Zeckenalarm: Bleiben Sie ruhig und handeln Sie richtig
Zecken können ernste Krankheiten, wie Borreliose oder FSME, übertragen. Insofern besteht Einigkeit darüber, dass eine Zecke so schnell wie möglich entfernt werden soll. Dennoch wirft ein Zeckenbiss in Ihrem und im Alltag Ihrer Mitarbeiter eine Vielzahl rechtlicher Fragen auf, die wir Ihnen hier gerne beantworten möchten.
Praxisbeispiel
Hanna Berger ist 2 Jahre alt und besucht die Kita „Wiesengrund“. Eines Mittags stellt eine Erzieherin beim Windelwechsel fest, dass Hanna eine Zecke in der Kniekehle hat. Sie informiert die Leitung. Gemeinsam überlegen sie, was jetzt zu tun ist.
Rechtlicher Hintergrund
Auch wenn Zecken so schnell wie möglich entfernt werden sollen, dürfen Sie und Ihre Mitarbeiter eine solche Entfernung nicht ohne Zustimmung der Eltern vornehmen. Denn es handelt sich nicht um eine Maßnahme der Ersten Hilfe, sondern streng genommen um einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit des Kindes. Und dieser darf nur von Ihnen vorgenommen werden, wenn die Eltern ihr Okay hierzu gegeben haben. Dies hat die gesetzliche Unfallversicherung in einem Rundschreiben vom 30.03.2016 klargestellt.
Das ist zu tun
Informieren Sie sich anhand der folgenden Fragen und Antworten, was Sie zur Zeckenentfernung im Kita-Alltag wissen sollten. Informieren Sie auch Ihr Team, damit dieses im Ernstfall sicher reagieren kann und weiß, was zu tun ist.
Frage: „Sind wir verpflichtet, Zecken in jedem Fall zu entfernen?“
Antwort: Nein. Eine solche Verpflichtung gibt es nicht, auch wenn es natürlich sinnvoll ist, Zecken möglichst zeitnah zu entfernen. Es handelt sich nicht um eine klassische Erste Hilfe-Maßnahme, zu der jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten verpflichtet ist.
Frage: „Müssen wir die Einwilligung der Eltern einholen, bevor wir in der Kita eine Zecke entfernen?“
Antwort: Ja. Ohne diese Einwilligung wäre das Entfernen einer Zecke eine Körperverletzung. Sie würden sich – streng genommen – sogar strafbar machen, wenn Sie eine Zecke ohne Einwilligung der Eltern entfernen würden.
Trauen Sie es sich in der konkreten Situation zu, die Zecke zu entfernen und haben Sie das notwendige Equipment, z. B. eine Zeckenzange, Zeckenkarte oder Pinzette, sollten Sie die Zecke zeitnah entfernen. Markieren Sie die Einstichstelle mit einem wasserfesten Stift, sodass sich rekonstruieren lässt, wo der Stich war und ob sich dort eine Entzündung zeigt. Dies ist häufig das erste Anzeichen für eine Infektion.
Frage: „Was passiert, wenn bei der Entfernung einer Zecke etwas schief geht? Müssen wir dann damit rechnen, für den Schaden persönlich haften zu müssen?“
Antwort: Nein. Das gilt jedenfalls dann, wenn Sie sich bemüht haben die Zecke fachgerecht zu entfernen und die Eltern der Entfernung schriftlich eingewilligt haben. Dann handelt es sich um einen Kita-Unfall, für dessen Folgen die Unfallkasse aufkommt. Etwas anderes gilt, wenn Sie die Zecke eigenmächtig entfernen. Dann müssen Sie ggf. mit Schadenersatz- und Schmerzensgeldforderungen der Eltern und mit einer Strafanzeige wegen Körperverletzung rechnen.
Frage: „Wie reagieren wir richtig, wenn Eltern nicht in eine Zeckenentfernung eingewilligt haben?“
Antwort: Informieren Sie die Eltern telefonisch und schildern Sie ihnen die Situation. Dann müssen diese entscheiden, wie Sie weiter vorgehen wollen. Mit Weitergabe der Information an die Eltern, liegt die Verantwortung bei diesen.
Frage: „Wie müssen wir einen Zeckenbiss in der Kita dokumentieren?“
Antwort: Halten Sie alle in der Kita festgestellten Zeckenbisse im Verbandsbuch fest. Sinnvoll ist es, den Zeckenbiss auch in einem Foto festzuhalten. Wenn es durch den Zeckenbiss zu einer Übertragung einer Krankheit kommt, kommt die Unfallkasse für die Behandlungs- und die gegebenenfalls hieraus resultierenden Folgekosten auf. Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter insbesondere für diesen Punkt. Denn eine lückenlose Dokumentation des Zeckenbisses ist Voraussetzung dafür, dass dieser von der Unfallkasse als Kita-Unfall anerkannt wird.
Empfehlung
Legen Sie für Ihre Kita einen Standard für den Umgang mit Zeckenbissen fest. Nehmen Sie auch Ihr Team mit.