plattformen oder zentrale Vergabestellen weiter. Hier eine Auswahl:

BundeslandNützliche Links
Baden-Württemberghttps://www.service-bw.de/zufi/leistungen/1514, https://www.bw-kita.de/
Bayernhttps://www.familienland.bayern.de/themen/kinderbetreuung/index.php
Berlinhttps://www.berlin.de/sen/jugend/familie-und-kinder/kindertagesbetreuung/

https://kita-navigator.berlin.de/
Brandenburghttps://mbjs.brandenburg.de/kinder-und-jugend/kindertagesbetreuung.html
Bremenhttps://www.bildung.bremen.de/tagesbetreuung-von-kindern-378929

https://www.kinderbetreuungskompass.de/
Hamburg https://www.hamburg.de/kita-auswahl/

https://www.hamburg.de/kita-finden/
Hessenhttps://www.familienatlas.de/

https://soziales.hessen.de/Kinder-und-Jugendliche/Kinderbetreuung
Mecklenburg-Vorpommernhttps://www.regierung-mv.de/Landesregierung/bm/Kindertagesfoerderung/
Niedersachsenhttps://www.mk.niedersachsen.de/startseite/fruhkindliche_bildung/kindertagesstatten/kindertagesstaetten-6546.html
Nordrhein-Westfalenhttps://www.mkjfgfi.nrw/kindertagsbetreuung-und-fruehe-bildung,

https://www.kita.nrw.de/kinder-betreuen/kita-finder
Rheinland-Pfalzhttps://kita.rlp.de/de/betreuungsangebote/kita-vor-ort/
Saarlandhttps://www.saarland.de/masfg/DE/home/home_node.html
Sachsenhttps://www.smk.sachsen.de/, https://www.kita.sachsen.de/ 
Sachsen-Anhalthttps://buerger.sachsen-anhalt.de/detail?pstId=183694
Schleswig-Holsteinhttps://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/themen/soziales/kindertageseinrichtungen/kindertageseinrichtungen_node.html, https://www.kitaportal-sh.de/de/
Thüringenhttps://bildung.thueringen.de/bildung/kindergarten/

Was tun bei Platzmangel? Klage ist möglich – aber nicht immer sinnvoll

Wenn es zu keiner Zusage kommt, besteht für Eltern die Möglichkeit, den Platz gerichtlich einzufordern. Informieren Sie aber auch darüber, dass ein Erfolg nur möglich ist, wenn nachweislich Plätze vorhanden, aber nicht vergeben wurden. Zudem ist ein Klageverfahren meist langwierig – und währenddessen steht in der Regel keine Übergangslösung zur Verfügung. Vermitteln Sie Eltern daher realistische Erwartungen und zeigen Sie alternative Wege auf, etwa über Tagespflege oder private Betreuungsangebote. Wichtig: Bei fehlendem Kitaplatz beteiligt sich das Jugendamt an den Kosten für solche Zwischenlösungen.

Fazit für Erzieher: Eltern empathisch und faktenbasiert begleiten

Viele Eltern fühlen sich bei der Suche nach einem Betreuungsplatz überfordert. Als Erzieher sind Sie oft die erste Anlaufstelle – mit einem offenen Ohr, klaren Informationen und kleinen Tipps können Sie viel bewirken. Auch wenn Sie keinen Platz anbieten können: Ihr Wissen über das System, Auswahlverfahren und Alternativen hilft Familien, sich besser zu orientieren und langfristig zu planen.

FAQs

1. Was kann ich Eltern sagen, die kurzfristig keine Kinderbetreuung finden?

Erklären Sie, dass kurzfristig oft keine regulären Plätze in der Kindertagesbetreuung verfügbar sind. Weisen Sie auf alternative Lösungen wie die Kindertagespflege hin, die gerade für Kinder unter drei Jahren eine flexible Betreuungsform bietet. Das Jugendamt kann bei der Vermittlung und Kostenübernahme unterstützen.

2. Wie funktioniert die Platzvergabe in der Kindertagesbetreuung und wer entscheidet?

Machen Sie deutlich, dass jede Einrichtung eigene Kriterien für die Platzvergabe festlegt – z. B. Berufstätigkeit, Geschwisterkinder oder soziales Engagement. Es gibt keine einheitlichen Vorgaben. Eltern sollten sich daher frühzeitig bei mehreren Einrichtungen anmelden und aktiv den Kontakt suchen.

3.Was kann ich sagen, wenn Eltern enttäuscht oder wütend reagieren?

Bleiben Sie ruhig und empathisch. Erklären Sie sachlich, dass die Platzvergabe nach Kapazität und festgelegten Kriterien erfolgt. Weisen Sie auf alternative Betreuungsmöglichkeiten oder Beratungsstellen hin.

4. Was kann ich tun, wenn Eltern überfordert sind, einen Kitaplatz zu finden?

Viele Eltern wissen nicht, wo sie anfangen sollen, wenn sie Kinderbetreuung finden möchten. Unterstützen Sie sie mit konkreten Hinweisen: Frühzeitig anmelden, Wartelisten im Blick behalten, Online-Portale wie den Kita-Navigator nutzen und sich regelmäßig bei Einrichtungen melden.

5. Wohin können sich Eltern wenden, wenn sie trotz Suche keine Kindertagesbetreuung finden?

Verweisen Sie auf das zuständige Jugendamt, dort helfen zentrale Vergabestellen oder Beratungsstellen weiter. Eltern sollten dokumentieren, wie viele Einrichtungen sie kontaktiert haben. So können sie im Zweifel auch ihren Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung besser durchsetzen oder alternative Formen wie die Kindertagespflege nutzen.