
Quereinstieg als Erzieher: Voraussetzungen & Möglichkeiten
Der Erzieherberuf ist einer der klassischen Berufe, die einen Quereinstieg ermöglichen. Mit der Option, auch ohne lineare Ausbildung zum Erzieher in den Beruf einzusteigen, soll dem herrschenden Mangel an Fachkräften entgegengewirkt werden. Dabei ist ein Quereinstieg jedoch nicht so leicht, wie es klingt. Schließlich ist der Job herausfordernd und auch als Quereinsteiger müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden.
Welche Voraussetzungen braucht es, für einen Quereinstieg als Erzieher?
Die Voraussetzungen für einen Quereinstieg in den Erzieherberuf unterscheiden sich je nach Bundesland. Während viele Länder einen fachlichen Berufsabschluss mit erzieherischem Schwerpunkt verlangen, ermöglichen einige zunehmend auch den Einstieg mit fachfremden Abschlüssen, darunter:
- Berlin
- Hamburg
- Rheinland-Pfalz
- Sachsen
- Schleswig-Holstein
In diesen Bundesländern haben Quereinsteiger mit einem anderen beruflichen Hintergrund die Chance, als Erzieher zu arbeiten.
Andere Bundesländer setzen stattdessen auf praktische Erfahrung im erzieherischen Bereich, beispielsweise durch Tätigkeiten in Kitas, Kindergärten oder anderen pädagogischen Einrichtungen.
In Thüringen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern ist hingegen ein pflegerischer Berufsabschluss erforderlich, um als Quereinsteiger in den Erzieherberuf einzusteigen.
Wie sieht ein Quereinstieg mit Uni-Abschluss aus?
Ein Studium der Pädagogik oder Sozialpädagogik macht bei einem Quereinstieg eine weitere schulische Ausbildung überflüssig, wodurch der Einstieg in den Beruf häufig deutlich schneller gelingt als ohne Uni-Abschluss. Hochschulabsolventen müssen vorwiegend Praxiserfahrung sammeln, um als Erzieher arbeiten zu können. Auch ein Fernstudium ist möglich, allerdings gibt es in der Regel Pflichtveranstaltungen in Präsenz, die besucht werden müssen. Die praktische Erfahrung wird durch ein Fernstudium ebenfalls nicht ersetzt, sondern sie muss zusätzlich gesammelt werden.
Über ein Praktikum den Berufseinstieg finden
In einigen Regionen und Einrichtungen ist der Einstieg als Erzieher auch ohne pädagogische Vorerfahrung möglich – insbesondere aufgrund des hohen Fachkräftemangels. Ein Praktikum bietet eine gute Möglichkeit, erste Erfahrungen zu sammeln und den Beruf kennenzulernen.
Praxisbeispiel: Lisa, gelernte Bürokauffrau, entschied sich nach der Elternzeit für einen beruflichen Neuanfang. Über ein Praktikum in einer Kita konnte sie erste Erfahrungen sammeln und wurde später als Ergänzungskraft übernommen.
Einstiegsmöglichkeiten ohne Vorerfahrung
Auch ohne formale Ausbildung können Quereinsteiger als:
- Pädagogische Hilfskraft
- Ergänzungskraft
- Kindergartenhelfer
tätig werden und so den Einstieg in den Erzieherberuf schaffen.
Weiterbildung und praxisintegrierte Ausbildung (PiA)
Wer langfristig in der Kinderbetreuung arbeiten möchte, kann sich während der Praxiszeit fortbilden oder eine praxisintegrierte Ausbildung (PiA) absolvieren. Diese Form der Ausbildung kombiniert Theorie und Praxis:
- Berufsschulunterricht findet abends oder am Wochenende statt
- Drei Jahre Ausbildungszeit mit bereits festem Gehalt in einer Kita
- Karriereperspektiven: Nach dem Abschluss sind auch leitende Positionen möglich
Für wen ist PiA besonders geeignet?
- Quereinsteiger, die sich beruflich umorientieren, aber weiterhin ein Gehalt benötigen
- Personen mit erster Erfahrung in der Kinderbetreuung, die eine anerkannte Qualifikation erwerben möchten
Fachakademien für Quereinsteiger
Für Personen ohne pädagogische Vorerfahrung bieten spezielle Fachakademien Vorbereitungskurse und Prüfungen an. Je nach bisheriger Erfahrung müssen Quereinsteiger eine bestimmte Anzahl an Pflichtstunden absolvieren und Prüfungsgebühren einplanen.
Welche charakterlichen Voraussetzungen braucht es für einen Quereinstieg als Erzieher?
Nicht nur in fachlicher Hinsicht müssen für den Quereinstieg als Erzieher einige Voraussetzungen erfüllt sein. Auch auf persönlicher Ebene sollten Quereinsteiger einiges mitbringen. Schließlich ist der Job als Erzieher alles andere als einfach und wer mit Kindern arbeiten und sie betreuen und fördern will, der sollte über diese Eigenschaften verfügen:
- Empathie
- Kommunikationsstärke
- Keine Berührungsängste
- Geduld
- Flexibilität
- Organisationstalent
- Lernbereitschaft
- Verantwortungsbewusstsein
Zur Arbeit als Erzieher gehört mehr als die Erziehung von Kindern. Auch der Umgang mit Behörden und Institutionen, die Zusammenarbeit mit Kollegen und Leitern der Einrichtung sowie der regelmäßige Austausch mit Eltern gehört zum Arbeitsalltag dazu.
Quereinstieg mit einem ausländischen Abschluss: Geht das?
Wer aus dem Ausland nach Deutschland kommt, hat häufig das Problem, das der im Ausland erworbene Abschluss nicht anerkannt wird. Somit werden potenziell kompetenten, ausgebildeten Erziehern Steine in den Weg gelegt und auf wertvolle Fachkräfte verzichtet.
Es gibt jedoch Organisationen wie den „pme Familienservice“, der solche Personen darin unterstützen will, dennoch einen Job in Deutschland zu finden, zu dem dann parallel eine entsprechende Aus- oder Weiterbildung absolviert werden kann.
Wie lässt sich ein Quereinstieg finanzieren?
Quereinsteiger werden während einer Ausbildung zum Erzieher nicht bezahlt oder müssen im Fall von bestimmten Fachakademien sogar noch draufzahlen. Finanzierungsmöglichkeiten wie BAföG kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Wer sich aus der Arbeitslosigkeit heraus für eine Ausbildung zum Erzieher entscheidet, bekommt Unterstützung von der Bundesagentur für Arbeit, die die Ausbildungskosten übernimmt.
Mit Ausbildungsangeboten wie der praxisintegrierten Ausbildung (PiA), bei der neben dem schulischen Teil auch schon praktisch gearbeitet wird, wird die Erzieherausbildung für viele Menschen überhaupt erst möglich – schließlich müssen auch während der Ausbildungszeit Lebenshaltungskosten bezahlt werden.
Welche Vorteile hat ein Quereinstieg als Erzieher für die Einrichtungen?
Viele Menschen, die sich später im Leben für den Beruf des Erziehers entscheiden, suchen eine Tätigkeit mit direktem Menschenkontakt, die Sinn stiftet und einen wertvollen Beitrag leistet. Sie bringen viel Motivation, Freude und Engagement in ihren neuen Beruf ein.
Häufig sind Quereinsteiger bereits älter und haben vielleicht eigene Kinder, was ihnen wertvolle Lebenserfahrung verleiht. Zudem bringen sie durch vorherige Berufe oder Ausbildungen einen breiten Erfahrungsschatz aus anderen Bereichen mit, den sie in den Kita-Alltag einfließen lassen. Diese Vielfalt an Perspektiven und neuen Impulsen bereichert sowohl die Teams als auch die pädagogische Arbeit mit den Kindern.
Kitas, Kindergärten und andere pädagogische Einrichtungen profitieren davon, auch Personen ohne klassische Erzieherausbildung einzustellen. Gleichzeitig ist die Öffnung des Berufszweigs für Quereinsteiger ein wichtiger Schritt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Wie sieht der Einstieg über eine Externenprüfung aus?
Ein Abschluss als staatlich anerkannter Erzieherin ist auch ohne traditionelle theoretische Ausbildung möglich – über die sogenannte Externenprüfung. Hierbei müssen Bewerber*innen praktische Erfahrungen vorweisen, die in der Regel das 1,5-Fache der üblichen Ausbildungszeit betragen. Das bedeutet, dass bei einer regulären Ausbildungsdauer von drei Jahren mindestens viereinhalb Jahre Berufserfahrung im erzieherischen Bereich erforderlich sind. Die Vorbereitung auf die Prüfung erfolgt eigenständig; alle relevanten Inhalte müssen in Eigenregie erlernt werden. Es ist jedoch empfehlenswert, Vorbereitungskurse zu absolvieren, um die Erfolgschancen zu erhöhen.
Als Mann in der Kita: Ist das überhaupt gewünscht?
Und wie! 93 Prozent des pädagogischen Personals sind weiblich, wie das Statistische Bundesamt im Jahr 2022 ermittelt hat. Der größte Teil des Personals, das in der Kindertagesbetreuung beschäftigt sind, sind Frauen: Ihre Zahl lag 2024 bei 713.462.
Immer mehr Bundesländer wollen mehr Männer dazu anregen, als Erzieher zu arbeiten und mit Bundes-Initiativen wie „Mehr Männer in Kitas“, sollen die Möglichkeiten für einen Quereinstieg in den Bundesländern verbessert werden. Viele Männer, die als Erzieher arbeiten, haben ursprünglich etwas anderes gelernt und sind in den Beruf als Quereinsteiger gekommen.
Wie viel können Quereinsteiger im Erzieher-Beruf verdienen?
Die Verdienstmöglichkeiten für Erzieherinnen und Erzieher sind nicht einheitlich. Sie hängen davon ab, ob die Einrichtung nach Tarifvertrag vergütet oder ein freier Träger ist. Im Jahr 2025 liegt das durchschnittliche Einstiegsgehalt in Deutschland bei rund 3.300 Euro brutto pro Monat, kann jedoch je nach Bundesland und Arbeitgeber variieren. In Bayern beträgt das durchschnittliche Monatsgehalt beispielsweise 3.740 Euro. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt das Einkommen, und eine Position als Gruppen- oder Kita-Leitung bringt zusätzliche Gehaltssteigerungen.
Fazit: So gelingt der Quereinstieg als Erzieher
Der Quereinstieg als Erzieher ist über Praktika oder Stellen als pädagogische Hilfskraft möglich. Auch für Uni-Absolventen ist der Einstieg leicht, wenn Praxiserfahrung vorliegt. Wer Freude am Job hat, kann sich der Erzieher-Ausbildung widmen, für die einige Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Der Quereinstieg soll in den Bundesländern zunehmend erleichtert werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Quereinsteigern winkt ein sinnstiftender Beruf, der viel Freude bereitet.