
Eingewöhnung in der Kita: Praxis-Tipps für Erzieher und Eltern
Der Start in die Kita ist für Kinder, Eltern und Erzieher gleichermaßen herausfordernd. In der sensiblen Eingewöhnungsphase entstehen viele Fragen: Wie läuft die Eingewöhnung am besten ab? Welche Eingewöhnungsmodelle gibt es? Und wie können Bezugspersonen das Kind in dieser Übergangszeit optimal begleiten?
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie eine gelungene und stressfreie Eingewöhnung strukturiert wird, worauf Sie als Erzieher oder als Elternteil achten müssen und welche Rolle eine feste Bezugsperson spielt. Der Artikel zeigt praxisnahe Lösungen für typische Probleme während der Eingewöhnungszeit – von ersten Trennungsversuchen bis zur stabilen Bindung in der Kita.
Wie läuft die Eingewöhnung in der Kita ab?
Die Eingewöhnung in der Kita erfolgt in Deutschland grundsätzlich nach zwei Modellen:
Welches Eingewöhnungsmodell in welcher Kita zur Anwendung kommt, entscheiden entweder die Kitas selbst oder der Einrichtungsträger. Bei beiden Varianten handelt es sich um eine stufenweise Eingewöhnung, die verschiedene Gewöhnungs- und Annäherungsprozesse vorsieht. Ziel ist es, eine stabile Beziehung zur Bezugserzieherin oder zum Bezugserzieher aufzubauen. Ein strukturiertes Eingewöhnungsmodell bietet Orientierung und Sicherheit für alle Beteiligten.
Vor der Eingewöhnung in der Kita steht in der Regel ein Informationsgespräch auf dem Plan, in dem Eltern über das in der Einrichtung angewandte Eingewöhnungsmodell informiert werden. Die Eingewöhnung erfolgt dann in mehreren Phasen und gilt als abgeschlossen, wenn das Kind die Bezugserzieherin bzw. den Bezugserzieher als neue Betreuungsperson akzeptiert hat und sich in der neuen Umgebung wohlfühlt. Fachkräfte begleiten diesen Eingewöhnungsprozess individuell und sensibel.
Wie lange dauert eine Eingewöhnung?
Die meisten Kitas planen für die Eingewöhnungszeit eine Dauer von etwa vier Wochen ein. Es gibt auch Kinder, bei denen die Eingewöhnung schneller geht und andere, bei denen mehr Zeit nötig ist. Jede Eingewöhnungsphase verläuft individuell – mit Höhen, Tiefen und kleinen Rückschritten.
Letztlich hängt es sowohl vom Charakter des Kindes als auch von der Einstellung des begleitenden Elternteils sowie von der Kommunikation der Fachkraft ab, wie gut und schnell eine Eingewöhnung funktioniert. Entscheidend ist dabei, dass der gesamte Eingewöhnungsprozess dem Tempo des Kindes folgt. Auch die Anzahl der Pausentage (z. B. Wochenenden oder Feiertage) kann die Dauer beeinflussen. Bei längeren Unterbrechungen kann eine Wiedereingewöhnung notwendig sein.
Welche Probleme können bei der Eingewöhnung auftauchen?
Zu den typischen Problemen gehört, dass Kinder nicht mit der Trennungssituation zurechtkommen. Sie melden sich dann, indem sie weinen, quengeln oder sehr anhänglich sind. Auch, dass auf einen guten Tag, an dem die Kinder viel mit anderen spielen, ein Tag folgt, an dem sie sehr anhänglich sind und nicht allein gelassen werden wollen, ist normal. Solche Schwankungen gehören zur Eingewöhnungszeit dazu.
Dass auf eine gute Woche wieder ein schlechter Tag folgt, an dem die Kinder in der Trennungssituation von den Eltern weinen, ist ebenfalls normal, vor allem wenn Kinder unter Trennungsangst leiden. Gerade, wenn ein Wochenende oder mehrere Pausentage dazwischen lagen. Wichtig ist, mit den Kindern einfühlsam umzugehen und im Zweifel in der Eingewöhnungsphase nochmal einen Schritt zurückzugehen, bis die Kinder sich in der Situation wieder wohlfühlen. Einen geplanten Trennungsversuch bereiten Sie behutsam vor und wiederholen den Prozess im Zweifel nochmal. Auch eine kurzfristige Wiedereingewöhnung erscheint hier sinnvoll.
Für die Kinder ist die gesamte Kita-Situation neu und ungewohnt. Weinen ist für sie ein Weg, mit Stress umzugehen. So erklärt auch das Familienportal NRW, dass Weinen in der Trennungsphase ein normaler Bestandteil der kindlichen Stressverarbeitung ist und kein Anzeichen dafür, dass die Eingewöhnung zu scheitern droht. Auch wenn die Kinder nach der Kita quengelig oder anhänglich sind, heißt das nicht gleich, dass es ihnen schlecht geht, sondern nur, dass sie sich nach der Nähe des Elternteils sehnen. Diese muss ihnen auch gegeben sein, denn gerade bei sensiblen Kindern dauert diese Trennungsphase häufig länger.
Wann ist ein Kind bereit für die Kita?
Je jünger Kinder sind, desto mehr Aufmerksamkeit brauchen sie. Auch eine feste Bezugserzieherin oder ein Bezugserzieher hilft, dass Kinder sich schneller eingewöhnen. Kinder, die erst mit zwei oder drei Jahren in die Kita kommen, sind schon deutlich stärker an der Interaktion mit Gleichaltrigen interessiert und brauchen weniger die enge Bindung zu einer Erzieherin oder einem Erzieher.
Sobald Kinder Interesse an anderen Personen haben, sich von den Eltern wegbewegen und beginnen, ihre Umgebung zu erforschen, sind sie auch bereit für die Kita. Wenn sie sich z. B. beim Weinen von anderen Personen als dem Elternteil beruhigen lassen, ist das ebenfalls ein Anzeichen. Doch selbst wenn das noch nicht der Fall ist, Eltern müssen keine Angst vor der Kita haben – schließlich ist sie auch dafür da, dass Kinder lernen. Natürlich ist eine stabile Eltern-Kind-Beziehung für Kinder das Wichtigste, aber eine Fremdbetreuung ist natürlich kein Problem.
Was erleichtert die Eingewöhnung in der Kita? 5 Tipps für Erzieher
Als Fachkraft leisten Sie einen großen Beitrag dazu, dass die Eingewöhnung gelingt. Mit diesen fünf Tipps helfen Sie dem Kind, sich schnell einzufinden und neue Bezugspersonen zu akzeptieren.
- Als Erzieher oder Erzieherin dürfen Sie die Kinder nicht überfordern und suchen den Kontakt zum Kind erst dann, wenn auch das Elternteil anwesend ist. Merkt das Kind, dass die Eltern Ihnen vertrauen, fällt es ihm ebenfalls leichter, sich auf Sie einzulassen.
- Als Fachkraft geben Sie den Eltern klare Anweisungen hinsichtlich der Trennungszeiten, denn der Eingewöhnungsprozess funktioniert nicht, wenn die Eltern gleich am ersten Tag für mehrere Stunden den Raum verlassen. Klare Ansagen, die Aufforderung zur Mitarbeit und sich an vereinbarte Zeiten zu halten, helfen letztlich dem Kind und so dürfen Sie es auch kommunizieren. Dies stärkt auch die Kooperation im späteren Entwicklungsgespräch.
- Bei der Eingewöhnung eines Kindes hilft eine Hauptbezugsperson sehr – idealerweise eine feste Bezugserzieherin oder ein Bezugserzieher –, die sich dem Kind besonders intensiv widmet. Als Bezugsperson lässt sich der Einstieg auch mittels spaßiger Kennenlernspiele gestalten. Das erleichtert den Eingewöhnungsprozess sowohl für die Kinder als auch für das begleitende Elternteil.
- Eine offene Kommunikation mit den Eltern ist das A und O. Ihnen am Ende einer Trennungsphase während der Eingewöhnung zu berichten, wie es dem Kind ergangen ist und wie es sich verhalten hat, hilft, die nächsten Schritte mit einem guten Gefühl anzugehen. Auch hier entstehen bereits erste wichtige Erkenntnisse für ein späteres Entwicklungsgespräch.
- Gehen Sie Pflegeroutinen wie z.B. Wickeln schrittweise an. An den ersten Tagen der Eingewöhnung kann das noch das Elternteil übernehmen, während Sie oder die Fachkraft dabei ist. Erst nach und nach können die Rollen getauscht, damit sich die Kinder langsam an den neuen Körperkontakt gewöhnen.
Was erleichtert die Eingewöhnung in der Kita? 5 Tipps für Eltern
Auch Eltern tragen ihren Teil dazu bei, dass die Eingewöhnung ihres Kindes in der Kita zügig funktioniert.
- Die Eingewöhnung wird bestenfalls von einer Person begleitet, und nicht von wechselnden. Ob Mama, Papa oder Oma: Hauptsache, es handelt sich um eine bereits bestehende Bezugsperson.
- Eltern stellen die Informationen, die ihr Kind betreffen,für Sie als Fachkraft zusammen. Essgewohnheiten und Einschlafhilfen zu kommunizieren, hilft Ihnen, besser auf das Kind einzugehen.
- Eltern müssen Ihnen als Fachkraft vertrauen. Wenn Eltern Ihnen ihren Job erklären wollen, oderdarauf bestehen, dass die Dinge genau wie bei Ihnen zuhause ablaufen müssen, wird dies zu Spannungen führen und hilft dem Prozess nicht. Kooperation, Kommunikation und Vertrauen sind die wichtigsten Grundpfeiler während der Eingewöhnungszeit.
- Kita und Zuhause verbinden, indem beim Kind zuhause eine Tätigkeit begonnen wird, die in der Kita fertiggestellt wird, wie zum Beispiel das Malen eines Bildes. Das sorgt für Vertrautheit in der Kita – gerade bei sehr sensiblen Kindern.
- Eltern müssen ihrem Kind gegenüber positiv wirken und darauf achten eigene Ängste nicht zu übertragen. Positiv über die Kita zu sprechen und Freude auszudrücken, hilft dem Kind zu verstehen, dass es sich bei der Veränderung um etwas Gutes handelt.
Feedbackgespräch nach der Eingewöhnung – 5 Tipps
1. Tipp: Ihre Gesprächsziele
Ein Elterngespräch, zu dem Sie einladen, um in Ruhe und ganz bewusst über das Kleinkind zu sprechen, ist ein offizieller Anlass. Dieser wird von den Eltern oft wertschätzend betrachtet. Bei einem Feedback- oder auch Entwicklungsgespräch stehen der Verlauf der Eingewöhnung und die Entwicklung des Kindes im Vordergrund. Viele Einrichtungen integrieren erste Beobachtungen bereits frühzeitig, um im späteren Entwicklungsgespräch darauf zurückgreifen.
In diesem Rahmen tauschen Sie sich mit den Eltern über Ihre Erfahrungen und Beobachtungen aus. Nicht zuletzt dient dieses Gespräch auch dem Vertrauensaufbau für eine gute Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Hierzu ist es wichtig, das Gespräch positiv zu gestalten.
Frage: | Antwort der Eltern: |
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Wie haben Sie die Eingewöhnung Ihres Kindes bei uns erlebt? | |
Wie haben Sie Ihr Kind während dieser Zeit zu Hause erlebt? | |
Hat sich das Kind verändert, seitdem es bei uns ist (z. B. Schlafgewohnheiten, Spielverhalten, Entwicklungsschritte)? | |
Glauben Sie, dass sich das Kind in der Kita wohlfühlt? Woran merken Sie das? | |
Wie stehen Sie zu der Entscheidung, ihr Kind zu uns in die Kita zu geben? | |
Haben Sie Fragen zur Kita, zu Ritualen, Abläufe, Angeboten, unserem pädagogischen Konzept? | |
Haben Sie Wünsche oder Fragen an uns? |
2. Tipp: Gestalten Sie das Gespräch positiv
Für einen wertschätzenden und positiven Einstieg zeige Sie ein Foto des Kindes. Dieses Bild kann das zufriedene Kind in einer typischen Situation in der Kita zeigen. Nun überlegen Sie gemeinsam mit dem Elternteil, welche Schritte das Kind durchlaufen hat, um zu dem glücklichen Kita-Kind auf dem Bild zu gelangen.
3. Tipp: Fragen Sie nach Beobachtungen der Eltern
Es ist wichtig, dass Sie die Eltern aktiv mit in das Gespräch einbinden. In der Kopiervorlage oben finden Sie praxisnahe Fragen, die Sie den Eltern zur Gesprächsvorbereitung mitgeben können. Diese Fragen lassen Sie auch vorab dem Elternteil in Form eines Fragebogens mitgeben. So bereites sich dieser schon auf das Entwicklungsgespräch vor. Notieren Sie sich die Antworten und bewahren Sie diese Dokumentation auf.
4. Tipp: Kommunizieren Sie einfühlsam und wertschätzend
Gerade Eltern von Kleinkindern brauchen eine sehr wertschätzende und sensible Kommunikation. Für noch junge Eltern ist es eine ungewohnte und oft emotional geprägte Situation, das Kind in die Kita zu geben. Ebenso ist es eine große Herausforderung, Ihre subjektiven Beobachtungen des Kindes und der Familie anzunehmen. Die Eltern müssen sich auch einer für sie teilweise noch fremden Person öffnen.
5. Tipp: Vermeiden Sie typische Stolperfallen
Gerade bei Kindern, bei denen alles „super läuft“, sind Eltern oder auch Fachkräfte schnell dazu geneigt, kein oder nur ein kurzes Gespräch zu führen. Oft sagen Eltern: „Ich rede jeden Tag mit Ihnen, ich brauche kein Gespräch.“ Nehmen Sie sich trotzdem unbedingt die Zeit für einen Austausch. Sie und der Elternteil bekommen einen neuen Blickwinkel und viele neue Informationen über das Kind.
Durch ein Entwicklungsgespräch erweitern Sie und die Eltern Ihr Bild vom Kind und seiner Entwicklung. Sie erfahren ebenfalls sehr viel vom Gefühlsleben der Eltern rund um den Kita-Besuch des Kindes. Durch das Gespräch drücken Sie Wertschätzung und Respekt für das Kind aus. Ferner erleben die Eltern, dass Sie das Kind mit seiner gesamten Persönlichkeit wahrnehmen. So vermitteln Sie den Eltern das Gefühl, dass das Kleinkind bei Ihnen gut aufgehoben ist. Dies ist eine wichtige Grundlage für eine gute Bildungs- und Erziehungspartnerschaft.
Fazit: So klappt die Eingewöhnung in der Kita
Die Eingewöhnung in der Kita ist für Fachkräfte, Eltern und die Kinder herausfordernd. Doch wie auch das Bundesministerium für Familie betont, mit viel Kommunikation, Einfühlungsvermögen und kleinen Hilfestellungen gelingt es, die Kinder an die neue Umgebung zu gewöhnen. Welches Eingewöhnungsmodell dabei gewählt wird, hängt von der Kita ab – und ab welchem Alter Eltern ihr Kind in die Kita geben wollen, entscheiden Sie als Elternteil grundsätzlich selbst. Dass bei der Eingewöhnung nicht alles reibungslos läuft, ist normal. In der Regel sind die Kinder so anpassungsfähig, dass sich mit Zeit und Geduld alles lösen lässt. Eine begleitete Wiedereingewöhnung bei Unterbrechungen oder ein strukturiertes Entwicklungsgespräch im Nachgang helfen, den Eingewöhnungsprozess nachhaltig zu gestalten.