Aggressive Kinder: Zulässige „Schutzmaßnahmen“ für Ihr Team

Inhaltsverzeichnis

Im Zuge der zunehmenden Betreuung von Kindern mit besonderem Förderbedarf werden Sie und Ihre Mitarbeiterinnen auch mit Kindern konfrontiert, die im Kita-Alltag – aus welchen Gründen auch immer – aggressiv oder auch autoaggressiv reagieren. Solche Verhaltensweisen erfordern selbstverständlich das Eingreifen Ihres Teams.

Praxisbeispiel

Jenni Berger ist Leiterin der Kita „Sonnenschein“. Seit Beginn des neuen Kita-Jahres wird in der Kita ein Kind betreut, das sich bereits in der Eingewöhnungszeit extrem aggressiv gegenüber anderen Kindern und auch gegenüber dem Team verhalten hat. Die Gruppenleitung bittet die Leiterin um Hilfe. Sie ist unsicher, was sie unternehmen darf, um auf das aggressive Verhalten des Kindes zu reagieren und gleichzeitig vor allem die anderen Kinder zu schützen.

Allerdings sollten Sie sich Gedanken machen, welche Maßnahmen Ihre Mitarbeiterinnen tatsächlich ergreifen dürfen.

Rechtlicher Hintergrund

Als Leitung tragen Sie die Verantwortung dafür, dass die in Ihrer Kita betreuten Kinder angemessen beaufsichtigt werden und möglichst keinen Übergriffen anderer Kinder ausgesetzt sind.

Das ist zu tun

Es liegt daher in Ihrer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Kinder durch Ihr Team vor aggressiven Kindern geschützt werden. Gleichzeitig müssen Sie Ihrem Team klare Grenzen aufzeigen, wie weit es im Rahmen dieser notwendigen Intervention gehen darf.

Legen Sie klare Grenzen fest

Wenn ein Kind die Kontrolle verliert und gegen andere Kinder, Mitarbeiterinnen oder sich selbst aggressiv wird, müssen Ihre Mitarbeiterinnen eingreifen. Der Schutz der anderen Kinder und auch der des „ausrastenden“ Kindes stehen an 1. Stelle. Aggressionen von Kindern führen Ihr Team aber schnell an die Grenze seiner Belastbarkeit. Und das kann manchmal zu Reaktionen führen, die rechtlich nicht in Ordnung sind. Das ist häufig nicht böser Wille, sondern schlicht der Überforderung in der konkreten Situation geschuldet.

Umso wichtiger ist es, dass Sie Ansprechpartner für Ihr Team sind und Ihre Mitarbeiterinnen unterstützen. Auch dadurch, dass Sie klare Vorgaben machen, was als Reaktionsmöglichkeiten in Ordnung und was ein absolutes „No-Go“ ist. Um diese Vorgaben zu entwickeln, können Sie auf die folgende Übersicht zurückgreifen.

Haben Sie ein ADS-Kind in der Kita?

Der richtige Umgang mit einem ADS-Kind ist nicht unkompliziert und oft auch sehr individuell. An bestimmten Eckpunkten kann man sich dennoch orientieren. Hier haben wir einige für Sie zusammengestellt.

  • Klare Strukturen und Routinen schaffen: Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) profitieren von einem vorhersehbaren Tagesablauf. Rituale, feste Abläufe und visualisierte Tagespläne helfen, sich besser zu orientieren.
  • Reize begrenzen: Eine reizüberflutete Umgebung überfordert viele Kinder mit ADS schnell. Gestalten Sie Gruppenräume möglichst ruhig und übersichtlich – ohne zu viele optische und akustische Ablenkungen.
  • Kurze und klare Anweisungen geben: Formulieren Sie Aufgaben einfach, klar und Schritt für Schritt. Wiederholen Sie Anweisungen ruhig, falls nötig, und überprüfen Sie, ob das Kind sie verstanden hat.
  • Positive Verstärkung nutzen: Statt unerwünschtes Verhalten ständig zu korrigieren, achten Sie bewusst auf positives Verhalten und loben Sie gezielt. Das stärkt das Selbstwertgefühl und fördert die Motivation.
  • Bewegung integrieren: Kinder mit ADS haben oft einen erhöhten Bewegungsdrang. Bieten Sie gezielte Bewegungsangebote an oder integrieren Sie kleine Bewegungspausen in den Alltag.
  • Individuelle Rückzugsorte ermöglichen: Ein ruhiger Platz, an dem sich das Kind für kurze Zeit zurückziehen kann, hilft in überfordernden Momenten zur Selbstregulation.
  • Enge Zusammenarbeit mit den Eltern: Tauschen Sie sich regelmäßig mit den Eltern über Beobachtungen, Fortschritte und Herausforderungen aus. Ein abgestimmtes Vorgehen zwischen Kita und Elternhaus ist entscheidend für die Entwicklung des Kindes.
  • Multiprofessionelle Unterstützung einbinden: Suchen Sie den Kontakt zu Ergotherapeutinnen, Kinderärztinnen oder heilpädagogischen Fachstellen, wenn die Situation es erfordert.

Tipp: Schulen Sie Ihr Team regelmäßig zum Thema ADS und stellen Sie Materialien zur Verfügung, um Unsicherheiten im Umgang zu reduzieren.