Setzen Sie auf spielerisches Sprachlernen


11.08.2017

Flüchtlingskinder lernen die deutsche Sprache am besten durch das positive Sprachvorbild der anderen Kinder und der Erzieher. Bieten Sie dem Kind immer korrekte grammatikalische Strukturen an und sprechen Sie in kurzen und einfachen Sätzen.

 

 

Praxisbeispiel

Morat Selim krabbelt über den Boden der Kita und ruft dabei laut „Mäh“.

Die anderen Kinder rufen wie aus einem Mund: „Morat spielt ein Schaf!“ Nun ist Nora an der Reihe. Sie krabbelt rückwärts und macht mit den Fingerspitzen Kneifbewegungen. Morat lacht und sagt: „Nora ist Krebs.“

So gehen Sie vor

Bei der Sprachförderung von Flüchtlingskindern in Ihrer Kita sollten Sie den Kindern einen möglichst spielerischen Umgang mit der neuen Sprache nahebringen. Ihre Mitarbeiter und Sie haben ja ohnehin keine Zeit für ein Sprachförderprogramm speziell für Flüchtlingskinder. Außerdem lernen Kinder besonders gut, wenn sie spielerisch lernen und das Spielen zudem noch großen Spaß macht. Auch deutsche Kinder beteiligen sich an diesen Spielen und profitieren in ihrer Sprachentwicklung davon.

Die folgenden Spiele dienen dem spielerischen Spracherwerb; Sie können sie direkt in Ihrer Kita umsetzen.

Tipp: Flüchtlingskinder, die trauern oder die durch Traumata belastet sind, benötigen häufig längere Zeit zum Erlernen einer Zweitsprache. Sie haben mehr Mühe, sich auf die sprachlichen Inhalte zu konzentrieren und so ihre Konzentrationsdefizite zu beheben.

Gestehen Sie diesen belasteten Kindern mehr Zeit zum Spracherwerb zu.

Sie unterstützen diese Kinder folgendermaßen:

  • Sprachliche Angebote in kleinen Gruppen vermitteln
  • Sprachanreize mit Wort und Bild koppeln, z. B. durch das Erzählen oder Vorlesen von Bilderbüchern mit eingängigem Bildmaterial
  • Spielangebote, bei denen Wort und Bildkombinationen im Vordergrund stehen, z. B. Bildkartenmemory mit begleitender Begriffswiederholung
  • Lieder und Reime, die sich beim Flüchtlingskind über die rhythmische Sprachmelodie oder über die Wiederholungen einprägen

3 Spiele, die die Kinder beim Sprachenlernen unterstützen

1. Spiel: Tiere raten

Die Kinder finden sich in 2er Gruppen zusammen. Achten Sie darauf, dass ein deutsches Kind zusammen mit einem Flüchtlingskind eine Gruppe bildet. Die Kinder, die ein Paar bilden, denken sich ein Tier aus, das sie gemeinsam vorspielen. Nach dem Vorspielen darf die Gruppe das Tier erraten. Die vorspielenden Kinder dürfen nur mit ja oder nein antworten. Als nächstes sind die beiden Kinder, die das Tier erraten haben, mit dem Vorspielen des nächsten Tieres dran.

Geeignetes Alter: ab 4 Jahren

Vorteil der gemischten 2er Gruppen: Die Kinder einer Gruppe begreifen sich rasch als Team. Die gemischte Kombination verhindert, dass das Flüchtlingskind durch mangelnde Sprachkompetenzen auffällt oder gar ausgegrenzt wird. Die beiden Kinder ergänzen sich im Vorspielen und im Beantworten der geratenen Tiere.

Variante: Gewinnt das Flüchtlingskind an sprachlicher Kompetenzen hinzu, so kann es das Spiel vielleicht bald auch allein bestreiten und der Kindergruppe sein Tier ohne deutsches Partnerkind vorspielen, wenn es das möchte.

2. Spiel: Wer weiß, was fehlt?

Der Erzieher legt mindestens 10 Gegenstände auf einen Tisch. Das Kind darf sich alle Gegenstände eine Minute lang konzentriert anschauen. Dann darf das Kind alle 10 Gegenstände aufzählen.

Danach ist der Erzieher oder ein anderes Kind mit dem Aufzählen dran.

Geeignetes Alter: ab 5 Jahren

Variante für jüngere Kinder (ab 3 Jahre): Sie beschränken sich zunächst auf 5 Gegenstände, die im Wortschatz des Kindes schon sicher vorhanden sind.

Variante: Die fehlenden Gegenstände müssen so genau wie möglich beschrieben werden. Es fehlt ein silberner Schlüssel mit einem roten Anhänger aus Wolle. Der Anhänger ist geflochten und verknotet. Unten hängen viel Fransen heraus.

3. Spiel: Die vier Elemente

Ein Spieler nennt eines der 4 Elemente Feuer, Wasser, Luft, Erde. Zudem darf er einen Buchstaben eines Tieres nennen, das in einem dieser 4 Elemente lebt. Die Kinder müssen jetzt raten, um welches Tier es sich handelt.

Geeignetes Alter: ab 5 Jahren

Beispiel: Kevin tritt vor die anderen Kinder und sagt: Mein Tier lebt im Wasser und es fängt mit einem QU an. Die Kinder denken nach. Nach einer Weile meldet sich Marie und sagt: „Ich weiß, es ist eine Qualle.“

Hinweis: Dieses Sprachspiel setzt bei den mitspielenden Kindern ein gewisses Maß an Sprachverständnis und Ausdrucksfähigkeit voraus.

Fazit

Sprache lernen Kinder ganz einfach im Spiel.


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