
Integrationshelfer in der Kita: So wichtig ist ihre Arbeit
Knapp 8 Millionen Menschen mit Behinderung leben in Deutschland – doch nur 40% der betroffenen Kinder besuchen eine reguläre Schule (Studie von Aktion Mensch). Auch in Kitas fehlt es oft an Ressourcen, um Kinder mit besonderen Bedürfnissen ausreichend zu unterstützen. Dabei spielen Integrationshelfer eine sehr zentrale Rolle. Doch wie genau hilft ein Integrationshelfer Kindern mit Beeinträchtigungen in der Kita? Welche Voraussetzungen braucht es, um als Integrationshelfer zu arbeiten? Und wie gelingt die Zusammenarbeit mit den Eltern und dem Kita-Team?
Integrationshelfer können ein Schlüssel sein, damit Kinder mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen am Alltag in der Kita teilhaben können. Dieser Beitrag zeigt, welche Aufgaben Integrationshelfer übernehmen, welche Eigenschaften sie mitbringen sollten und wie ihr Einsatz bestmöglich organisiert wird.
Was macht ein Integrationshelfer?
Ein Integrationshelfer – auch als Integrationskraft, Schulbegleitung oder Inklusionshilfe bezeichnet – unterstützt Kinder mit körperlicher, seelischer oder geistiger Behinderung in der Kita. Ziel der Integrationshilfe ist es, jedem Kind mit erhöhtem Hilfebedarf die Teilhabe am Gruppenalltag zu ermöglichen. Integrationshelfer können Kinder schon im Kleinkindalter begleiten, aber auch auf dem Weg zum Schulabschluss werden sie gebraucht.
Integrationshelfer sind eine Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche, die vorhandene Defizite ausgleichen sollen. Welche Aufgaben genau mit der Tätigkeit einhergehen, hängt von den individuellen Bedürfnissen der betreuten Personen ab. Dazu können gehören:
- Begleitung beim Toilettengang
- Hilfe beim An- und Ausziehen
- Unterstützung beim Essen und bei der Medikamentengabe
- Pflegerische Tätigkeiten
- Erklärungen von Aufgaben und individuelle Hilfestellungen
- Förderung der sozialen Integration und Kommunikation in der Gruppe
Während sich Erzieher oder Lehrer um eine Gruppe Kinder kümmern, sind Integrationshelfer nur für ein Kind zuständig. Sie unterstützen es in allen Lebenslagen während des Kita- oder Schultages und helfen so bei der Integration in die Gruppe. Während der Pausen, bei Ausflügen oder beim Hin- und Rückweg in die Einrichtung sind sie ebenfalls dabei.
Integrationshilfe in der Kita: Wann macht sie Sinn?
Bei einigen Kindern mit schwerer Behinderung macht der Besuch einer regulären oder integrativen Kita keinen Sinn, da sie eine besondere, individuelle Betreuung brauchen. Bei weniger gravierenden Einschränkungen macht ein Integrationshelfer jedoch Sinn und ermöglicht den Besuch einer regulären bzw. integrativen Kita. Dazu gehören:
- Kinder mit Asperger-Syndrom
- Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung
- Kinder mit körperlichen oder motorischen Schwächen
- Kinder mit ADHS
- Kinder mit Lernbehinderung
Auch bei geflüchteten Kindern macht eine Inklusionshilfe Sinn, da ihnen meist noch die Sprachkenntnisse fehlen. Meist gibt es in einem solchen Fall dann aber eine Integrationshilfe für mehrere Kinder und nicht eine pro Kind.
Kann jeder Integrationshelfer werden? 7 Voraussetzungen für den Job
Es ist nicht einheitlich geregelt, welche Kriterien ein Integrationshelfer erfüllen muss oder was den Job genau ausmacht. Eine Ausbildung zum Integrationshelfer gibt es nicht. Somit kann theoretisch jeder Integrationshelfer werden. Der Beruf ist aber nicht für jeden geeignet. Denn um Integrationshelfer zu werden, sollte man einige Voraussetzungen und Eigenschaften mitbringen:
- Kinder mögen: Kinder zu mögen und sich gerne mit ihnen zu umgeben ist die absolute Grundvoraussetzung, um Integrationshelfer zu werden.
- Offen und einfühlsam sein: Integrationshelfer sollten offen und einfühlsam sein und sich in die zu betreuende Person hineinversetzen können. Vorurteile sind fehl am Platz.
- Flexibel sein: Sie sollten flexibel sein und sich gut an neue Herausforderungen anpassen können. Schließlich hängt die genaue Tätigkeit stark von den individuellen Bedürfnissen des Kindes ab und können selbst dann noch stetig variieren.
- Geduldig sein: Integrationshelfer sollten viel Geduld mitbringen, schließlich reagieren die Kinder nicht neurotypisch, sondern haben ihre individuellen Verhaltensweisen, wie sie auch bei verhaltensauffälligen Kindern auftreten. So passiert es häufig, dass die betreffenden Kinder um sich schlagen, schreien, weinen oder Anweisungen gänzlich ignorieren. In solchen Fällen gilt es stressresistent zu sein und dem Kind beizustehen.
- Kommunizieren können: Eine gute Kommunikationsfähigkeit sowie das Bewältigen von Konflikten sind für den Job essenzielle Kompetenzen. Schließlich ist es häufig nötig, zwischen dem Kind, den Erziehern und den Eltern zu vermitteln.
- Durchsetzungsfähig sein: Integrationshelfer sollten sich durchsetzen können, um ihre Schützlinge auch mal zurechtzuweisen.
- Keine Berührungsängste haben: Integrationshelfer müssen mit engem Körperkontakt umgehen. Schließlich kommt es vor, dass die Kinder Unterstützung beim Essen, Umziehen oder beim Toilettengang brauchen.
Sich auf den Job einzulassen bedeutet, dass kein Tag dem anderen gleicht und immer wieder neue Herausforderungen warten. Gleichzeitig bedeutet er auch ein gegenseitiges Lernen, bei dem nicht nur die betreuungsbedürftige Person lernt, sondern im besten Fall nimmt auch der Integrationshelfer einiges mit.
Wie gelingt die Zusammenarbeit zwischen Integrationshelfer und Kita-Team?
Ein zentraler Aspekt der Integrationshilfe ist die Zusammenarbeit zwischen Integrationshelfer und dem Team von Erziehern in der Kita. Dafür müssen beide Seiten eine große Bereitschaft mitbringen und einige Voraussetzungen erfüllen:
- Das Kita-Team kennt die Grundlagen der Integrationshilfe und begegnet Integrationskräften mit Offenheit
- Die Helfer passen sich dem pädagogischen Alltag an – trotz Fokus auf ein einzelnes Kind.
- Regelmäßige Gespräche helfen, den individuellen Hilfebedarf besser zu verstehen.
- Konflikte werden durch gutes Kommunikationsvermögen früh erkannt und gelöst.
- Teamsitzungen und gemeinsam erstellte Entwicklungsberichte fördern Transparenz und Vertrauen.
Wie wird man Integrationshelfer?
Die Tätigkeit als Integrationshelfer bzw. Integrationshelferin ist nicht rechtlich geschützt und unterliegt keinen rechtlichen oder formellen Strukturen. Es gibt die Möglichkeit, Fortbildungen oder Umschulungen zu machen, um Integrationshelfer zu werden. Diese werden in der Regel nicht vergütet. Es gibt aber die Möglichkeit die Kosten über das Jobcenter übernehmen zu lassen.
Sowohl vor dem Einsatz als Integrationshelfer als auch noch währenddessen lassen sich Fortbildungen besuchen So ist es auch möglich, sich ohne vorherige Ausbildung auf eine Stelle als Integrationshelfer zu bewerben, wenn sich jemand das zutraut. Entscheidend sind Soft Skills, Praxiserfahrung und die Bereitschaft, individuelle Assistenzleistungen im Kita-Alltag zu übernehmen
Eine pädagogische Ausbildung zum Erzieher oder ein pädagogisches Studium wie zum Beispiel Sonderpädagogik sind gute Voraussetzungen um in einen Job als Integrationshelfer zu starten. Gute Voraussetzungen bringen Erzieher, Heilerziehungspfleger, Kinderpfleger oder Pflegekräfte mit. Wer nicht sofort eine Stelle als Erzieher findet, sammelt durch die Arbeit als Integrationskraft wertvolle Erfahrung. Der Bedarf ist groß und die Jobchancen stehen gut – allerdings ist die Vergütung häufig geringer als bei Erziehern.
Um eine freie Stelle zu finden, sollten Interessierte am besten bei öffentlichen und privaten Kita-Einrichtungen nachfragen. Vereine und Wohlfahrtsverbände vermitteln ebenso Integrationshelfer, weshalb es Sinn macht, sich dort zu melden. Mithilfe der PLZ-Suche finden Sie hier Angebote in Ihrer Region.
Einfach erklärt: Integrationshelfer oder Schulbegleiter?
Integrationshelfer, Integrationskraft, Schulbegleitung, Inklusionshelfer oder Schulassistenz – viele Begriffe mit einem Ziel: Kinder mit Behinderungen im Alltag individuell zu unterstützen. Während das Wort Schulbegleiter den Inhalt der Aufgabe konkreter beschreibt, nämlich eine Begleitung in der Schule, ist Integrationshelfer sprachlich etwas weniger konkret und meint die Unterstützung bei der Integration in Gruppen. Das bezieht auch Kindergarten- und Kita-Kinder mit ein – schließlich ergibt eine Integrationshilfe schon im Kleinkindalter Sinn. So belegen Studien zur frühkindlichen Bildung, dass die Eingliederungshilfe bei Kindern unter drei Jahren signifikante positive Auswirkungen auf deren Entwicklung und soziale Integration in Kitas hat
Wie wird ein Integrationshelfer finanziert?
Eltern können beim Sozialamt eine Kostenübernahme für eine Integrationshilfe beantragen. Wichtig: Der Antrag sollte möglichst früh gestellt werden – idealerweise vor dem Kita-Start. Er muss in der Regel medizinische Gutachten und eine Bestätigung der Einrichtung enthalten, dass ein Hilfebedarf besteht.
Wird der Antrag abgelehnt, lohnt sich häufig ein Widerspruch. Auch bei später erkannten Beeinträchtigungen wie ADHS ist ein Antrag während der laufenden Kita-Zeit möglich. Insbesondere in solchen Fällen ist es für die Kinder hilfreich, wenn sie trotz Diagnose in der bekannten Einrichtung verbleiben können und sich nicht nochmal neu an anderer Stelle eingewöhnen müssen. Ein Integrationshelfer macht dies oft erst möglich.
Fazit: Integration gelingt mit individueller Unterstützung
Kinder mit Behinderungen – ob körperlich, geistig oder seelisch – benötigen oft gezielte Unterstützung, um im Kita-Alltag ihren Platz in der Gruppe zu finden. Genau hier setzt die Arbeit von Integrationshelfern an. Sie leisten individuelle Assistenzleistungen, begleiten Kinder mit erhöhtem Hilfebedarf durch den Tag und ermöglichen ihnen eine möglichst selbstbestimmte Teilhabe. Unabhängig davon, ob sie als Integrationshelfer, Integrationskraft, Schulbegleitung oder Inklusionshilfe bezeichnet werden – ihr Einsatz ist unverzichtbar für eine inklusive Pädagogik. Dabei steht nicht nur das Kind im Mittelpunkt, sondern auch die enge Zusammenarbeit mit Eltern und dem Kita-Team, um Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen und individuell zu begleiten.
Um Integrationshelfer zu werden, ist keine spezielle Ausbildung erforderlich, allerdings sind einige Soft-Skills, wie Einfühlungsvermögen, Geduld, Flexibilität und Empathie essenziell. Grundsätzlich kann jeder als Integrationshelfer arbeiten, wenn er sich diese Tätigkeit, die durchaus herausfordernd ist, vorstellen kann. Ob bei ADHS, Autismus oder körperlicher Einschränkung: Mit der passenden Unterstützung durch eine feste Bezugsperson läuft ein Kind nicht nur mit – es wächst, lernt und entfaltet sich. Und genau das ist der Kern jeder erfolgreichen Integrationshilfe.
❓ Häufige Fragen zum Thema Integrationshelfer in der Kita
Benötigt ein Integrationshelfer eine spezielle Ausbildung?
Nein, der Beruf ist nicht gesetzlich geschützt. Wichtiger als ein Abschluss sind Soft Skills, Praxiserfahrung und die Bereitschaft zur individuellen Unterstützung.
Wer übernimmt die Kosten für eine Integrationshilfe?
Die Finanzierung läuft in der Regel über das Sozialamt. Eltern müssen einen Antrag mit ärztlichem Attest und Bestätigung der Einrichtung einreichen.
Ab wann macht eine Integrationskraft in der Kita Sinn?
Sobald ein Kind einen erhöhten Hilfebedarf hat – z. B. bei ADHS, Autismus oder körperlichen Einschränkungen – kann eine Integrationskraft den Kita-Alltag deutlich erleichtern.
Welche Aufgaben übernimmt ein Integrationshelfer konkret?
Von Hilfe beim Anziehen über Begleitung bei Ausflügen bis zur Unterstützung bei sozialen Kontakten – die Assistenzleistungen richten sich nach dem individuellen Bedarf.
Wie gelingt die Zusammenarbeit mit dem Kita-Team?
Wichtig sind Offenheit, regelmäßiger Austausch und die Bereitschaft, gemeinsam am Förderziel zu arbeiten – so wird Integrationshilfe zum Gewinn für alle Beteiligten.