Mittagessen ohne Zwang – so klappt es


03.03.2017

Ein Praxisbeispiel: Die Mütter von Max, Florian und Mareike treffen sich vor der Kita und unterhalten sich. Die eine Mutter erzählt, dass ihr Kind immer hungrig aus der Kita kommt, obwohl sie für das Mittagessen bezahlt und dieses auch bestellt wird. Die andere Mutter kontert, dass ihr Kind keinen Nachtisch bekommt, wenn es nicht die Hauptmahlzeit ganz aufgegessen hat. Die Dritte im Bunde hingegen ergänzt, dass es ihr nicht wichtig ist, was, wann oder wie viel ihr Kind in der Kita isst. Es soll vielmehr das Ritual erleben und so langsam an Tischsitten gewöhnt werden.

 

 

So ein Gespräch kann vor vielen Kitas stattfinden. Um etwas mehr Klarheit und Richtung in das Thema „Mittagessen ohne Zwang“ zu bringen, finden Sie nachfolgend die wichtigsten Informationen dazu. Eine Checkliste hilft Ihnen und dem Team dabei, Kriterien für ein gelingendes und freudvolles Mittagessen in der Kita umzusetzen.

So nutzen Sie die Checkliste

In der hier aufgeführten Checkliste finden Sie viele Punkte und Hinweise, die dazu beitragen können, dass das Mittagessen mit Kindern freudvoll und ohne Zwang verläuft. Natürlich bedeutet das nicht, dass es keine Regeln und Grenzen gibt. Es bedeutet vielmehr, dass Sie und Ihr Team auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder eingehen und diese achten. Regeln und Grenzen haben ihren Sinn und müssen genauso erlernt werden wie Tischsitten, allerdings ist Zwang beim Mittagessen die falsche Situation, um Kommunikations- und Verhaltensregeln anzutrainieren.

Nehmen Sie sich in einer Teamsitzung, an der alle Mitarbeiter teilnehmen, die Zeit und gehen Sie die Checkliste Punkt für Punkt durch. Fragen Sie genau nach, wie bei Ihnen vor Ort gegessen und was warum gemacht wird. Legen Sie dann gemeinsam fest, wie Sie die Essenssituation in Ihrer Kita so verändern, dass Sie und Ihr Team und die Kinder beim Essen Freude und Spaß haben können.

Checkliste: Wichtige Kriterien, damit das Mittagessen in der Kita nicht zum Zwang wird

Kriterium:

  • In der Krippe essen nicht mehr als 5–6 Kinder an einem Tisch, damit die Situation für die Kinder überschaubar bleibt und nicht so viel Ablenkung herrscht. Dafür stehen mehrere kleine Tische zur Verfügung.
  • Das Frühstück für die Kinder wird als Buffet vorbereitet, da jedes Kind zu anderen Zeiten Hunger hat und dadurch nicht zu einer bestimmten Uhrzeit zum Essen gezwungen wird.
  • Die Kinder dürfen das Essen sinnlich erfahren, wenn sie aber beginnen, damit zu spielen, dann wird ihnen die Möglichkeit geboten, den Esstisch zu verlassen und in den Spielbereich zu gehen.
  • Die Kinder müssen ihren Teller nicht leer essen.
  • Ein Nachtisch wird prinzipiell erst am Nachmittag gereicht, die Kinder sollen und dürfen sich erst an der Hauptspeise satt essen und den Nachtisch erst, wenn wieder Platz im Magen ist, freudvoll genießen.
  • Je jünger die Kinder sind, die an der Mahlzeit teilnehmen, desto kleiner und handlicher sind die Schöpfwerkzeuge, damit sie lernen, damit umzugehen.
  • Die Kinder sollten beim Essen auch stehen dürfen, ein Zwang zum Sitzen sollte nicht bestehen.
  • Kinder, die mit dem Essen fertig sind, sollen aufstehen dürfen. Vorrang hat bei den Kindern nicht der kommunikative Aspekt beim Essen, sondern das reine Sattwerden.
  • Das Essen soll Spaß machen und den Kindern sinnliche Erfahrungen ermöglichen. Das ist umso wichtiger, je jünger die Kinder sind.
  • Die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder stehen beim Essen im Vordergrund.
  • Für Erwachsene ist die gemeinsame Mahlzeit ein Ort der Geborgenheit, des Austausches. Für die Kinder geht es um ein Befriedigen der Bedürfnisse, das möglichst ohne Zwang, Zeitdruck und Vorgaben vonstattengehen sollte.
  • Anstatt zu warten, bis alle Kinder etwas auf dem Teller haben, kann das gemeinsame Gebet oder Tischlied auch beim Übergang vom Spiel zum Essen eingesetzt werden. Das Warten vor dem vollen Teller ist wenig wertschätzend und verdirbt den Kindern die Freude am Essen.Kinder, die beim Essen weitgehend selbst bestimmen können, essen sehr viel besser an den eigenen Bedürfnissen orientiert. Sie wissen, was Hunger und Lust ist und wie viel sie essen möchten und können.

Fazit

Es gibt wenige Themen in der Kita, die so heiß diskutiert werden wie das Mittagessen. Sie und Ihr Team müssen für sich einen Weg finden, wie Sie in Ihrer Einrichtung das Essen zu einem zwangslosen und freudigen Genuss für die Kinder werden lassen. Die Checkliste kann Ihnen dabei als Orientierung und Hilfe dienen.


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