Medien in der Kita

So setzen Sie Medien sinnvoll in Ihrer Kita ein

KI generiert mit ©Midjourney
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Medien und Kleinkinder – diese Kombination ist immer noch ein pädagogisches Reizthema. Eine Studie zeigt, dass 72 % der 0- bis 6-Jährigen bereits Zugang zum Internet haben. Der durchschnittliche Einstieg erfolgt bereits mit etwa 12 Monaten (Quelle: (Quelle: Medienkindergarten Wien). Sicherlich gehen auch in Ihrem Team die Meinungen zur Mediennutzung der Kleinen weit auseinander. Doch die Realität zeigt, dass Kleinkinder oft nicht vom überbordenden Medienangebot ferngehalten werden können, auch wenn viele von Ihnen eine medienfreie Kindheit als pädagogisches Ideal ansehen. Das beeinflusst auch Ihre Arbeit. Zum einen ist es wichtig, dass Sie die Medien pädagogisch wertvoll nutzen. Zum anderen müssen Sie mit den Auswirkungen der Medien auf Ihre tägliche Arbeit richtig umgehen lernen. Wie Ihnen das in Ihrer täglichen Praxis gelingt, erfahren Sie hier.

Den Medien kann keiner ausweichen

Seit 2020 hat der Zugang von Zwei- bis Fünfjährigen zu smarten Geräten stark zugenommen. Heute besitzt bereits jedes fünfte Kleinkind ein eigenes Tablet, und jedes zehnte Kind verfügt über ein Handy oder Smartphone. (Quelle: Minikim) Täglich kommen auch Ihre jüngsten Kinder mit den Medien in Ihrer Kita in Kontakt – bewusst oder unbewusst. Sei es durch das Radio, das die Erzieher hören, während die Kleinkinder spielen, oder durch das einfache Nebenzuordnen von Inhalten, die sie dabei wahrnehmen. Sicherlich schauen Sie mit den Kindern auch häufig Bilder auf Ihrem Smartphone an. Manche Kleinkinder bringen sogar Lerncomputer, Hörspiel-CDs oder Bilderbücher mit Soundsystem in die Kita.

Umso wichtiger ist es, die Kinder einen vernünftigen Umgang mit Medien zu lehren. Dafür sollten Sie wissen, wie oft und welche Medien die Kinder in Ihrer Einrichtung konsumieren. Denn oftmals nutzen die Kleinkinder viel mehr Medien, als Ihnen bewusst ist. Mit dem nachfolgenden Test überprüfen Sie die Mediennutzung der Kleinkinder.

Überprüfen Sie die Mediennutzung Ihrer Kleinkinder (täglich / mehrfach in der Woche / ein paar mal im Monat / zu besonderen Anlässen / nie):

  • Radio
  • Kasseten und CDs
  • Fotos
  • Bücher
  • Zeitungen und Zeitschriften
  • Fernseher und Smart TVs
  • DVDs & Blu-rays
  • PC
  • Tablet
mit Internet Verbindung
  • Smartphone mit Internet Verbindung
  • Telefon

Diese Medien nutzen Kleinkinder häufig. Betrachten Sie die Situation kritisch. Denn das Radio sollte nicht den ganzen Tag im Hintergrund dudeln, auch wenn Sie als Erzieherin das Nachrichtenhören und die musikalische Untermalung lieben. Beides hat nichts im Gruppenalltag zu suchen. Denn zum einen sind die Nachrichten nicht kleinkindgerecht. Zum anderen bewirkt eine Hintergrundmusik, dass lauter gesprochen wird. Schnell entsteht eine hohe Geräuschkulisse, die stresst.

Nutzen Sie in erster Linie Bücher und Fotos. Alle anderen Medien sollten nur gelegentlich und dann ganz bewusst genutzt werden. Achten Sie bei der Nutzung von auditiven Medien wie Kassetten und CDs darauf, dass diese nicht zu laut sind. Denn das erhöht schnell die allgemeine Lautstärke im Gruppenraum.

Leben Sie einen bewussten Umgang vor

Einen sinnvollen Umgang mit Medien erlernen Kleinkinder vor allem auch durch Vorbilder. Dazu gehören die Eltern, aber auch Sie als Erzieher. Machen Sie sich diese Vorbildrolle immer wieder bewusst, und gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Verzichten Sie darauf:

  • regelmäßig in Ihr Smartphone zu blicken und Nachrichten zu lesen.
  • im Internet zu surfen, während die Kleinkinder spielen.
zzsich mit Ihren Kolleginnen gegenseitig Inhalte aus den sozialen Netzwerken zu zeigen.
  • zu telefonieren, während Sie gerade mit einem Kleinkind beschäftigt sind.

Wenn es keine Regelung zur Mediennutzung durch Ihren Arbeitgeber gibt, dann reduzieren Sie Ihre Medienzeiten von sich aus auf ein Minimum.

Beachten Sie 5 Regeln, wenn Sie digitale Medien nutzen

Sich in der Kita den digitalen Medien ganz zu verschließen ist nicht machbar. Aber viel ist gewonnen, wenn Sie sie sinnvoll einsetzen. Dann bereichern und ergänzen Sie Ihre pädagogische Arbeit positiv. Die 5 Regeln in der Übersicht sind ein Wegweiser.

  1. Regel: das Alter der Nutzenden. Je jünger die Kleinkinder sind, desto weniger digitale Medien sollten sie nutzen.
  2. Regel: die Dauer der Nutzung. Je jünger die Kleinkinder sind, desto kürzer sollten die Nutzungszeiten sein.
  3. Regel: die Möglichkeit zur Verarbeitung. Bieten Sie den Kleinkindern die Möglichkeit, das Gesehene oder Gehörte zu verarbeiten.
  4. Regel: die Nutzung sinnvoll begleiten. Kleinkinder sollten digitale Medien nie allein nutzen.
  5. Regel: Auf den Inhalt kommt es an. Der Inhalt sollte dem Alter der Kinder entsprechen.

Nutzen Sie Medien immer gemeinsam

Wenn Kleinkinder digitale Medien allein nutzen, dann wirkt sich das negativ auf ihre Entwicklung aus. Die Kleinkinder machen dabei oft nur auditive und visuelle Erfahrungen. Die Sprache der Kleinkinder entwickelt sich jedoch in der Interaktion mit anderen Menschen. Das Sprachvermögen bildet sich über das Gehörte, die Gestik und Mimik und das selbst Gesprochene. Daher ist es notwendig, dass Sie folgende Punkte beachten.

  • Nutzen Sie digitale Medien gemeinsam mit den Kleinkindern, lassen Sie sie nicht allein damit.
  • Sprechen Sie mit den Kindern über die Inhalte, damit sie sie begreifen und verarbeiten können.
  • Bieten Sie den Kleinkindern nach Bedarf auch körperliche Nähe während der Nutzung, z. B. indem Sie miteinander kuscheln.
  • Achten Sie auf begrenzte Nutzungszeiten.

Berücksichtigen Sie diese Punkte bei der Wahl der Medien

Nicht zu vergessen: Wenn Sie Medien pädagogisch sinnvoll einsetzen, dann machen die Kleinkinder auf diese Weise viele nützliche Erfahrungen.

  • Der Inhalt und die Gestaltung des Mediums müssen dem Entwicklungsstand und den Interessen der Kinder entsprechen.
  • Die Bilder sollten übersichtlich und klar gestaltet sein.
  • Die Texte sollten für die Kleinkinder in der Wortwahl verständlich sein und die Textlänge darf sie nicht überfordern.
  • Der Sound sollte in Lautstärke und Tonhöhe angenehm sein.

Kleinkinder müssen die Inhalte verarbeiten

Medien beeinflussen das Spielverhalten Ihrer Kleinkinder. Denn sie müssen das Gesehene und Gehörte anschließend verarbeiten. Dieses geschieht in der Regel spielerisch und durch Bewegung. Bieten Sie den Kleinkindern nach einem Medienkonsum, bei dem sie in der Regel ruhig sitzen, die Möglichkeit, sich zu bewegen und auszutoben.

Wenn Sie wahrnehmen, dass viele Kleinkinder durch eine Kinderserie sehr bewegt sind, greifen Sie das auf: Sprechen Sie mit den Kindern über die Inhalte. Gestalten Sie gemeinsam die Rollenspielecke um, indem Sie ihnen Verkleidungsmaterialien anbieten, die zu der Serie passen. Sie können den Spielbereich auch entsprechend umgestalten. Ein Beispiel: Passend zur beliebten Serie „Arielle“ gestalten Sie Ihre Puppenecke wie eine Unterwasserwelt. Beziehen Sie die Kleinkinder mit ein, indem Sie gemeinsam mit Muscheln basteln und diese als Deko aufhängen. Befestigen Sie Algen in Form von Krepppapierstreifen an der Decke. Hängen Sie ein blaues Tuch direkt unter die Zimmerdecke, das die Oberfläche des Meeres darstellt.

Greifen Sie die Inhalte ganzheitlich auf

Bieten Sie den Kindern die Möglichkeit, die Inhalte der Medien ganzheitlich zu erleben. Denn Medien bieten meist nur visuelle und auditive Erfahrungen. Wenn sich in Ihrer Gruppe z. B. gerade viele Jungen für die Serie „Cars“ interessieren, bringen Sie einige diese Spielzeugautos mit in die Kita. Greifen Sie das Interesse der Kinder auf, indem Sie Angebote rund um Autos gestalten. Z. B. so:

  • Sie bauen eine Autorampe mit den Kleinkindern auf und lassen die Autos dort herunterfahren.
  • Sie kreieren im Sandkasten Straßen, Brücken und Tunnel für die Autos.
  • Sie lassen die Autos durch Fingerfarbe und dann übers Papier fahren, sodass sie Fahrspuren auf dem Papier hinterlassen.
  • Sie bauen einen Autoparcours auf, durch den die Autos durchfahren.
  • Sie gestalten ein Bewegungsangebot mit Autos.

So greifen Sie die Medieninhalte sinnvoll auf und bieten den Kleinkindern viele Anregungen, um sie in allen Bildungsbereichen zu fördern. Wenn Kleinkinder die Inhalte nachspielen, geht es nicht unbedingt ruhig zu. Oftmals gibt es auch Streit um die Rollen. Denn alle Kinder möchten die Hauptfigur darstellen. Akzeptieren und begleiten Sie dieses pädagogisch.

Der Medieneinfluss bestimmt auch tägliche (Konsum-)Artikel
Ohne selbst Kinderserien zu schauen, werden Sie mitbekommen, welche Figuren und Serien bei den Kleinkindern gerade „in“ sind. Die Helden und Logos sind überall zu sehen: auf den Kita-Taschen, auf T-Shirts, auf Brotdosen oder sogar auf Lebensmittelverpackungen.

Beobachten Sie dieses Konsumverhalten. Sprechen Sie mit den Kleinkindern immer wieder über die Figuren. Was finden sie toll an den Stars? Lassen Sie sich von den Erlebnissen der Helden berichten. So bieten Sie den Kleinkindern die Möglichkeit, die Inhalte zu verarbeiten. Achten Sie im Gruppenalltag darauf, dass Kinder, die keine Fanartikel besitzen, nicht ausgegrenzt werden.

Konkrete Beispiele für medienpädagogische Projekte in Kitas

Medienpädagogische Projekte in Kitas bieten eine wertvolle Möglichkeit, Kindern den kreativen und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien näherzubringen.

1. Medien-Workshops für Kinder: Stop-Motion-Video erstellen

In mehreren Kitas wurde ein Medien-Workshop durchgeführt, bei dem Kinder gemeinsam mit ihren Erziehern ein einfaches Stop-Motion-Video erstellt haben. In diesem Projekt lernten die Kinder, wie man eine Geschichte visuell erzählt und dabei kreative Techniken der Bildgestaltung anwendet. Der Prozess begann mit der Auswahl einer einfachen Geschichte, die dann in kleine Szenen unterteilt wurde.

Die Kinder setzten kleine Figuren oder Spielzeugobjekte in Szene und fotografierten diese mit einer Kamera oder einem Tablet. Dabei lernten sie nicht nur den Umgang mit digitalen Geräten, sondern entwickelten auch ein Verständnis für zeitliche Abläufe und kreative Gestaltung. Anschließend wurde das Bildmaterial am Computer zu einem kurzen Stop-Motion-Video zusammengefügt.

Dieses Projekt förderte nicht nur die Medienkompetenz der Kinder, sondern auch ihre Teamfähigkeit und ihre kreativen Fähigkeiten. Durch die aktive Teilnahme und die Sichtbarkeit des Endprodukts konnten die Kinder stolz auf ihre Arbeit sein und ein konkretes Ergebnis präsentieren.

2. Interaktive Lern-Apps und Kindergeschichten

In einigen Kitas werden interaktive Lern-Apps genutzt, die digitale Medien mit analogen Aktivitäten verbinden. Ein Beispiel hierfür ist die Verwendung von Apps, die Kindern helfen, spielerisch Zahlen, Buchstaben oder Farben zu lernen. In Kombination mit handwerklichen Tätigkeiten, wie dem Basteln von Figuren oder dem Malen von Bildern, erweitern die Kinder ihre kreativen und kognitiven Fähigkeiten.

Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung digitaler Kindergeschichten, bei denen die Kinder die Möglichkeit haben, auf dem Bildschirm zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten zu wählen. So wird die klassische Erzählweise mit der interaktiven Beteiligung der Kinder kombiniert. Die Kinder können nicht nur zuhören, sondern auch Entscheidungen treffen, die den Verlauf der Geschichte beeinflussen.

Diese Art der Mediennutzung ermöglicht es, digitale Technologien gezielt zur Förderung von Sprachkompetenz und Problemlösungsfähigkeiten zu nutzen, während gleichzeitig das Zusammenspiel mit analogen Aktivitäten wie Basteln oder Diskutieren unterstützt wird. Durch den Wechsel zwischen digitalen und nicht-digitalen Aufgaben lernen die Kinder, wie sich beide Welten sinnvoll ergänzen können.

Elternarbeit und Zusammenarbeit mit der Kita

Die Zusammenarbeit mit den Eltern spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu vermitteln. Ein regelmäßiger Austausch über die Mediennutzung zu Hause und in der Kita kann dazu beitragen, einheitliche Regeln und Werte zu etablieren. Elternabende bieten eine hervorragende Gelegenheit, das Thema Medienerziehung anzusprechen. Hier können Sie gemeinsam mit den Eltern über die Bedeutung von Medienkompetenz sprechen und ihnen praxisnahe Tipps für den Alltag geben.

Ein zentraler Punkt ist die Beobachtung der Mediennutzung zu Hause. Schlagen Sie vor, dass Eltern gemeinsam mit ihren Kindern bestimmte Medienzeiten einhalten und bewusst die Nutzung von digitalen Inhalten reflektieren. Dies kann in regelmäßigen Gesprächen mit den Eltern thematisiert und angepasst werden, sodass sowohl in der Kita als auch zu Hause ein sinnvoller Mediengebrauch gewährleistet ist.

Zur Unterstützung der Eltern können Sie auch ein Informationsblatt oder eine kleine Broschüre über empfehlenswerte Apps und kindgerechte Medien zur Verfügung stellen. Wichtig ist, dass die Eltern in die medienpädagogische Arbeit der Kita eingebunden werden, um eine einheitliche und nachhaltige Medienerziehung zu gewährleisten.

Praktische Checkliste für die pädagogische Praxis

Welche Regeln für den Medieneinsatz werden mit den Eltern besprochen und abgestimmt?

  1. Reflexion der Mediennutzung

Wie oft und in welchem Umfang setzen Sie Medien in der Gruppe ein?

Welche Medien kommen zum Einsatz und warum?

2. Sinnvoller Medieneinsatz

Welche Medien sind pädagogisch wertvoll und passen zum Alter und den Interessen der Kinder?

In welchem Kontext sollten die Medien genutzt werden (z. B. in Verbindung mit kreativen Aktivitäten)?

3. Elternarbeit und Austausch

Wie tauschen Sie sich regelmäßig mit den Eltern über die Mediennutzung zu Hause und in der Kita aus?

Fazit: Kompetente Mediennutzung für Kinder schaffen

Medien sind heute unvermeidlich in der Welt von Kleinkindern. Daher ist es wichtig, bereits frühzeitig die Medienerziehung zu fördern, um den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Achten Sie darauf, die Nutzung der Medien in Ihrer Kita bewusst zu steuern und die Kleinkinder aktiv in die Mediengestaltung einzubeziehen. Dies gelingt durch die Wahl geeigneter Inhalte, kurze Nutzungszeiten und das gemeinsame Erleben von Medieninhalten. Zudem sollten Sie Ihre eigene Mediennutzung während der Arbeitszeit reflektieren, um den Kleinkindern als Vorbild zu dienen und eine gesunde Mediennutzung vorzuleben.