U-Untersuchungen in der Kita: wie Fachkräfte Kinder und Eltern gezielt begleiten
Die Zeit zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr ist entwicklungssensibel und von zahlreichen Entwicklungssprüngen geprägt. Die Untersuchungen U7, U7a, U8 und U9 prüfen, ob Kinder sprachlich, motorisch, sozial, emotional und kognitiv altersgerecht vorankommen. Diese Untersuchungen sind in einigen Bundesländern verpflichtend. Wo sie freiwillig sind, werden sie dennoch dringend empfohlen. Kita-Fachkräfte können durch gezielte Vorbereitung, gute Kommunikation und alltagsnahe Förderung wertvolle Beiträge leisten, von denen Kinder und Eltern profitieren.
Die folgenden Abschnitte bieten einen umfassenden Überblick über die ärztlichen Inhalte der U-Untersuchungen und zeigen, wie pädagogische Teams ihre fachliche Perspektive einbringen können.
Die Rolle der Kita im Kontext von U-Untersuchungen
Laut Bundesministerium für Gesundheit sollen die Früherkennungsuntersuchungen sicherstellen, dass mögliche Entwicklungsrisiken früh erkannt werden. Sie befassen sich mit motorischen Fähigkeiten, Sprache, Wahrnehmung, Verhalten, Sozialentwicklung und gesundheitlichen Basisfaktoren wie Hörvermögen, Sehen oder Ernährung.
Die Kosten der U-Untersuchungen werden direkt durch die Krankenkassen übernommen. Die familienorientierte BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER informiert über Umfang und Ablauf aller Vorsorgeuntersuchungen, die es für Kinder und Jugendliche gibt. Da Kita-Fachkräfte Kinder in vielfältigen Situationen erleben, verfügen sie über wichtige Vergleichsmöglichkeiten. Sie können Entwicklungsverläufe erkennen, schildern und gemeinsam mit Eltern reflektieren.
Wesentliche Fragen, bei denen Kita-Fachkräfte eine besondere Rolle spielen
- Welche Fähigkeiten zeigt ein Kind im Gruppenalltag?
- Wie verhält es sich im Spiel mit Gleichaltrigen?
- Wie entwickelt sich Motorik, Sprache, Konzentration, Ausdauer und Selbstständigkeit über Wochen und Monate?
- Welche Hinweise aus der U-Untersuchung lassen sich im Alltag beobachten?
- Welche alltagsintegrierte Förderung ist sinnvoll?
Überblick U7, U8 und U9: Was geprüft wird und welche Bedeutung dies für die pädagogische Praxis hat
U7 (etwa 21. bis 24. Lebensmonat): Sprache, frühe Motorik und Alltagskompetenzen

In dieser Phase beginnen Kinder, aktiv zu sprechen, zwei bis drei Wörter zu verknüpfen und Bedürfnisse klarer auszudrücken. Gleichzeitig entwickeln sie mehr Sicherheit in der Grobmotorik und erkunden ihre Umgebung selbstbestimmter.
Medizinische Schwerpunkte der U7
- Sprachentwicklung wie Wortschatz, Zweiwortsätze, Verstehen einfacher Anweisungen.
- Grobmotorik wie Gehen, Klettern, freies Hinsetzen.
- Feinmotorik und frühe Problemlösestrategien.
- Hör- und Sehvermögen.
- Hinweise zu Ernährung, Schlaf und Unfallvermeidung.
Was Kita-Fachkräfte beitragen können
Die Beobachtung des Alltagsverhaltens ist besonders aussagekräftig. Fachkräfte können erkennen, ob ein Kind Sprache funktional einsetzt, ob es Bewegungsaufgaben selbstständig meistert und wie es mit einfachen Herausforderungen umgeht.
Praxisbeispiele sind das gemeinschaftliche Aufräumen, das Tragen leichter Gegenstände, das Bewältigen kleiner Hindernisse im Außengelände oder das selbstständige Essen mit Besteck.
Alltagsimpulse, die gezielt unterstützen:
- kurze Sprachrituale und Fingerspiele
- freie Bewegungsangebote innen und außen
- altersangepasste Feinmotorik-Übungen wie Fädelspiele, Sortieraufgaben oder das Bauen kleiner Türme
- einfache Handlungsabläufe, die das Kind schrittweise selbst übernimmt
U7a (etwa 34. bis 36. Lebensmonat): Aussprache, Verhalten, Motorik und Mediennutzung
Die U7a prüft Entwicklungsschritte, die sich stark im Kita-Alltag zeigen. Dazu gehört die Verständlichkeit der Sprache, die Selbstregulation in alltäglichen Situationen und das Zusammenspiel mit anderen Kindern.
Medizinische Schwerpunkte der U7a
- Aussprache und Satzbau.
- Körperkoordination und Gleichgewicht.
- Sozialverhalten und emotionale Stabilität.
- Zahngesundheit.
- Hinweise zu Mediennutzung und Sprache.
Bedeutung für den Kita-Alltag
Fachkräfte erleben, ob Kinder sich in neue Spielsituationen einfinden, Konflikte lösen und sich in Gruppenregeln integrieren. Auch Rückmeldungen zur Mediennutzung lassen sich gut mit Eltern besprechen, da viele Entwicklungen im Kita-Alltag sichtbar werden, etwa Konzentrationsspanne, Frustrationstoleranz oder Impulskontrolle.
U8 (etwa 46. bis 48. Lebensmonat): Sprachliche Sicherheit, Feinmotorik und wachsende Selbstständigkeit

Mit vier Jahren entwickeln Kinder komplexere Sprache, erweiterte Motorik und eine deutliche Zunahme an Selbstständigkeit. Die U8 betrachtet, wie stabil diese Kompetenzen ausgeprägt sind.
Medizinische Schwerpunkte der U8
- Satzbau, Wortschatz, Verständlichkeit für Außenstehende.
- Stiftführung, Schneiden mit der Schere, Fädeln und Puzzeln.
- Farben und Formen erkennen.
- Hör- und Sehtests.
- Konzentrationsfähigkeit.
Beobachtungshilfen für Kita-Fachkräfte
Im Morgenkreis, im Rollenspiel oder beim freien Erzählen zeigt sich, wie sicher Kinder Sprache nutzen. Auch Bewegungsräume, Tischspiele oder Bastelangebote geben Aufschluss über Feinmotorik. Bei Kindern, die sich sprachlich sehr zurückhalten oder häufig missverstanden werden, können Anregungen zur logopädischen Abklärung hilfreich sein.
U9 (etwa 60. bis 64. Lebensmonat): Vorschulkompetenzen, Aufmerksamkeit und motorische Geschicklichkeit

Die U9 ist die letzte große Untersuchung vor der Einschulung. Sie verbindet gesundheitliche Aspekte mit Hinweisen zum Schulübergang.
Medizinische Schwerpunkte der U9
- Zeichenaufgaben wie das typische Männchenbild
- Körperliche Haltung, Beweglichkeit und Gleichgewicht
- Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer
- Mengen, Zahlen, Formen, erste logische Aufgaben
Bedeutung für die Vorschularbeit
Viele Kompetenzen der U9 finden sich in Vorschulprogrammen wieder. Kita-Fachkräfte können Eltern erklären, welche Anforderungen medizinisch bewertet werden und welche alltagsintegrierte Förderung im Kita-Kontext bereits stattfindet. Bei Kindern, die sprachlich oder motorisch am unteren Rand liegen, ist ein enger Austausch zwischen Kita und Eltern sinnvoll, um Überforderung zu vermeiden und Unterstützung früh zu organisieren.
Fazit: Was Kita-Fachkräfte Eltern vor den U-Untersuchungen mitgeben können
Kitas beobachten Kinder kontinuierlich, im sozialen Miteinander, in der Bewegung, im freien Spiel und im konzentrierten Arbeiten. Dadurch entsteht ein umfassendes Bild der kindlichen Entwicklung, das Eltern hilft, ärztliche Rückmeldungen richtig zu bewerten. Durch strukturierte Beobachtung, klare Kommunikation und alltagsintegrierte Förderung können Teams Kinder gut auf anstehende Untersuchungen vorbereiten. Für Eltern entsteht dadurch Sicherheit, für Kinder Verlässlichkeit und für die Zusammenarbeit eine wertvolle Basis.