Anerkennungsjahr als Erzieher: Ablauf, Anforderungen, Gehalt


10.10.2022

Wer eine Ausbildung zum Erzieher macht, der lernt in der ersten Zeit viel Theorie. Um den offiziellen Berufsabschluss als „staatlich anerkannter Erzieher“ zu erhalten, muss zusätzlich ein Praxisteil absolviert werden, das Anerkennungsjahr. Es wird auch als Berufspraktikum bezeichnet und bereitet angehende Erzieher auf die Arbeit in einer pädagogischen Einrichtung vor.

Was kennzeichnet das Anerkennungsjahr für Erzieher?

Das Anerkennungsjahr folgt auf zwei Jahre Theorie und dient dazu, das gelernte Wissen in der Praxis anzuwenden und konkrete Berufserfahrung zu sammeln. Um das Anerkennungsjahr absolvieren zu dürfen, muss die Theorie-Prüfung mit einem Mindest-Notenschnitt bestanden werden. Auch auf das Anerkennungsjahr hin folgt dann nochmal eine Prüfung, bevor der Titel „staatlich anerkannter Erzieher“ tatsächlich getragen werden darf. Die Prüfung im Anschluss an das Anerkennungsjahr bezieht sich auf die erlernte Praxis in der Einrichtung. 

Während des Berufspraktikums finden regelmäßig Unterrichtsbesuche statt, die bewertet werden. Diese Bewertungen entscheiden mit darüber, ob im Anschluss an das Praxisjahr die Abschlussprüfung absolviert werden darf. Sie fließen dann in die Gesamtnote der Ausbildung ein. Auch regelmäßige Reflexionen werden angeboten, damit die Erzieheranwärter in der Praxis direkt lernen, was sie noch verbessern können.

Welche Voraussetzungen muss die Einrichtung erfüllen, damit dort das Anerkennungsjahr absolviert werden kann?

Erzieher, die vor ihrem Anerkennungsjahr stehen, dürfen sich die Einrichtung, in der sie ihr Berufspraktikum absolvieren wollen, selbst aussuchen. Im besten Fall wird eine Einrichtung ausgewählt, in der sich die Praktikanten auch vorstellen können, im Anschluss an das Anerkennungsjahr zu arbeiten. Die Einrichtung muss allerdings verschiedene Voraussetzungen erfüllen, damit dort das offizielle Berufspraktikum im Rahmen der Ausbildung als Erzieher absolviert werden kann:

  • Sozialpädagogischer Schwerpunkt
  • Standort innerhalb eines bestimmten Radius ausgehend von der Fachschule
  • Eine Beschäftigung in Vollzeit mit 30 bis 40 Wochenstunden muss in der Einrichtung möglich sein
  • Die dort betreuten Kinder und Jugendlichen müssen zwischen 0 und 18 Jahren alt sein
  • Es muss bereits eine pädagogische Fachkraft dort arbeiten, die die Berufspraktikanten in ihrem Anerkennungsjahr als Erzieher anleitet
  • Die Einrichtung muss einen Vertrag mit den Praktikanten und meist auch mit der Fachschule abschließen. In diesem Vertrag müssen die Konditionen wie Vergütung, Kündigungsfrist, Arbeitszeiten, Urlaubsanspruch etc. geregelt sein.

Tipp: Sie müssen nicht darauf warten, dass passende Stellen ausgeschrieben werden. Sie können sich auch einfach bei der Einrichtung Ihrer Wahl initiativ bewerben. Gehen Sie vorbei oder rufen Sie an – so können Sie sich auch direkt einen ersten Eindruck vom Team und den Räumlichkeiten machen.

Viele Kitas, Kindergärten und andere sozialpädagogische Einrichtungen haben regelmäßig Stellen für Berufspraktika ausgeschrieben. Eine Bewerbung muss offiziell und formell erfolgen, schließlich handelt es sich um ein Praktikum, das vergütet wird. Üblich ist, dass nach Bewerbungseingang und wenn die Person auf die Stelle passen könnte, ein Vorstellungsgespräch geführt wird und anschließend ein halber Tag zum Hospitieren in der Einrichtung angeboten wird, um Kollegen, Kinder und Abläufe kennenzulernen. Anschließend können beide Seiten sagen, ob es für sie passt und ob der Vertrag zustande kommt.

Hinweis: Grundsätzlich ist es auch möglich, das Anerkennungsjahr an einer Schule abzuleisten. Wer aber später als Erzieher in einer Kita arbeiten will, sollte das Berufspraktikum dann auch in einer solchen Einrichtung absolvieren, da die Arbeit mit kleinen Kindern eine andere ist als die mit Schulkindern.

Welche Erwartungen müssen Erzieher im Anerkennungsjahr erfüllen?

Von den Erziehern im Anerkennungsjahr wird erwartet, dass sie sich mit ihrem theoretischen Wissen in der Einrichtung einbringen. Es wird erwartet, dass sie flexibel sind, sich an neue Situationen anpassen können, empathisch sind und zur Förderung der Kinder beitragen. Auch das eigene Organisationstalent sowie die Stressresistenz werden herausgefordert und die Erzieheranwärter erfahren in der Praxis, was es heißt, diesen Beruf tagtäglich auszuüben.

Von der Fachschule werden zusätzlich zur eigentlichen Betreuungsarbeit Aufgaben vorgegeben – sowohl theoretische als auch praktische. Dazu zählt beispielsweise Ausarbeitungen anzufertigen, aber auch Projekte in der Gruppe anzuleiten.

Wann startet das Berufspraktikum und wie lange dauert es genau?

Üblicherweise ist der Startschuss für das Anerkennungsjahr zwischen dem 1. Juli und dem 1. September – je nach Bundesland. Das Anerkennungsjahr dauert üblicherweise genau zwölf Monate, es kann aber verkürzt werden. Falls eine Person bereits vor Beginn der Ausbildung in einer pädagogischen Einrichtung tätig war und schon über viel Praxiserfahrung verfügt, kann das Berufspraktikum auch gekürzt werden. 

Es gibt auch Bundesländer, in denen gar kein Anerkennungsjahr absolviert werden muss, wenn der Ausbildung zum Erzieher bereits eine andere Ausbildung vorranging. Wer beispielsweise schon eine Ausbildung zum Kinderpfleger erfolgreich abgeschlossen hat, muss kein Berufspraktikum mehr machen.

Kann das Anerkennungsjahr als Erzieher in Teilzeit absolviert werden?

Es gibt Fachschulen und -akademien, die die Durchführung des Berufspraktikums in Teilzeit ermöglichen, wenn persönliche Gründe das nötig machen. Da aber eine bestimmte Anzahl an Pflichtstunden abgeleistet werden muss, verlängert sich das Praktikum dementsprechend um die Zeit, bis die Anzahl an Pflichtstunden erreicht ist.

Wie viel verdient man im Anerkennungsjahr?

Da es sich noch nicht um eine Tätigkeit als voll ausgebildeter Erzieher handelt, ist das Gehalt geringer. Im Schnitt können Berufspraktikanten mit einer Entlohnung von 1.600 Euro brutto im Monat rechnen. Im öffentlichen Dienst ist das Gehalt tariflich festgelegt, private Träger können es individuell bestimmen. Häufig wird sich aber an den TVöD-Tabellen orientiert.

Muss das Anerkennungsjahr direkt im Anschluss an die schulische Ausbildung erfolgen?

Es empfiehlt sich, sich zeitnah nach der Berufsschule auf das Berufspraktikum zu bewerben. Begehrte Plätze sind schnell vergeben und außerdem ist die Theorie dann noch frisch, wenn die Praxis startet. Es gibt jedoch Gründe, wie zum Beispiel eine Schwangerschaft, die es nötig machen, das Anerkennungsjahr aufzuschieben. Grundsätzlich ist das möglich, zum Beispiel innerhalb von ein oder zwei Jahren. 

Dass die Unterbrechung zwischen dem Theorie- und dem Praxisteil möglich ist, sollten Sie sich von der Fachschule schriftlich bestätigen lassen. Länger als zwei Jahre kann eine Auszeit in der Regel nicht dauern, denn es gibt in einigen Bundesländern Vorgaben, wie lange die Ausbildung zum Erzieher maximal dauern darf.

Zwischen Theorie- und Praxisteil das Bundesland wechseln – ist das möglich?

In Sachen Erzieherausbildung wird viel auf Bundeslandebene festgelegt, weshalb ein Umzug während der Ausbildung die Dinge verkompliziert. Grundsätzlich ist es möglich, die Ausbildung in einem anderen Bundesland zu beenden als dem, in dem sie begonnen wurde, jedoch ist dies mit viel bürokratischem Aufwand verbunden, weshalb es sich nicht empfiehlt. Wer einmal die Ausbildung fertig absolviert hat, der kann mit dem Titel „staatlich anerkannter Erzieher“ anschließend in ganz Deutschland arbeiten.

Fazit: Das Anerkennungsjahr als Erzieher hat es in sich

Im Anerkennungsjahr werden angehende Erzieher auf Herz und Nieren geprüft, indem sie intensiv in den Beruf eintauchen. Für diese Zeit werden sie bereits bezahlt und können mit etwa 1.600 Euro brutto rechnen. Die Einrichtung, in der das Anerkennungsjahr absolviert wird, kann frei gewählt werden – wenn sie denn einige Kriterien erfüllt. Im besten Fall handelt es sich um die Einrichtung, in der die angehenden Erzieher später auch arbeiten wollen. 

Von den Erzieheranwärtern im Berufspraktikum wird viel erwartet – neben ihrer täglichen Arbeit in der sozialpädagogischen Einrichtung, in der sie sich einbringen müssen, bekommen sie auch Aufgaben von der Fachschule gestellt. Regelmäßige Unterrichtsbesuche, die auch bewertet werden, entscheiden darüber, ob die Anwärter zur Abschlussprüfung zugelassen werden. 

Falls schon vor der Ausbildung zum Erzieher eine Berufsausbildung im sozialpädagogischen Bereich absolviert wurde oder falls bereits viel Praxiserfahrung gesammelt wurde, kann das Anerkennungsjahr verkürzt werden oder entfällt sogar gänzlich. Auch in Teilzeit kann es absolviert werden, wenn private Gründe das nötig machen.


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