Das perfekte Elterngespräch: Einladung, Vorbereitung, Ziele & Co.


06.01.2023

Elterngespräche, also Gespräche zwischen Kitaleitung, Erziehern und den Eltern eines Kita-Kindes bzw. eines Erziehungsberechtigten, gehören zum Kerngeschäft jeder Kita. Als Leiterin streben Sie natürlich danach, dass die Elterngespräche in Ihrer Einrichtung auf einem hohen qualitativen Niveau geführt werden, das von jeder Erzieherin eingehalten werden kann. Elterngespräche sind ein wichtiges Mittel, um Informationen auszutauschen und Probleme zu besprechen.

Lesen Sie hier, wie Sie und Ihre Mitarbeiter ein gelungenes Elterngespräch vorbereiten, durchführen und nachbereiten.

Was ist ein Elterngespräch?

Ein Elterngespräch bietet den Raum für einen Austausch zwischen Eltern und der Kitaleitung bzw. Erziehern. Im Gegensatz zu einem Elternabend findet hier der Austausch nicht mit allen Eltern der Kita-Kinder statt. Ein Elterngespräch kann in regelmäßigen Abständen vereinbart werden oder nach Bedarf, z. B. bei Fragen der Eltern oder Verhaltensauffälligkeiten eines Kindes.

Neben Elterngesprächen sind auch Entwicklungsgespräche ein wichtiges Instrument für eine bestmögliche Entwicklung von Kindern.

Vorlage: Einladung zum Elterngespräch

Das Elterngespräch beginnt nicht mit dem Gespräch zwischen Eltern und Erzieherin, sondern es fängt weitaus früher an. Bereits die Art und Weise, wie die Eltern eingeladen werden, entscheidet mit darüber, ob das Elterngespräch von Erfolg gekrönt ist.

Nutzen Sie das folgende Schreiben als Vorlage für eine Einladung zum Elterngespräch:

Liebe Frau …, Lieber Herr …

wir möchten Sie gerne zu einem persönlichen Elterngespräch in unserer Einrichtung einladen. Dieses Gespräch eröffnet den Raum offene Fragen, Auffälligkeiten oder Organisatorisches zu besprechen.

Als Termin schlagen wir den, …, um … Uhr vor.

Vielleicht finden Sie vor dem Gespräch etwas Zeit, um sich über die folgenden Fragen Gedanken zu machen:

  • Fühlt sich mein Kind in der Betreuungseinrichtung wohl?
  • Was erzählt mein Kind vom Kita-Alltag?
  • Welchen Eindruck macht mein Kind, wenn ich es aus der Kita abhole?
  • Habe ich Fragen / Bedenken / Anregungen?
  • Benötige ich pädagogischen Rat bei einem Problem?

Um sowohl zu Hause als auch in unserer Einrichtung den bestmöglichen Entwicklungsraum für Ihre Tochter [Name] / Ihren Sohn [Name] zu schaffen, liegt uns ein Austausch mit Ihnen sehr am Herzen.

Bitte melden Sie sich mit einer Terminzu- / oder absage zeitnah bei uns.

Viele Grüße

Ihre [Name der Kitaleitung]

Wie bereite ich ein Elterngespräch vor?

Ein perfektes Elterngespräch wird nicht ohne Vorbereitung gelingen. Auch routinierte Erzieherinnen sollten jedes Gespräch mit großer Sorgfalt schriftlich vorbereiten. Hilfreiche Fragen zur Vorbereitung sind folgende:

  • Wie sieht mein Gesprächsziel aus?
  • Wie kann ich den Eltern die Situation verdeutlichen?
  • Wie kann ich mich in die Situation der Eltern hineinversetzen?
  • Welche Lösungswege können dem Kind nützen?

Idealerweise bereiten Sie das Elterngespräch mithilfe eines Vorbereitungsbogen vor.

Muster: Gesprächsvorlage zum Vorbereiten und Durchführen eines Elterngespräches

Wie führe ich ein gelungenes Elterngespräch durch?

Nach einer Begrüßung und kurzem Smalltalk sollten Sie direkt zum Punkt kommen. Schildern Sie den Eltern das Anliegen Ihres Elterngespräches. Beschreiben Sie die Situation klar und deutlich.

Sagen Sie z. B.: „Tobias macht Fortschritte in der Aussprache der verschiedenen Laute. Allerdings ist die Kluft zu gleichaltrigen Kindern noch sehr groß. Besonders bei den T- und S-Lauten tut sich Tobias noch sehr schwer. Mein Anliegen ist es, heute gemeinsam mit Ihnen zu überlegen, wie unser Kindergarten und Sie als Eltern Tobias dabei helfen können, flüssiger und deutlicher zu sprechen. Tobias ist ein sehr kluger Junge. Ich möchte ihm dabei helfen, dass er das auch zeigen kann.“

Die Eltern können Sie besser verstehen, wenn Sie Beispiele aus Ihrer Einrichtung schildern. Gefühle wie Sorge oder Freude über den Fortschritt des Kindes sollten Sie nicht verbergen. Dies baut Vertrauen auf und zeigt den Eltern, dass es Ihnen wirklich um ihr eigenes Kind geht. Fragen Sie die Eltern danach, ob sie zu Hause auch Fortschritte oder Ähnliches beobachtet oder welche Erfahrungen sie mit ihrem Kind gemacht haben.

Schaffen Sie im Elterngespräch Raum für die Fragen und Anregungen der Eltern

„Wenn Sie schon früher meinem Rat gefolgt wären und einen Kinderpsychologen aufgesucht hätten, säßen wir heute nicht hier.“ Solche Äußerungen bringen im Elterngespräch niemanden weiter. Die Eltern erleben dies als Vorwurf und fühlen sich herabgesetzt. Vorwürfe sind ein Tabu im Elterngespräch.

Bringen Sie Verständnis auf. Nur so können Sie gemeinsam mit den Eltern eine tragfähige Lösung im Sinne des Kindes entwickeln. Wenn Eltern vorschnell auf einen Vorschlag eingehen, den sie nicht durchhalten können, bleibt das ganze Elterngespräch wirkungslos.

Signalisieren Sie den Eltern im Gespräch Verständnis: „Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie täglich mit der Betreuung Ihrer 3 Kinder alle Hände voll zu tun haben. Eine gezielte Förderung der Aussprache wäre jedoch für Tobias sehr wichtig. Gibt es einen bestimmten Wochentag, an dem Sie mit Tobias eine logopädische Praxis aufsuchen können? Ich bin Ihnen gerne bei der Suche nach einer geeigneten Logopädin behilflich.“

Das Elterngespräch soll darüber hinaus genug Zeit bieten, den Eltern zuzuhören. Ggf. haben die Eltern bestimmte Fragen, Sorgen und Anregungen oder benötigen einen pädagogischen Ratschlag.

Das macht ein gutes Elterngespräch aus

Ein gutes Gespräch wird durch einige deutliche Punkte gekennzeichnet. Dazu gehört:

  • Niemand hat Angst vor dem Gespräch oder im Gespräch.
  • Jeder Beteiligte kann zu Wort kommen.
  • Es gibt zu Beginn Gesprächsregeln, die kommuniziert werden und die für alle gelten.
  • Jeder weiß, warum das Gespräch stattfindet.
  • Es gibt ein klares Ziel für das Gespräch.
  • Jeder Beteiligte wird geachtet und geschätzt und das Gespräch findet auf Augenhöhe statt.
  • Es gibt keine Beleidigungen.
  • Am Ende des Gespräches kommt etwas Gutes heraus, sei es eine Lösung, eine Einigung, eine Idee oder auch die Lösung eines Konfliktes.

Sie und Ihr Team sind professionell ausgebildet, auch in der Gesprächsführung. Trotzdem werden oft ein paar Punkte vergessen oder übergangen, damit aus einem Elterngespräch auch ein gutes Elterngespräch wird.

Nachfolgend finden Sie eine Übersicht mit einigen zentralen Hinweisen, die Sie und Ihr Team für die kommenden Elterngespräche nutzen und anwenden sollten. Sie tragen damit zu einem gelingenden Gespräch bei.

Übersicht: Das gehört zum Setting eines guten Elterngespräches

  • Sitzform so wählen, dass sich jeder wohlfühlen kann. Ideal ist eine Kreisform. Begründung: Ein zu nahes Beieinandersitzen erzeugt Unwohlsein. Ebenso kann das direkte Gegenübersitzen als unangenehm empfunden werden, da man gezwungen ist, seinem Gegenüber genau in die Augen zu sehen.
  • Bei der Begrüßung den Ablauf vorstellen. Begründung: Das gibt Sicherheit, entspannt alle Teilnehmer und nimmt die Angst vor möglichen unbekannten Inhalten.
  • Den Eltern wird kein Verhalten vorgegeben. Begründung: Eltern haben die elterliche Sorge und sind per se immer die ersten Verantwortlichen.
  • Achten Sie auf eine gleiche Anzahl Personen am Tisch. Begründung: 2 Erzieher und 1 Elternteil bilden ein Übergewicht. Das macht Angst und übt Druck aus. Führen Sie das Gespräch immer nur mit gleich vielen Personen auf beiden Seiten.
  • Bleiben Sie immer wertfrei. Begründung: Bewerten Sie das Verhalten der Eltern nicht und lassen Sie sich umgekehrt auch nicht bewerten. Ein neutrales Hinsehen und Schildern ist wichtig, damit sich alle Beteiligten offen äußern.
  • Spielen Sie nichts vor. Begründung: Achten Sie darauf, wirklich offen in das Gespräch zu gehen. Ein Gespräch darf nie abgekartet oder vorgegeben verlaufen. Sie müssen bis zum Schluss offen sein für die Eltern und deren Anliegen, ein vorgefertigtes Schriftstück, das den Eltern am Ende des Gespräches zur Unterschrift vorgelegt wird, macht das Vertrauensverhältnis zunichte.
  • Sitzen Sie nicht zu weit auseinander oder am Kopfende eines Tisches. Begründung: Je weiter der Abstand zwischen Ihnen und den Eltern ist, desto weniger Beziehung kann stattfinden. Zudem demonstrieren Sie mit dem Sitzen am Kopfende Macht und Hierarchie, die nie gut ist.
  • Nutzen Sie Türöffner im Gespräch. Das bedeutet, Sie aktivieren die Eltern, z. B.: „Ihre Erfahrungen sind sehr wertvoll für uns.“ Begründung: Sie zeigen dadurch eine positive und wertschätzende Haltung. Sie machen dadurch außerdem deutlich, dass Sie die Eltern in ihrer Funktion achten und sie als Experte für das eigene Kind annehmen.

Elterngespräch: Vereinbaren Sie konkrete Maßnahmen und Ziele

Ein Elterngespräch wird dann zum perfekten Elterngespräch, wenn Kitaleitung und Erzieher bei der Wahrheit bleiben. Machen Sie den Eltern keine falschen Versprechungen. „In 4 Wochen hat Tobias die sprachlichen Rückstände aufgeholt“, dies enttäuscht die Eltern, wenn sie sich gemeinsam mit Ihnen Mühe geben und der versprochene Erfolg ausbleibt.

Sagen Sie den Eltern realistisch, wie lange es Ihrer Erfahrung nach dauern wird, bis sich z. B. eine Verbesserung einstellt. Ermutigen Sie die Eltern aber auch, sich an kleinen Fortschritten und Erfolgen zu erfreuen. Machen Sie die Eltern im täglichen Kontakt immer wieder auf solche Erfolge aufmerksam, und loben Sie sie, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Eltern ihren Part zu Hause gut erfüllen.

Fassen Sie am Ende des Gespräches noch einmal zusammen, was die Eltern übernehmen und wie Sie mit dem Kind in Zukunft arbeiten möchten. Halten Sie diese Beschlüsse oder Vereinbarungen schriftlich in Ihrer Elterngesprächsvorlage fest. Fragen Sie die Eltern, ob sie einen Folgetermin vereinbaren möchten.

Fazit: Ein gelungenes Elterngespräch in der Kita bietet Chance

Die Kitaleitung, Erzieher und Eltern sollten sich auf Elterngespräche freuen. Elterngespräche dienen allein dem Wohl des Kindes. Sie bieten Chancen und ermöglichen, dass zu Hause und in der Einrichtung am gleichen Strang gezogen werden.


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